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5 Fragen an Baumpfleger Martin Weller

Eine gute Nachricht: "Es wird besser"

Martin Weller aus Beilstein ist mit über zehn Mitarbeitern in Baumpflege und GaLaBau im schwäbischen Beilstein zu Hause. Dabei musste er früh Verantwortung übernehmen. Er ist mehrfach ehrenamtlich engagiert, bildet aus und setzt sich für den Naturschutz ein.

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1) In vierter Generation, davon seit fast 15 Jahren als „Team Weller“, führst Du Deinen Betrieb mit Schwerpunkt Baumpflege. Was ist Dir als Chef gegenüber den Mitarbeitern und als Unternehmer gegenüber Kunden besonders wichtig?

Martin Weller: Ich sehe uns als Familie und versuche, jedes Teammitglied auch so zu behandeln. Wir verbringen jeden Tag viel Zeit miteinander, da ist der persönliche Aspekt mindestens genauso wichtig wie die Leistung. Außerdem bin ich überzeugt davon, dass ein gutes Betriebsklima und gute Leistung und Motivation sich gegenseitig bedingen. Dasselbe gilt auch für Kunden. Miteinander gelingen die besten Projekte, und nur so sind am Schluss alle zufrieden.

2) Was fällt Dir in Deiner Arbeit bezüglich des Baumschutzes in den letzten Jahren gehäuft auf und wie sind die Schlussfolgerungen?

Martin Weller: Großes Thema, kurze Antwort: Es wird besser. Bei vielen Auftraggebern und Planungsbüros sind Bäume mittlerweile kein lästiges Übel mehr, sondern werden integriert und geschützt. Es gibt noch viel Luft nach oben, und viele ausführende Firmen müssen sich noch mit dem Thema auseinandersetzen, dennoch ist ein klarer Trend spürbar. Vor zehn Jahren war Baumschutz, leider, noch ein Nischenthema. Ich hoffe, dass Baum- und Bodenschutz in zehn Jahren zum Mindeststandard gehören.

3) In Eurem Portfolio sieht man: Ihr setzt Euch auch für Landschaftspflege und die Natur ein. Welche Herausforderung siehst Du hier als die größte an?

Martin Weller: Die Landschaftspflege und der damit einhergehende Naturschutz ist ein historisches Thema. Unsere Kulturlandschaft lebt von einer regelmäßigen Pflege. Viele wertvolle Flächen sind mit heutigen Maschinen nur schwer, oft gar nicht, zu bewirtschaften. Daher ist es wichtig, anders zu denken. Man muss sich mit verhältnismäßig kleinen Maschinen, Dingen wie Bodendruck und Scherfestigkeit von losen Gesteinsmischungen auseinandersetzen. Meistens bekommt man von den Auftraggebern Listen mit zu erwartenden Pflanzenarten oder Besonderheiten auf den Flächen. Dennoch muss man eigenes Wissen mitbringen und dieses auch anwenden. Es kommt immer wieder vor, dass neue Arten auf den Flächen auftauchen und geschützt oder entfernt werden müssen.

Es handelt sich natürlich nicht immer um Biotope. Jede Streuobstwiese ist ein wertvoller Lebensraum für ein ganzes Ökosystem. Lässt man Diese einfach zuwuchern, werden für viele Pflanzen und Insekten die Wege zu lang und der geschlossene Verband geht verloren, damit auch der große Nutzen. Die größte Herausforderung ist neben der Aufklärung - viele wissen nicht, dass eine gemähte Wiese wertvoll ist - die Schwierigkeit, den Wert der entstehenden Kosten darzustellen. Die Arbeit kostet jetzt Geld, aber der positive Effekt ist leider nicht direkt erkennbar. Darum bin ich froh um jede junge Familie, die mit ihren Kindern Äpfel auflesen möchte und dadurch zum Naturschutz beiträgt. Hier nehme ich mir immer wieder gerne die Zeit für einen ungefragten Kurzvortrag, um die Zusammenhänge zu erklären.

4) Du engagierst Dich mehrfach ehrenamtlich – im Ort und im Verband GaLaBau. Woher nimmst Du die Zeit und was gibt Dir das? Kannst Du ehrenamtliche Arbeit empfehlen?

