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Steckbrief Klimabaum

Südlicher Zürgelbaum (Celtis australis)

Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie „Steckbrief Klimabaum“ stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp – der Südliche Zürgelbaum.

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Detail Blätter und Früchte (Celtis julianae)
Detail Blätter und Früchte (Celtis julianae)Dr. Philipp Schönfeld
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Verbreitung: Das natürliche Verbreitungsgebiet liegt in Europa in Portugal, Spanien, Frankreich, auf  der Balkan-Halbinsel von Slowenien bis Griechenland; in Afrika in Algerien, Marokko, Tunesien, Türkei. Eingebürgert wurde die Art in der Schweiz, auf Zypern, in Israel, im Libanon, in Syrien, in Australien und in Kalifornien.

Lebensbereichkennziffer: 6.3.2.1 Steppengehölze und Trockenwälder; mäßig trockene bis frische Böden, Luft- und Bodentrockenheit vertragend, Boden schwach sauer bis alkalisch, sandig bis sandig-humos; Standort sonnig bis lichtschattig, hitzeverträglich und wärmeliebend. Die Art ist frostempfindlich und kalkliebend. Winterhärtezone 6b (mittlere jährliche Minimumtemperaturen von -20,5 bis -17,8 °C)

Klima Arten Matrix 1.2: Trockentoleranz „sehr geeignet“, Winterhärte „geeignet“ (Roloff, 2021)

Wuchs: 10 bis 20 (25) m hoch, 8 bis 10 m breit, Krone breit-rundlich, malerisch, unregelmäßig, breit ausladende Seitenäste. Stamm glatt.

Blätter: Sommergrün, eiförmig-elliptisch, mit langer, schwanzartig ausgezogener Spitze (bei C. occidentalis nur kurz zugespitzt), 5 bis 15 cm lang und 2 bis 4 cm breit, Basis unsymmetrisch, Rand scharf gesägt, oberseits dunkelgrün, zunächst mit steifen Haaren besetzt, später kahl und rau, unterseits graugrün und bleibend weich behaart. Die 5 bis 10 mm langen Blattstiele sind flaumig behaart. Die Nerven laufen nicht geradlinig bis zum Blattrand, sondern biegen plötzlich um und laufen am Blattrand entlang.

Blüten: ab Ende Mai, unscheinbar, weibliche Blüten 3 mm groß, meist einzeln an dünnen, behaarten, etwa 1 cm langen Stielen in den Blattachseln, männliche Blüten in Büscheln.

Früchte: Kugelig, bis 1,2 cm dick, rötlich, später purpurbraun-violettbraun, essbar, das Fleisch ist mehlig, süßlich, Reifezeit September. Die Früchte des Zürgelbaums werden in Südtirol für Süßspeisen und in Backwaren verwendet.

Hinweise zur Verwendung: Celtis australis steht am Naturstandort auf trockenwarmen, felsigen Hängen in Südeuropa und ist sehr strahlungsfest und trockenheitsverträglich. Er ist dort häufig als Park- und Straßenbaum zu finden. Die Verwendung als Straßenbaum nördlich der Alpen nimmt zu, vor allem in heißen Städten wie zum Beispiel Wien. Der Zürgelbaum ersetzt dort oft die inzwischen vermehrt krankheitsanfällige Platane. Allerdings ist in Mitteleuropa die Art nicht völlig winterhart. Sie wird daher nur in wärmebegünstigten Gegenden (Weinbauklima) in Parks und Gärten verwendet. Im Versuch „Stadtgrün 2021“ sind die Zürgelbäume am Kältestandort Hof/Münchberg in den zwei kalten Wintern nach der Pflanzung ausgefallen. Die Frostempfindlichkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab.

Als Tiefwurzler benötigt der Zürgelbaum tiefgründige Böden. Er wächst in der Jugend zunächst langsam.

Im Sämlingsversuch (der sogenannte 43er Versuch) an sechs Standorten in Deutschland von 2013 bis 2018 zeichneten sich an allen Standorten die beiden aus Saatgut vermehrten Zürgelbaum-Arten (C. australis und C. occidentalis) durch ihre starke Wüchsigkeit, hervorragende Blattgesundheit und hohe Hitzeverträglichkeit aus. Das Wurzelwachstum der Pflanzen war sehr gut. Nach drei Kulturjahren waren die Pflanzen zwischen zwei und vier Meter hoch und wiesen einen Stammumfang von sieben bis zehn Zentimeter auf.

