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Tjards Wendebourg

First-World-Problems

Wer im Fernsehen die zerschossenen Häuser, die Bombentrichter in den Straßen und die zerfetzten Straßenbäume sieht, kann das Gefühl bekommen, dass wir uns in den vergangenen Jahren mit ziemlichen Luxusproblemen beschäftigt haben.

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Barbara Sommer/ DEGA
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Ob jeder Baum ausreichend oft begutachtet, jede Bürgersteigplatte so beschaffen ist, dass niemand stolpert, ist angesichts von Tod und Verwüstung, die ein von imperialer Verblendung getriebener Führer über die Ukraine bringt, für die Menschen dort unerheblich. Für sie geht es um das nackte Überleben in einem ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung und die historische Substanz geführten Angriffskrieg.

Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass der Überfall auf die Ukraine unseren Fokus gewaltig verändern wird. Das fängt an bei der Verschiebung der Aufmerksamkeit in der Politik, für die die Verteidigungsfähigkeit, der Umbau der Energieversorgung, die Sicherung unserer (digitalen) Infrastruktur und der Schutz des sozialen Zusammenhalts in den Vordergrund rückt. Und sie reicht bis zu den veränderten Anforderungen in den Kommunen, die erneut Flüchtlinge unterbringen müssen – und das um so mehr, je länger der Krieg anhält und je instabiler das Konstrukt ist, das am Ende als Nachkriegsordnung entsteht.

Die Zukunftsaufgaben werden dabei nicht weniger. Denn dem Klima ist es ziemlich Wurscht, ob wir es beachten oder nicht. Es wandelt sich weiter. Der einzig richtige lokale Schluss daraus ist deshalb, das Umdenken zu beschleunigen. Alle Prozesse und Ordnungsprinzipien müssen jetzt auf den Prüfstand. Nicht Sauberkeit und Sicherheit um jeden Preis sind erstrebenswerte Ziele, sondern Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit. Wer gesehen hat, wie trügerisch unsere Sicherheiten sind, wie schnell geltende Standards abgeräumt werden können, der weiß, dass wir andere Prioritäten brauchen.

Zum Start in die neue Saison deshalb: Lasst mehr wachsen; konzentriert euch darauf, wie man die lokalen Potenziale der Energieversorgung nutzen kann; schaut, wo sich Energie – auch an der Tankstelle – einsparen lässt; geht in die Kommunikation mit den Bürgern; prägt neue Bilder und lebt den Zusammenhalt. Schneidet alte Zöpfe ab und schaut, dass die Kapazitäten für wichtigere Aufgaben zur Verfügung stehen. Es gibt keine Gemeinde, in der es nicht viel für die Zukunft zu tun gäbe. Wir haben andere Probleme, als uns über die Anzahl von Stellplätzen Gedanken zu machen. Wir brauchen Bildung, nachhaltige Energie und sozialen Zusammenhalt. Und da können wir auch einiges dazu beitragen.

2 Kommentare
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  • User_MTYxODE5OQ 01.04.2022 11:59
    Am Besten stellt man die Widergabegeschwindigkeit auf 1,25 oder gar 1,5, denn der Vortrag ist echt lange. Trotzdem nimmt jeder, der ihn sich angehört hat eine Menge mit im Verständnis dessen, was da in Osteuropa gerade abgeht. Ich empfehle: https://www.youtube.com/watch?v=gOO3Q06aCn4
    • TW 01.04.2022 13:03
      Hallo Herr Pressel! Herzlichen Dank für den Link - ich habe den Vortrag quergehört und kann vielem zustimmen. Allerdings lässt es mir zu viel Verständnis für einen rücksichtslosen Machtpolitiker erkennen, der ja immer wieder und an vielen Stellen gezündelt hat. Aber ich stimme der Strategie zu, den Konflikt zu begrenzen. Angesichts der permanenten Lügen des Kreml funktioniert das aber sicherlich nicht, zu verhandeln, ohne gleichzeitig der Ukraine auch mit Waffen zu helfen. Schließlich hätte sie derzeit dann nur die Option, sich zu ergeben oder ihre Soldaten zu opfern. Aber richtig ist - und das habe ich ja auch schon so gesagt - dass es eine Perspektive für Rußland in Europa geben muss. Allerdings halte ich für sehr zweifelhaft, dass darin Putin eine Rolle spielen kann. Viele Grüße, Tjards Wendebourg
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