Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?
Aus aktuellem Anlass möchten wir von Ihnen wissen: Wie lösen Sie in Ihrem Betrieb die Situation für Eltern von schulpflichtigen oder Kita-Kindern? Gibt es schon Auftragsrückgänge oder Absagen, weil die Kunden befürchten, aufgrund von Kurzarbeit oder Firmenschließungen weniger Geld zu verdienen? Welche Vorsorgen treffen Sie für Ihren Betrieb und Ihre Mitarbeiter? Haben Sie einen Notfallplan? Haben Ihre Kunden Verständnis, wenn Sie Ihre Aufträge nicht wie verabredet abarbeiten können (z.B. aufgrund von Lieferengpässen, weniger Mitarbeitern)?
- Veröffentlicht am
Noch kein Auftragsrückgang
Unsere Mitarbeiter haben entweder Kinder, die aus dem schulpflichtigen Alter raus sind, oder aber noch gar keine Kinder. Allerdings ist die Betreuung meines eigenen Sohnes (zwei Jahre) aktuell schwierig. Hier arbeiten wir an einer Lösung, die eine Kombination aus mehreren Modellen sein wird: zeitliche Flexibilität meinerseits, Homeoffice oder Arbeitszeitverschiebung meiner Frau (externer Arbeitgeber). Ein Betreuungskonzept im elterlichen Wechsel. Dies ist auch mein Ansatz, wäre es bei einem meiner Mitarbeiter zu solch einem Fall gekommen.
Einen Auftragsrückgang kann ich bisher nicht verzeichnen. Wir haben einen guten Vorlauf von circa sechs Monaten und hoffe, dass wir damit unbeeindruckt durch die aktuelle Lage kommen. Allerdings ist unser Telefon trotz Sonnenscheins bisher am heutigen Tage schon recht ruhig. Unsere Mitarbeiter sind mehrfach angewiesen, sich an die gängigen Verhaltensanweisungen zu halten und möglichst auch in ihrer Freizeit die sozialen Kontakte zu beschränken.
In jedem Fahrzeug und jedem Raum des Betriebs liegen Betriebsanweisungen speziell für die aktuelle Lage mit Coronavirus SARS - CoV 2 - Risikogruppe 3 aus. Ein Notfallplan für unseren relativ kleinen Betrieb wäre eine Schließung. Dies geht natürlich nur auf beschränkte Zeit. Kurzarbeit wäre sicher auch möglich.
Wir möchten jedoch versuchen, so lange wie möglich „normal“ weiterzuarbeiten. Sollte dies nicht mehr möglich sein aufgrund von Ausfällen oder Lieferengpässen, dann müssen wir uns tatsächlich mit oben genannten Maßnahmen beschäftigen. Wir sind guter Dinge, dass wir mit den üblichen, einfachen Mitteln und Verstand gesund durch diese Krise kommen und auch wirtschaftlich keinen Schaden nehmen. Sollte sich für uns speziell die Lage verschärfen, schätze ich alle unsere Kunden als sehr verständnisvoll ein.
Henning Wenderoth führt einen Betrieb in Leverkusen.
Keine Lieferengpässe
Wir arbeiten zurzeit bei einem privaten Kunden, der am vergangenen Wochenende aus einem Risikogebiet in Österreich zurückgekommen ist. Ich hatte mir schon als Arbeitgeber Gedanken gemacht, ob ich es verantworten kann, meine Mitarbeiter auf diese Baustelle zu schicken. Beim Eintreffen am Montagmorgen habe ich den Kunden mit gebührendem Abstand begrüßt und auch er war sich der Situation bewusst. Gemeinsam besprachen wir, welche Bereiche für uns sind und wo er sich bewegen kann. Das funktioniert bisher ganz gut.
Auch beim Baustoffhändler bekommen wir bisher alles noch wie gewohnt, nur dass auch hier ein Mindestabstand eingehalten wird. Sofern es personell keine Ausfälle gibt, können wir wie gewohnt weiterarbeiten. Sollte es mit den Lieferanten zu einem Engpass kommen, werden wir andere Arbeiten ausführen. In unseren Fahrzeugen führen die Mitarbeiter Desinfektionsmittel mit, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Wir sind froh, dass der Januar und Februar so mild waren und wir da einiges schon erledigen konnten.
