Günter Rademacher, Prozessmanagerbei der Stadtreinigung Hamburg: Was ist uns Sauberkeit wert?
Die gemeinsame Grundlage für eine geregelte Stadtreinigung
liegt weit vor unserer Zeit. Im Vorderen Orient, so
ist es überliefert, wurden Essensreste, Fäkalien und Unrat
über Entwässerungsanlagen weggespült. In der Vergangenheit
waren es Seuchen und unhaltbare hygienische Umstände,
in Hamburg waren es die Pest im 16. und die Cholera im
19. Jahrhundert, die für die Gründung einer organisierten Stadtreinigung
sorgten. Von da an haben sich Müllabfuhr und Straßenreinigung
in unterschiedlichem Tempo und mit unterschiedlicher
Akzeptanz weiterentwickelt. Die Müllabfuhr/
Abfallwirtschaft ist heute nicht nur ein gigantischer Wirtschaftsfaktor,
sie ist auch in der Grundorganisation und in
ihrer finanziellen Ausprägung beim Bürger akzeptiert.
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Die Situation der heutigen Stadt- und Straßenreinigung ist
anders. Die Gewährleistung der Verkehrssicherheit auf Fahrbahnen
und Gehwegen sowie die Entleerung der Abfallkörbe
im öffentlichen Raum sind die regelhaft zu erbringenden Leistungen.
Für die beiden erstgenannten Tätigkeiten sind in vielen
Kommunen zum Teil auch die Anwohner zuständig.
Die Kosten werden durch Gebühren oder durch Steuermittel
gedeckt. Und hier beginnt das Problem. Immer knappere öffentliche
Mittel führten über viele Jahre zu großen Einschränkungen
in der Ausführung durch Betriebe der öffentlichen
Reinigung. Selbst wenn die Kosten über Gebühren gedeckt
werden sollen, so bleiben diese häufig, politisch bestimmt,
hinter den notwendigen Einnahmen zurück. Dies wirft die
Frage auf: Ist uns Sauberkeit nicht genug wert?
Die Stadtreinigungsbetriebe haben auf diese Umstände reagiert.
Die Arbeitsleistung wurde im Rahmen des Zumutbaren
erhöht, die Arbeitsprozesse stetig optimiert und zunehmend
manuelle Arbeitskraft durch Technik im Sinne der wirtschaftlichen
Optimierung ersetzt. Einzig die begrenzten Finanzmittel
sind der Grund dafür, dass wir eine Sauberkeitsdiskussion
führen und die Ansprüche auf mehr Sauberkeit nicht erfüllen
können. Da aber auch künftig Steuermittel nur begrenzt zur
Verfügung stehen, sollten wir die Wertigkeit einer sauberen
Stadt deutlicher herausheben. Was ist es uns wert, wenn die
Sauberkeit und unsere Sicherheit erhöht werden? Was ist es
uns wert, wenn der Wirtschaftsfaktor unserer Stadt aufgewertet
wird und Arbeitsplätze gesichert werden? Was ist es
uns wert, wenn wir und unsere Kinder in einer sauberen Stadt
und einem sauberen Wohnumfeld leben? Ich denke, wir sollten
die Diskussion um die nötige und mögliche Sauberkeit in
diese Richtung lenken.
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