Die Silber-Linde (Tilia tomentosa)
Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie "Steckbrief Klimabaum" stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein erster Tipp - die Silber-Linde.
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Steckbrief Klimabaum – Serie von Dr. Philipp Schönfeld
- Deutscher Name: Silber-Linde
- Botanischer Namen: Tilia tomentosa
- Verbreitung: Sie ist Bestandteil der Vegetation Südosteuropas, also der Balkan-Halbinsel bis Nord-Ungarn, West-Ukraine und Kleinasien. Das Klima in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ist kontinental und trocken. Das Niederschlagsmaximum liegt im Frühsommer, gefolgt von einer Sommer-Trockenheit. Die mittleren jährlichen Niederschlagsmengen liegen zwischen 500 und 650mm, die Jahresmitteltemperaturen zwischen 10,0 und 11,5°C.
- Lebensbereichkennziffer: 6.3.2.1 Steppengehölze und Trockenwälder; mäßig trockene bis frische Böden, Luft- und Bodentrockenheit vertragend, Boden schwach sauer bis alkalisch, sandig bis sandig-humos; Standort sonnig bis lichtschattig, hitzeverträglich und wärmeliebend. Winterhärtezone 5a
- Wuchs: 25 bis 30m hoch, 15 bis 20m breit, Stammdurchmesser im Alter zwischen ca. 60cm bis max. 110cm. Krone kegelförmig, geschlossen, Hauptäste oft fächerförmig gestellt, neigt zu Gabelwuchs.
- Blätter: Das typische herzförmige Lindenblatt, 10-15cm lang, scharf gesägt, oberseits dunkelgrün, unterseits silbergrau bis weißlich filzig behaart, Blattstiel 2-3,5cm, sommergrün. Die Behaarung verhindert auch weitgehend den Blattlausbefall und damit den störenden Honigtau. Herbstfärbung goldgelb. Bei großer Hitze wendet sie die Unterseite der Blätter gegen die Sonnenstrahlen. Dies vermindert im Sommer die Verdunstung und verringert die Blatttemperatur.
- Blüten: gelblich, intensiv duftend, relativ spät im Juli bis Anfang August, wichtiger Nektar- und Pollenspender für Bienen, Hummeln und andere blütenbesuchende Insekten in der blütenarmen Jahreszeit.
- Hinweise zur Verwendung: Schon 1767 wurde sie in die gärtnerische Kultur eingeführt. Sie reagiert empfindlich auf Streusalz und ist für entsprechend belastete Standorte innerhalb und außerhalb der Stadt entlang von viel befahrenen Straßen nur eingeschränkt zu empfehlen.
Bei Schattendruck durch Gebäude oder benachbarte Großgehölze entwickelt sie eine einseitige Kronenform.
In der Studie „Klimawandel und Baumartenwahl“ stufen die Autoren die Silberlinde in der Kategorie Trockentoleranz als sehr geeignet ein und bewerten sie in der Kategorie Winterhärte mit geeignet bei dem prognostiziertem Klimawandel (ROLOFF ET AL. 2008). Dies bestätigen die Ergebnisse aus dem Projekt „Stadtgrün 2021“ an der LWG Veitshöchheim.
Silberlinden wachsen schnell. Ein rechtzeitiges Aufasten zum Erreichen des Lichtraumprofils ist notwendig. Andernfalls entstehen durch die Astung große Schnittwunden, da auch die Seitenäste schnell stärker werden. Die Neigung zum Gabelwuchs und fächerförmig gestellten Ästen beeinträchtigt die Stabilität der Krone und erschwert das notwendige Aufasten zum Erreichen des Lichtraumprofils. Deshalb werden für die Bepflanzung an Straßen Sorten bevorzugt (siehe Tabelle 1 im angehängten PDF), die einen durchgehenden Leittrieb bilden und nicht zur unerwünschten Quirlbildung neigen.
Um die gute Trockenheitsverträglichkeit zu erhalten, sollten die Sorten auf Tilia tomentosa veredelt sein und nicht (wie häufig) auf Tilia cordata. Sie scheint nach dem derzeitigen Wissensstand weitgehend widerstandsfähig gegen Insekten und Krankheiten zu sein.
Das Projekt Stadtgrün 2021 des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbau der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim erforscht, welche Baumarten sich für die Stadt im Klimawandel eignen. Dr. Philipp Schönfeld leitete bis zu seiner Pensionierung im Februar 2022 gemeinsam mit Dr. Susanne Böll das Projekt. Er stellt uns nun regelmäßig eine vielversprechende Baumart in Form eines Steckbriefs vor.
Literatur:
Roloff, A., Bonn, S. und Gillner, S. (2008): Klimawandel und Baumartenwahl in der Stadt –Entscheidungsfindung mit der Klima-Arten-Matrix (KLAM). S. 9 http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/klam_stadt.pdf
Schönfeld, p., Böll, s. und Körber, k. (2014): Forschungsprojekt Stadtgrün 2021. Neue Bäume braucht das Land. Merkblatt Falzflyer 3. Auflage 2022, 4 S.
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