Sollte wider Erwarten der Fall eintreten, dass wir gar nicht mehr raus dürfen und die Arbeit einstellen müssen, würden wir zwar einen kleinen Puffer haben, um es aufzufangen, dieser wäre aber auch nur begrenzt.
Alexander Tilburs ist Chef eines Betriebs in Schmitten im Taunus.
Pflegeauftrag storniert
Wir haben keine Mitarbeiter mit Kindern, sodass uns das Betreuungsproblem nicht betrifft. Eine Kundin hat einen Pflegeauftrag storniert. Sie hat ein Messebauunternehmen und zurzeit 100% Ausfall. Wir haben alle Mitarbeiter verstärkt auf die ausgegebenen Hygienemaßnahmen hingewiesen, ihnen nahegelegt, auch in ihrer Freizeit Kontakte möglichst zu unterlassen und wenn jemand sich krank fühlt oder eines der Symptome aufweist, nicht zur Arbeit zu erscheinen. Einen Notfallplan gibt es zurzeit nicht. Bisher kam es noch nicht zu Verschiebungen im Kundenbereich, in der Regel haben unsere Kunden aber für solche Fälle Verständnis.
Susanne Meerkamp arbeitet bei Wolf & Jäger in Mettmann.
Kolonnen arbeiten im Schichtdienst
Da wir unser Unternehmen sowieso nach und nach digitalisieren, war die Umstellung nicht so schwierig. Wir arbeiten mit Cloud-Telefonie, können von jedem Gerät aus mit Outlook, allen Office-Programmen und unserer Business-Software von Dataflor arbeiten (über einen VPN-Zugang). Also bewegen sich die Rechner in unserem Büro teilweise wie von Geisterhand, denn wir haben komplett auf Homeoffice umgestellt. Lediglich unser Geschäftsführer erledigt die Büroarbeit in unserem neuen Büro.
Kundentermine werden tatsächlich noch wahrgenommen. Jedoch begrenzen wir zunehmend die Anzahl und achten auch auf die Art der Termine. Zum Beispiel ist ein Ortstermin im Garten eher möglich, als ein langer Bürotermin am Besprechungstisch.
Bei unseren Kolonnen haben wir auf einen Schichtdienst umgestellt. Die Teams sehen sich nicht und Arbeitsbeginn ist um 30 Minuten zeitversetzt. Feste Kolonnen und Maschinen dürften das schlimmste im Ernstfall verhindern.
Somit hoffen wir, dass es schnell Frühling wird und wir vielleicht doch durch höhere Temperaturen vor der Pandemie verschont werden. Bis dahin bleiben wir alle achtsam, kümmern uns um unsere Mitmenschen und wünschen jedem lange Gesundheit!“
Thomas Lösing ist Planer bei Winterhalten GaLaBau in Schöppingen.
Nachfrage nach Pflanzen könnte steigen
Die Eltern mit Schul- oder Kitakindern erhalten entweder die notwendige Zeit, um sich um eine Betreuung zu kümmern oder die Kinder selbst zu betreuen oder wir reagieren entsprechend flexibel, was die Arbeitszeiten betrifft: Die Arbeit kann bei Teilzeitkräften statt vormittags ja auch nachmittags erledigt werden.
Bisher haben wir beim GaLaBau und den Gartencentern keine negativen Rückmeldungen. Wir erhalten eher die Rückmeldung, dass die Gartencenter am Samstag und auch am Montag voller als gewöhnlich sind. So könnte in der Krise auch eine Chance liegen: Die Mitmenschen verbringen mehr Zeit im Garten und brauchen noch Pflanzen, um diesen zu verschönern.
Information zu Vorbeugung einer Ansteckung, Infektionswege, Betriebsanweisung zum Thema Hygiene, Bereitstellung von Desinfektionsmittel. Hautschutzplan und Papierhandtücher sind ohnehin selbstverständlich.
Wir haben keinen minutiösen Notfallplan, sind jedoch gut informiert über die wichtigsten Optionen: Kurzarbeit sowie zinslose Kredite, angekündigt durch die Bundesregierung.