Martin Weller: Eine sehr gute Frage, die ich mir auch immer wieder stelle: Woher nehme ich die Zeit? Dabei sollte die Frage lauten: Wieso machen das nicht mehr Menschen? Ehrenamtliches Engagement ist ein Grundpfeiler der Gesellschaft. Viele unserer Hilfsorganisationen würden ohne das Ehrenamt nicht funktionieren. Vereine und Verbände könnten ihrer Bestimmung nicht nachgehen, und es würde bei jedem diese unglaubliche Vielfalt an Möglichkeiten fehlen.

Vielleicht betreibe ich das mit etwas zu viel persönlichem Einsatz. Zwischen drei und fünf Terminen pro Woche muss man wirklich wollen. Ich denke, es ist für jeden möglich, sich irgendwo ein bisschen zu beteiligen. Im Sportverein drei Mal im Jahr Thekendienst, bei der Feuerwehr alle paar Wochen dabei sein, im Gemeinderat sich für den Ort einbringen. Viele Möglichkeiten erfordern keinen riesigen Zeitaufwand und man lernt neue Leute und andere Sichtweisen kennen, man profitiert vom Gemeinschaftsgefühl, man erlebt gemeinsam Erfolge und hat noch das gute Gefühl, etwas für die Gemeinschaft getan zu haben. Ganz nebenbei macht sich das gut im Lebenslauf, und oft ergeben sich Verbindungen, die anders nicht entstanden wären. Ich empfehle allen ehrenamtliches Engagement, da sich der Zeitaufwand langfristig immer lohnt!

5) Nutzt Du Deine vielen Kontakte, um Jugendliche für einen grünen Beruf zu begeistern oder Bewusstsein für Umwelt und Natur zu wecken? Wie machst Du das?

Martin Weller: Ja, aber nur selten bewusst. Oft sind bei Kundenterminen Kinder mit dabei. Da erkläre ich nebenbei, warum der Regenwurm so wichtig ist. Wir pflegen einen guten Kontakt zu den Schulen in der Umgebung und bieten Schülerpraktika und Ferienjobs an. Da muss natürlich gearbeitet werden, Wissen mitgeben gehört aber genauso dazu. Es ist grundsätzlich auch nicht schwierig, junge Menschen zu begeistern. Je nach Alter ist der Bagger ausschlaggebend, klettern im Baum oder tatsächlich die positive Wirkung aufs Klima durch unsere Branche. Durch die Kinderbücher „Lotte und Oskar“ bietet sich auch immer wieder Gelegenheit, Werbung für den Beruf zu machen.

Die meiste Öffentlichkeitsarbeit in allen Bereichen wird aber vom Team gemacht. Im Garten sehen wir gut aus und verbreiten gute Laune, in der Landschaft nehmen sich Wanderer Zeit für ein Gespräch, und im Baum leben wir den Traum eines jeden Kindes.

Zur Person:

Martin Weller, Jahrgang 1984, verheiratet ein Sohn, ist mit zwei Schwestern auf einem Bauernhof aufgewachsen, den sein Vater zum Forstbetrieb entwickelte. Nach dem Realschulabschluss 2000 absolvierte Martin Weller eine Lehre als Koch und arbeitete als solcher, zuletzt in der Schweiz in einem 2-Sterne-Restaurant.

2004 belegte er den Kurs SKT/A (noch als Koch). "2006 hat sich mein Vater verletzt und ich bin aus der Schweiz zurückgekommen, um den Betrieb über Wasser zu halten. Ich war quasi erster Mitarbeiter", erzählt er. Nach einer Findungsphase, in der er vieles probiert hat, erfolgten Mitte 2007 die Abschlüsse ETW und 2008 ETT. "Damals war ich mit Abstand der jüngste ETT."

2010 wurde Martin Weller als Beirat in den Vorstand vom Fachverband Baumpflege gewählt. 2021 stieg er aus Zeitgründen (Familie und Engagement im GaLaBau-Verband) wieder aus. 2015 absolvierte er die Gärtnermeisterprüfung Fachrichtung GaLaBau, "weil ich unbedingt ausbilden wollte".

2017 erfolgte die Betriebsübernahme mit allen Rechten und Pflichten als vorgezogene Erbfolge (das war der ganzen Familie wichtig, Martin Weller würde das jedem empfehlen). Ab 2021 verstärkte er das Engagement im GaLaBau-Verband, auch, aber nicht hauptsächlich, als Vertreter der Baumfraktion. Inzwischen hat der Betrieb 10 Mann draußen auf der Baustelle. Infos zum Betrieb finden Sie hier.

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