Krankheiten sind nicht bekannt. Die Raupen des Zürgelbaumfalters (Libythea celtis) ernähren sich von den Blättern verschiedener Zürgelbaum-Arten, in Europa hauptsächlich von denen des Südlichen Zürgelbaums.

Es gibt keine Sorten.

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Weitere Celtis-Arten: Es gibt einige weitere Celtis-Arten, die erprobt werden sollten.  Sie werden derzeit allerdings nur selten von den Baumschulen angeboten und sind nur in geringen Stückzahlen verfügbar.

Celtis occidentalis

Lebensbereichkennziffer 3.1.1.2: Artenreiche Wälder und Gehölzgruppen; Gehölzgruppen mit robusten, stadtklimaverträglichen Arten mit weiter Standortamplitude, auch für schwierigere Standortsituationen geeignet; auf allen mäßig trockenen bis frischen Böden, schwach sauer bis alkalisch; alle ±nährstoffreichen Böden, außer leichten Sand- und schweren Tonböden. Er ist in die Winterhärtenzone 5a eingeordnet und damit deutlich frosthärter als Celtis australis.

Klima Arten Matrix 1.2: Trockentoleranz „sehr geeignet“, Winterhärte „geeignet“ (Roloff, 2021)

Neben Celtis australis ist der Amerikanische Zürgelbaum als nordamerikanischer Vertreter der Gattung noch am bekanntesten. Die Krone ist im Freistand sparrig, breit und malerisch. Der Baum erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 25 m. Im Herbst färben sich die Blätter gelb. Er ist nicht so trockenheitsverträglich wie C. australis. Die Sorte 'Magnifica' (Celtis occidentalis x  Celtis laevigata) wurde 1983 von Princeton Nurseries aus New Jersey in den Vereinigten Staaten gefunden. Die Selektion wächst schneller als beide Elternteile. Die Krone ist breit eirund und geschlossen und wird später vasenförmig. Der Zürgelbaum ‘Magnifica’ wird bis zu 15 m hoch und ca. 12 m breit. Winterhärtenzone 5a.

Celtis julianae Diese Art stammt aus dem zentralen und südlichen China. Es ist ein schnellwachsender, großer Baum mit einer ziemlich lockeren, schirmförmigen Krone. Er erreicht eine Höhe von 15 bis 20 m  und ein Breite von 12 bis 15 m. Der Standort sollte sonnig bis allenfalls halbschattig sein. Ein durchlässiger schwach saurer bis alkalischer  Boden wird bevorzugt. Winterhärtezone 6 (-23,3 bis -17,8 °C). Gut geeignet als Stadt- und Straßenbaum, da er Trockenheit, Hitze und Luftverschmutzung gut verträgt.

Netznerviger Zürgelbaum (Celtis reticulata)

Lebensbereichkennziffer 6.3.1.4, WHZ 6a

Klima Arten Matrix 1.3: Trockentoleranz „sehr geeignet“, Winterhärte „problematisch“ (Roloff, 2021)

Die Naturstandorte in Nordamerika liegen in Oregon, Washington, Idaho sowie in Süd-Kalifornien, der Sierra Nevada, Süd-Arizona, New Mexico und Texas. Er wächst dort auf Schwemmlandböden weit oberhalb der Wasserlinie und auf trockenen steinigen Böden. Diese Art ist sehr trockentolerant und ist noch auf Standorten mit 180 mm Jahresniederschlag zu finden. Es ist ein mittelhoher Baum oder auch großer Strauch, der 6 bis 9 m Höhe erreicht, in Ausnahmefällen aber bis zu 15 m hoch wächst. Die Blätter sind dick, runzelig und unterseits behaart. Die orangeroten essbaren Früchte wurden von den indigenen Amerikanern genutzt, werden aber auch von Tieren gefressen.

Chinesischer Zürgelbaum (Celtis sinensis)

Der Chinesische Zürgelbaum wächst in China in den Provinzen Anhui, Fujian, Gansu, Guangdong, Guizhou, Henan, Jiangsu, Jiangxi, Shandong, Zhejiang, Sichuan sowie in Korea Japan und Taiwan in Höhen von 100–1500 m. Wie viele andere Celtis-Arten ist auch diese Art wärmeliebend und wächst an einem warmen und trockenen Standort wesentlich schneller als in einem kühlen und nassen Standort. Ein gut durchlässiger Boden wird bevorzugt. Winterhärtenzone 7a (–17,7 bis –15,0 °C). Er ist schnellwachsend und erreicht eine Höhe von 15–20 m und bildet eine halboffene, schirmförmige bis runden Krone aus. Wie bei anderen Celtis-Arten auch hängen die langen einjährigen Äste über.

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