Bisher liefern wir wie geplant aus. Es sieht auch bisher alles danach aus, dass dies die restliche Woche weiter so erfolgen wird. Wir können nicht mehr als unsere Aufträge abarbeiten, eventuelle Verzögerungen rechtzeitig, klar und freundlich kommunizieren.
Christoph Hokema ist Geschäftsführer von Fehrle Stauden in Schwäbisch Gmünd.
Materialbeschaffung wird schwierig
Derzeit spielt es noch keine Rolle, wir haben keine Ausfälle und die Kinderbetreuung hält sich mit 5% der Belegschaft noch in Grenzen.
Wir haben relativ viele Junge Mitarbeiter und Azubis (70 %) und einen Teil ältere Mitarbeiter (25 %), deren Kinder nicht mehr betreut werden müssen.
Bei einem Schulobjekt profitieren wir jetzt, da wir keine Rücksicht auf die Pausenzeit und den Baulärm am Vormittag achten müssen.
Probleme sehe ich bei der Materialbeschaffung, denn Lager gibt es bei den Händlern nicht mehr. Ein Lkw mit Material für eine Versickerungsanlage blieb an der Grenze zu Tschechien stehen. Wahrscheinlich musste der Fahrer zu lange an der Grenze warten. Das Material soll nun heute kommen.
Jörg Edelmann ist Inhaber eines Betriebs in Isny.
Notfallplan ist vorhanden
Wir bauen aktuell noch Überstunden ab, wenn Mitarbeiter die Kinderbetreuung übernehmen müssen. Eine Kinderbetreuung im Betrieb ist unserer Einschätzung nach nicht sinnvoll, da sonst Kontakte zustande kommen, welche sonst nicht vorhanden wären.
Für die nächsten Wochen ist die Lage nicht einschätzbar, da sie sich täglich ändert. Wir versuchen, den Betrieb aufrecht zu erhalten und die Empfehlungen der Behörden dabei umzusetzen. Gemeinsam mit den Mitarbeitern versuchen wir auch, intern die Kontakte zu minimieren (kein Händeschütteln, feste Teams, versetzte Arbeitszeiten,…).
Aktuell haben wir noch keine Rückgänge oder Absagen und viel Verständnis seitens der Kunden, wenn sich die Ausführung verschiebt.
Ein grundsätzlicher Notfallplan mit Befugnissen und Vertretern unter den Mitarbeitern liegt schon länger vor und wird aktualisiert und fast täglich angepasst. Sowohl die Behörden als auch die Verbände geben schnell die aktuellen Informationen weiter und wir setzen diese sofort um.
Es ist sehr schwer, Prognosen für die nächsten Tage oder Wochen zu treffen, aber wir fühlen uns vorbereitet und kommen unserer Verantwortung gegenüber unserer Umwelt nach.
Team Weller GaLaBau in Beilstein.
Kunden haben Verständnis
Bei uns gibt es keine Auftragseinbrüche. Wir haben keine Kinder und somit auch keine Betreuungsprobleme. Es gibt keinen Notfallplan. Desinfektionsmittel befinden sich im Einsatzauto. Ja, unsere Kunden haben Verständnis.
Wolfgang Schorr ist Chef eines Betriebs in Nürnberg.
Lieferengpässe bei Schüttgütern
Seit diesem Wochenende spüren wir diverse Einschränkungen in Form von Lieferungen für Schüttgüter. Auch die Problematik der Kinderbetreuung macht sich schon bemerkbar. Bei Kundenaufträgen haben wir noch keine Einschränkungen. Wir haben mit dem Steuerberater und der Hausbank Kontakt aufgenommen, um uns dann entsprechend vorzubereiten.
Wolfgang Schirmer leitet Schirmer Gartenträume in Weinböhla.
Große Nachfrage nach der Krise
Wir schätzen die aktuelle Situation erst einmal als bedenklich für die nächsten zwei bis drei Monate ein. Jedoch wird der Garten- und Landschaftsbau danach eine extreme Nachfrage erleben. Die Menschen wollen keine Fernreise mehr, sondern es sich zu Hause schön machen.
Die extremen Katastrophenszenarien, die gerade von Berufskollegen herbeigeschworen werden und die unnötige Panik werden der größte Schaden sein. Das verunsichert nur den Verbraucher.
