Maschinen sollten keine Biotope sein
Es erstaunt mich immer wieder aufs Neue, was man so alles an Erdbewohnern in Motorgartengeräten finden kann. Einen Wintervorrat aus Hasel- und Walnüssen inklusive des dahingeschiedenen Sammlers, ein Wespennest im Fangkorb, ein Ameisenstaat unter der Keilriemenabdeckung oder eine Nacktschneckenfamilie im feuchten Starterbatteriefach. Nicht gut für die Maschinen und ein Resultat mangelnder Pflege.
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Motorgeräte sind eine nahezu perfekte Behausung für Tiere: gut isoliert, ruhig, geräumig und geschützt vor Fressfeinden. Wenn der Besitzer nicht allzu viel mit dem Gerät mäht, kann es kaum paradiesischer sein.
Ganz klassisch ist das Schimmelpilzbiotop. Dreimal das Mähdeck nicht gereinigt, und schon sprießt das bunte Geflecht. Neben den vorherrschenden Weiß- und Grautönen findet man nämlich gelbe, blaue und grüne Nuancen. Die mit dem Befall verbundene Gärung zerstört jeglichen Korrosionsschutz bei Stahlbauteilen. Ob das Pilzmyzel auch Aluminiumdruckguss- und Kunststoffbauteile in Mitleidenschaft zieht, ist nicht bewiesen, aber chemisch möglich.
Die meisten Motorgartengeräte haben funktionsbedingte Öffnungen, die hauptsächlich der Luftzirkulation dienen und für den Abtransport der Abwärme sorgen. Wird durch diese Schlitze oder Kanäle organisches Material inhaliert und nicht beseitigt, sind Folgeschäden programmiert. Haben erst einmal Lebewesen irgendwo im Rasenmäher Material eingenistet, zieht das eine ganze Kolonne von Nachfolgeorganismen (Bakterien, Pilze, Insekten) nach sich, die dann das Werk der Zersetzung fortführen. Denn es bilden sich auf jedem Fall bei längerer Wirkungsdauer Säuren und/oder Basen die Fangkorbgewebe, Keilriemen und Kugellagerabdichtungen angreifen.
Schon der längere Verbleib von Benzin mit 5 bis 10 % Ethanol zeigt biotechnische Wirkung. Die Bildung zerstörerischer Basen fördert die Zersetzung der Dichtungen, Benzinschläuche und des Vergasergehäusematerials. Dann ist diese Kraftstoffdosierungseinrichtung nur noch Schrott. Denn die kleinen Düsen und Kanäle sind dann dermaßen fest verstopft, dass sämtliche Reinigungsversuche mit Nadeln, Druckluft oder Ultraschallreinigern zum Scheitern verurteilt sind. Sonneneinstrahlung wirkt dabei wie ein Katalysator, und innerhalb eines Jahres sind besonders die klaren Kraftstoffschläuche bei Motorsensen regelrecht zerbröselt.
Aber auch der Besitzer kann viel zu Biotopen im Gerät beitragen. So ist der längere Verbleib von Raps- oder Sonnenblumenöl im Kettenöltank für die kleinen Nager geradezu eine Aufforderung, den Tankdeckel kleinzuraspeln.
Auch den Motormäher mit ausgeschraubter Zündkerze einfach so stehenzulassen, rächt sich bitterlich (das habe ich an einem Gerät in der Werkstatt gesehen). Dieser hermetisch abgeriegelte Raum wurde gleich von mehreren Insektenarten zur Nachwuchsaufzucht genutzt. Die Krabbeltierchen haben ordentlich Baumaterial eingetragen.
Nicht zu verachten sind Schnecken. Einige Akku- und Mähroboterhersteller mussten durch sie ganz schön Lehrgeld bezahlen. Denn so eine satte klebrige Spur auf der ungeschützten Platine sorgt für eine sofortige Befehlsverweigerung der Maschine.
Also Augen auf bei Pflege und Wartung. Mindestens zweimal im Jahr sollte man die Abdeckungen demontieren und angesammeltes Material entfernen. Die Mähdecks sollten nach jeder Mahd gereinigt werden. Beim Treibstoff entweder verwitterungsfeste Sonderkraftstoffe oder Stabilisator benutzen.
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