Artenschutzverträgliche Pflege von Platanen
Baumpflegefachmann Ulrich Pfefferer aus Müllheim hatte in den 80er-Jahren ein eindrückliches Erlebnis: Bei Arbeiten in einer Platanenallee entdeckten er und seine Kollegen zahlreiche Fledermäuse. Das war der Auslöser, sich näher mit dem Leben im Baum, vor allem in Platanen, zu beschäftigen und das Wissen in Schulungen weiterzugeben. Und es entwickelte sich ein Forschungsprojekt, das nun in einer lehrreichen Broschüre mündete.
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Die Platane ist eine Baumart, die im Siedlungsbereich sehr präsent ist und in der täglichen Arbeit der Baumpflegepraxis nicht wegzudenken ist. Insbesondere ihr Wuchspotenzial, das potenziell hohe Alter und Pflegepraktiken, wie etwa die früher gängige Baumchirurgie, führen dazu, dass sich an Platanen vergleichsweise viele Höhlenstrukturen entwickeln können, die Lebensräume für verschiedene Arten bieten.
Um mehr über dieses Potenzial der Platane als Habitat für geschützten Arten zu erfahren, setzte das Regierungspräsidium Freiburg, Referat 56, mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg ein Forschungsprojekt um. Hierbei wurden an drei Platanenbeständen in Radolfzell, Karlsruhe und Müllheim von 2019 bis 2021 Detailerfassung von Fledermäusen, holzbewohnenden Käfern und Vögeln durchgeführt. Es wurden u.a. Fragestellungen zum naturschutzfachlichen Wert, zu Alter und Herkunft der Baumhöhlen, ihrer Bedeutung als Lebensraum und dem Gesundheitszustand der Bäume bearbeitet. Das Forschungsprojekt profitierte dabei von einem interdisziplinären Team mit Projektpartnern sowohl aus der Praxis der Baumpflege - Ulrich Pfefferer (Baumkultur Pfefferer, Müllheim) - als auch des Natur- und Artenschutzes - Gutachterbüro FrInaT.
Die Projekt-Ergebnisse zeigen, dass verschiedene - auch gefährdete und geschützte - Arten aus den untersuchten Artengruppen Höhlenstrukturen in vielfältiger Weise nutzen. Jeder Pflegeeingriff an einer Platane kann daher einen Konflikt mit dem Natur- und Artenschutz auslösen und stellt hohe Anforderungen an BaumpflegerInnen und Baumsachverständige. Insbesondere seit dem Auftreten des Massaria-Pilzes hat dieser Konflikt aufgrund des erhöhten Pflegeaufwands an Bedeutung gewonnen.
Die Ergebnisse des Projektes flossen in eine Broschüre ein, die diesen Konflikt thematisiert und anhand von Arbeitshilfen für sowohl die Praxis der Baumpflege als auch für Gemeinden und Behörden konkrete Lösungsansätze für eine artenschutzgerechte Baumpflege bietet. Sie zeigt praxisorientierte Lösungswege auf, die neben Platanen auch allgemein bei städtischen Baumbeständen angewandt werden können und schafft Klarheit über die Anforderungen des strengen Artenschutzes.
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