Unsere Branche wird als eine der wenigen nur mit einem blauen Auge oder weniger davonkommen
Torsten Hainmüller ist Chef von Hainmüller Gartengestaltung in Steißlingen.
Distanz halten ist unerlässlich
Unser Büro ist immer besetzt, allerdings arbeiten die meisten im Homeoffice. Wir achten verstärkt auf Hygiene. Grundsätzlich glauben wir, dass das Arbeiten in den Gärten kein Risiko darstellt. Um den Kontakt zu verringern, starten wir morgens zeitversetzt. Wir gehen davon aus, dass die Corona-Krise auch für Blattwerk zu wirtschaftlichen Einbußen führen wird. Wer Kinder zu Hause betreuen muss, kann sich nach Bedarf und in Absprache von der Arbeit freistellen lassen.
Für mich persönlich ist die größte Herausforderung, Gemeinschaft und Solidarität nicht mehr durch Nähe erleben zu können, sondern Distanz halten zu müssen.
Hartmut Bremer, Blattwerk Gartengestaltung in Stuttgart.
Staatliche Hilfen notwendig
Allgemein beurteilen wir die Situation sehr besorgt: Aus gegebenem Anlass beteiligen wir uns gern, damit der Ernst der Lage auch dort ankommt, wo außer Zwangsbeiträgen und Abgaben für Mittelständler nichts geboten wird: zum Beispiel bei der IHK und den Verbänden. Diese haben jetzt die Pflicht ALLES zu tun, um auf die katastrophale Lage aufmerksam zu machen! Handwerk und produzierendes Gewerbe können nicht die Belegschaft ins Homeoffice schicken. Wer baut dann die Gärten? Ohne Förderungen, Kurzarbeitergeld und steuerliches Entgegenkommen werden viele Betriebe diese Krise nicht meistern können. Wenn es "Rettungsschirm" für korrupte Banken gibt, sollte es sehr großzügige Förderungen und Erleichterungen für ehrliche und hart arbeitende mittlere und kleine Betriebe geben, die immerhin das Gros der Arbeitsplätze bereitstellen und die Hauptsteuerlast tragen.
Die Kinderbetreuung wird folgendermaßen geregelt: Wie im Krankheitsfall, können Mitarbeiter dann bei Lohnfortzahlung daheimbleiben oder Urlaub nehmen. Hoffen wir, dass die Krankenkassen da mitspielen.
Auftragsrückgänge/Absagen von Kunden: Bei uns eher indirekt: Eigentümerversammlungen werden abgesagt, Beiratstreffen und Baubesprechungen ebenso. Dadurch keine Beschlüsse und somit eine Saison mit verschleppten oder gar keinen Aufträgen! Vorsorge für die Mitarbeiter: Wir müssen ein "Modell" für alle finden! Aber das kam zu schnell, um reagieren zu können. Es gibt keine kurzfristige Lösung. Kurzarbeitergeld oder Entlassungen werden die Folge sein!
Wir haben keinen Notfallplan. Unsere Kunden sind sehr verständnisvoll. Bisher. Den meisten geht es ähnlich! Es hängt alles davon ab, wie lange diese Krise dauert. Viele Firmen haben kaum mehr als ein bis zwei Monate Budget, um umsatzfreie Zeiten zu überbrücken. Dann sind sie insolvent!
Götz Kerger führt einen Betrieb in München.
Keine Kundenreaktionen
Wir sind ein sehr kleiner Betrieb. Unser Pflegetrupp, der aus zwei Müttern besteht, wird jetzt nachmittags arbeiten, wenn die Ehemänner, die im Homeoffice arbeiten, fertig sind und die Kinderbetreuung übernehmen können. So treffen sie auch nicht mit den Baustellentrupps zusammen. Die restlichen Mitarbeiter haben bis auf einen in Elternzeit keine Kinder. Einen Notfallplan haben wir nicht. Denn wenn einer erkrankt, werden wir schließen müssen, mit Ausnahme des Büros. Bis jetzt haben wir keine Kundenreaktionen.
Gabriela Reichenberger ist Chefin eines Betriebs in Pörnbach.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.