„Alle kochen nur mit Wasser“
Wildkraut entfernen bei einem Firmenkunden – für diese Aufgabe machte sich Jochen Stahl, Geschäftsführer von Garten Stahl in Boxberg, auf die Suche nach der besten Methode und dem passenden Gerät.
von Susanne Wannags erschienen am 06.05.2025Bürsten, Feuer, Strom, heißer Schaum und heißes Wasser – unerwünschten Wildkräutern kann mit vielen Methoden zu Leibe gerückt werden. „Als ich mich für einen Auftrag damit beschäftigt habe, war ich überzeugt, dass Heißwasser die Technologie ist, die funktionieren könnte“, erinnert sich Jochen Stahl.
Bis aus dem „könnte funktionieren“ ein „funktioniert“ wird, müssen allerdings einige Voraussetzungen gegeben sein. „Zunächst einmal kommt es darauf an, wie heiß das Wasser tatsächlich aus der Lanze herauskommt. Schon hier trennt sich bei den Herstellern die Spreu vom Weizen.“ Empfohlen wird eine Temperatur von mindestens 90°C, doch Stahl hat die Erfahrung gemacht: je heißer, desto besser. Denn auf dem Weg von der Lanze zum Boden kühlt der Wasserstrahl ab.
Zwei Fragen für die Hersteller
Um sich einen Überblick über die verschiedenen Geräte zu verschaffen, nutzte Jochen Stahl die GaLaBau in Nürnberg. „Letztlich kochen ja alle nur mit Wasser“, schmunzelt er. Doch es gibt Unterschiede. Auf der Messe wollte er deshalb zwei Dinge wissen: „Wie hoch ist die Wassertemperatur am Ende der Lanze tatsächlich?“ und „Wie heiß wird der Schlauch?“ Denn: „Wird ein heißer Schlauch über eine Rasenfläche geführt, kann es passieren, dass der Rasen verbrennt.“

Überzeugt haben den Landschaftsgärtner letztlich die Unkrautvernichter des österreichischen Herstellers Keckex aus Sulz. Bei den Geräten kommt ein bis zu 130°C heißes Wasser-Dampf-Gemisch aus den Lanzen, das bis zum Auftreffen auf den Boden immer noch heiß genug ist, um die Pflanzenproteine zu zerstören – bis hinunter zur Wurzel. Wirksam ist es auch gegen Moos und Algen. Außerdem ist der Schlauch der Geräte so gut isoliert, dass die Erwärmung den zu erhaltenden Pflanzen nicht schadet.
Aus der Praxis für die Praxis
Stahl entschied sich für das Komex M13 500. „Überzeugend finde ich auch, dass das Gerät von einem Praktiker entwickelt wurde.“ Keckex-Geschäftsführer Michael Keckeis war selbst als Reinigungsdienstleister für Kommunen tätig. Das Zubehör der Maschine ist umfangreich. Stahl hat neben der Balkenlanze auch noch eine Zylinderlanze mit einer Gummimanschette im Einsatz. „Damit kommt das Wasser nochmal heißer auf der Pflanze an.“ Sinnvoll ist das zum Beispiel für einzelne Unkräuter in Kiestraufen, in denen sich das Wasser durch den Untergrund nicht so regelmäßig verteilt wie beispielsweise auf einer Pflasterfläche. Für größere Flächen gibt es außerdem noch einen Dampfkopf.

Sorgfalt trotz einfacher Handhabung
Die Bestellung wickelte Jochen Stahl über den Agrarhändler seines Vertrauens ab. „Mein Händler hat das Gerät erst mal seinem Werkstattmeister hingestellt, um herauszufinden, ob es sich gut reparieren lässt. Als von dort grünes Licht kam, haben wir es gekauft.“
Auch wenn die Bedienung des Heißwassergerätes keine besonderen Vorkenntnisse erfordert, ist Sorgfalt bei der Anwendung gefragt. Heißes Wasser und Schnelligkeit vertragen sich nicht. Ob sorgfältig gearbeitet wurde, merkt man spätestens, wenn die abgestorbenen Pflanzenteile nach einigen Tagen abgekehrt werden. „Im Idealfall ist alles braun, was vorher grün war“, erklärt Stahl. „Ist ein Halm oder ein Blatt nicht durchgedörrt, war man zu schnell.“
Regelmäßigkeit bringt Erfolg
Nach dem ersten Jahr Unkrautentfernung mit Heißwasser ist der GaLaBau-Unternehmer sowohl vom Gerät als auch von der Methode immer noch überzeugt. Klar ist aber auch: Verkaufen lässt sich diese Dienstleistung nur als Paket mit mehreren Einsätzen. „Es ist kein Roundup, also keine Chemie, mit der man Pflanze und Samen unwiederbringlich zerstört.“

