Auch alte Bäume brauchen nach Pflegeschnitten einen Stammschutz
Peter Harder und Monika Mannsberger von der Hermann Meyer KG aus Rellingen, Ausrüster für die grüne Branche und einer unserer Expertenbrief-Partner, erklären in ihrem Gespräch, warum nicht nur junge Bäume einen Stammanstrich brauchen, um die Rinde vor Rissen zu schützen.
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Peter Harder (P): Am 1. Oktober startete ja wieder die Schnittsaison. Ich denke, im Stadtbaumbereich muss nach dem trockenen Sommer einiges an Holz entnommen werden, Stichwort Verkehrswegesicherung.
Monika Mannsberger (M): Aber was passiert nun mit den ganzen Altbäumen nach der Baumpflege? Durch den Schnitt kommt jetzt deutlich mehr Sonne an die Rinde, manche haben auch ihre Nachbarbäume an den heißen Sommer verloren.
P: Stimmt, nicht nur junge Bäume sind gefährdet für Sonnen-, Nekrosen und Frostrisse. Auch die alten Veteranen konnten sich nicht durch Borkenbildung an den Stellen schützen, die bisher beschattet wurden. Da muss man etwas tun.
M: Gerade im vergangenen Sommer erhitzten sich die sonnenbeschienenen Bereiche schnell auf 45°C. Das hat schlimme Schäden des Kambiums zur Folge, wodurch die Rinde großflächig abblättert. Könnte man diese Bäume mit einem rechtzeitigen Anstrich mit Stammschutzfarbe gegen die neue Sonneneinstrahlung schützen? Bei Neupflanzungen ist das schon quasi Voraussetzung.
P: Klingt gut. In der Tat wird es auch so empfohlen. Man sollte hier aber eine Farbe nehmen, die länger hält. Schließlich fordert die ZTV- Baumpflege einen Schutzzeitraum von mindestens fünf Jahren. An Extremstandorten sogar zehn Jahre. Und man will ja nicht alle Jahre wieder in den Baum klettern und nachstreichen.
M: Und im Winter drohen die Frostrisse, starker Frost und hohe Besonnung ergeben starke Temperaturunterschiede, und die Spannungsrisse sind programmiert. Diesem Effekt wirke ich mit der Farbe auch entgegen. Gibt es bei der Anwendung etwas zu beachten?
P: Na klar: Zum einen, wie gesagt, die Haltbarkeit der Farbe. Für fünf Jahre und mehr würde ich ARBOflex empfehlen. Das hält an Jungbäumen mehr als sieben Jahre. Altbäume wachsen aber nicht mehr so stark, sodass man die zehn Jahre erreichen sollte.
M: Bevor der Profi jetzt gleich zum Pinsel greift, sollte die Rinde aber mit einer Drahtbürste gründlich gereinigt werden. Am besten wird hier eine Drahtbürste mit langen biegsamen Drähten verwendet, um die Rinde nicht zu beschädigen. Um die lange Haltbarkeit der Farbe zu erzielen, muss noch ein Voranstrich aufgetragen werden, der verbindet die Farbe erst richtig gut mit der Rinde.
P: Genau. Und das Ganze nicht erst bei Frost, die Farbe soll bei trockenem Wetter und bei über 10°C Rindentemperatur aufgebracht werden. Man braucht übrigens ungefähr 1 kg Farbe je m² Rinde. Und ca. 150 bis 200 g Voranstrich für die gleiche Fläche, je nach Rindenstruktur.
M: Mit der Zeit ergraut der strahlend weiße Anstrich, und die Rinde am Stamm und den Ästen gewöhnt sich allmählich an die neue Sonneneinstrahlung.
P: Prima, mit diesen Informationen sind wir bestens vorbereitet für die kommende Schnittsaison.
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