Mindestens eine Vegetationsperiode lang sollte man regelmäßig mit dem Heißwasser gegen den unerwünschten Aufwuchs vorgehen. „Etwas nicht mehr wachsen zu lassen dauert genauso lange, wie etwas zum Wachsen zu bringen. Eine Pflanzung ist auch erst nach ein, zwei Jahren schön.“ Welchen Erfolg die Maßnahme auf lange Sicht hat, hängt zudem vom Untergrund ab. „Wenn sich beispielsweise in den Fugen der Pflasterplatten Erde befindet, ist man relativ machtlos gegen die Natur.“ Dieser Beikrautaufwuchs lässt sich dann mit regelmäßiger Pflege zwar in Schach halten, wird jedoch immer wieder einen Weg finden.
Übrigens muss die zu behandelnde Fläche nicht unbedingt horizontal sein: Auch vertikale Flächen wie Fassaden oder Mauern können von unerwünschtem Aufwuchs befreit werden. Die Geräte sind ebenso für die Desinfektion von Sitzflächen und Spielgeräten geeignet und entfernen auch Kaugummi von Oberflächen.
Toleranz für mehr Grün
Eine Entwicklung, die Jochen Stahl sehr begrüßt, ist die Entsiegelung von Flächen und die gezielte Begrünung von Belägen und Fugen. „Ein Vorreiter ist für mich die Firma braun-steine mit ihren Betonsteinen.“ Dort gibt es nicht nur Pflastersysteme, die viel Platz für die Begrünung der Fläche lassen, sondern auch Vorschläge zur Pflanzenauswahl und entsprechende Substrate. Eins ist für Stahl allerdings klar: „Wenn wir Flächen entsiegeln und beispielsweise Fugen begrünen sollen, dann muss sich auch die optische Toleranz ändern.“ Eine sauber gekehrte Pflasterfläche und mehr Natur funktionieren auf derselben Fläche nicht gemeinsam.
Während bei Gewerbebetrieben die Unkrautentfernung oft Bestandteil der Pflegeverträge ist, ist die Nachfrage der Privatkunden nach dieser Dienstleistung noch verhalten. „Wer einen Garten hat, denkt daran, dass er gerne eine schöne Terrasse hätte oder dass die Treppe erneuert werden müsste, aber eher selten, dass das Unkraut zwischen den Platten von einem Dienstleister entfernt werden muss“, sagt Stahl. Innerhalb des Gartenpflege-Abos, das das Unternehmen seit einiger Zeit anbietet, ist die Unkrautentfernung ein Baustein von vielen.

In der Gartenpflege sieht Jochen Stahl viel Potenzial – sowohl für die Branche, als auch für den eigenen Betrieb. „Die Pflege ist ein guter Einstieg bei einem Kunden. Außerdem macht sie mir im Sinne grüner Lebensqualität viel Spaß. Ich mag es, wenn ich Menschen den Aufenthalt im Garten schöner machen kann, ohne gleich alles umzugraben und umzubauen.“ Pflanzen und Pflege wirken oft Wunder und sind nachhaltiger als der komplette Umbau eines Gartens.
„Wenn wir Fugen begrünen sollen, muss sich die optische Toleranz ändern.“ Jochen Stahl
- Garten-Stahl GmbH
- Firmengründung: 1992
- Gesellschaftsform: Kapitalgesellschaft
- Geschäftsführer: Waldemar Stahl und Jochen Stahl
- Tätigkeitsfelder: Garten- und Landschaftsbau, Pflege
- Mitarbeiter: 10 gewerbliche Mitarbeiter, davon 4 in der Pflege
- Fuhrpark/Maschinen: 2 Radlader; 2 Lkw, 4 Bagger, viele Klein- und Pflegegeräte
- Branchensoftware: Greenware
- Auftraggeber: 20 % privat, 55 % öffentlich, 35 % gewerblich
- Mitgliedschaft: VGL Baden-Württemberg e.V
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