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Steckbrief Klimabaum

Echte Mehlbeere (Sorbus aria)

Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie „Steckbrief Klimabaum“ stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp – die Echte Mehlbeere, der Baum des Jahres 2024.

von Dr. Philipp Schönfeld erschienen am 23.05.2024
Sorbus aria 'Magnifica' im Detail © Lorberg Baumschulen
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Deutscher Name: Echte Mehlbeere

Botanischer Name: Sorbus aria

Verbreitung: Die Echte Mehlbeere hat in Mittel- und Südeuropa ein weites Verbreitungsgebiet. Die Tatsache, dass sie nicht nur in der Ebene, sondern auch im Gebirge wächst und stellenweise bis auf eine Höhe von 2100 m steigt (Schweiz, Wallis) zeigt ihre Anpassungsfähigkeit.

Lebensbereichkennziffer: Erste Ziffer: Lebensbereich 6. Steppengehölze und Trockenwälder, Gehölze warm-trockener Lagen: Gehölze wärmster Tieflandbereiche (Weinbauklima) oder südlicher Herkünfte; meist hitzeverträglich, wärmebedürftig und frostgefährdet, durchlässige, nicht zu feuchte und zu nährstoffreiche Substrate bevorzugend. Schwere, feuchte und sehr nährstoffreiche Böden provozieren Frostschäden; bevorzugt auf alkalischen bis stark alkalischen Böden wachsend.

Zweite Ziffer: Bodenfaktoren 3. Locker aufgebaute Gehölzgruppen; mäßig trocken bis frisch, gelegentlich feucht, Luft- und Bodentrockenheit vertragend, ±nährstoffreich, schwach sauer bis alkalisch; sandig-lehmig bis lehmig.

Dritte Ziffer: Klimafaktoren 3. Sonnig bis lichtschattig, hitzeverträglich und wärmeliebend; frosthart.

Vierte Ziffer: Wuchsgruppe 3. Kleinbaum > 7m

Wuchs: gleichmäßig aufgebaute kegelförmige Krone, im Alter breiter und lockerer, langsam wachsend, Höhe 6 bis 12 (maximal 18) m, Breite 4 bis 7 (maximal 12) m, Hochstamm oder mehrstämmiger Großstrauch

Blätter: breit elliptisch bis breit eiförmig, 8–12 cm lang, am Rand scharf gesägt, Austrieb weißfilzig, später dunkelgrün, schwach glänzend, unterseits weißfilzig, derb, Herbstfärbung gelblich

Blüten: weiß, im Mai in flachen, bis 8 cm breite Doldenrispen

Früchte: 1 bis 1,2 cm dick, kugelig, orange bis rot, essbar aber mehlig und fade schmeckend

Hinweise zur Verwendung: Sorbus aria gehört zur Gruppe der sogenannten „Klimabäume“ und taucht häufig in den entsprechenden Listen auf, die von Verbänden, Baumschulen und Versuchsanstalten publiziert werden. Eine Definition für den Begriff „Klimabaum“ gibt es bisher nicht. In der Regel sind damit robuste und anpassungsfähige Baumarten gemeint, die einerseits Trockenheit, Hitze und Strahlung vertragen, andererseits aber auch frosthart sind.

Für ihre Eignung zur Pflanzung an hitzebelasteten Standorten spricht ihr Vorkommen an sonnigen steinigen Hängen. Intensiver Sonneneinstrahlung, Hitze und Wärme hält sie gut stand. Darauf deuten auch die derben und an der Unterseite behaarten Blätter hin. Standorte im Siedlungsbereich sind mehrere Grad wärmer als das Umland und nachts sinken die Temperaturen weniger stark ab durch die Wärmeabstrahlung der Gebäude und Asphalt- und Pflasterflächen. In der GALK-Straßenbaumliste wird sie als „geeignet mit Einschränkungen“ kategorisiert und sie ist in der Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“ vom BdB und GALK vertreten. In der KLAM von Roloff ist sie mit 1.1 bewertet, das heißt in Bezug auf die beiden Kriterien Trockenstress-Toleranz und Winterhärte gilt sie als „sehr gut geeignet“. Sie ist Bestandteil der Liste mit 33 Zukunftsbaumarten. (Roloff 2021)

Die Echte Mehlbeere bevorzugt kalkhaltige sowie steinige Böden. Diese Eigenschaft kommt ihr bei der Pflanzung in der Stadt zugute. Die Stadtböden sind durch die Siedlungstätigkeit und die im Boden enthaltenen Baustoffreste meist alkalisch. Auch die zur Standortvorbereitung oft verwendeten Baumsubstrate liegen mit ihren pH-Werten im schwach alkalischen Bereich. Als kleinkroniger bis allenfalls mittelgroßer Baum eignet sich die Mehlbeere nicht zur Pflanzung an breiten Straßen und Boulevards. Sie verfügt nicht über die entsprechende Raumwirkung und das dort notwendige Aufasten auf 4,5 m zum Erreichen des Lichtraumprofils ist schwierig. Viel besser wirkt sie an Nebenstraßen und in Wohngebieten mit offener Bauweise. Als lichtbedürftige Art sollte sie nicht im Schatten mehrgeschossiger Häuser gepflanzt werden. Weitere geeignete Standorte sind Stadtplätze, Spielplätze, Schulgärten, Außenanlagen von öffentlichen Gebäuden, Parks, Hausgärten oder auch Friedhöfe.

Eingeschränkt wird die Verwendung als Straßenbaum durch ihre Empfindlichkeit gegenüber Streusalz. Deshalb ist es besser, sie in Parks und Gärten oder an Nebenstraßen zu pflanzen, wo nicht oder nur wenig Salz gestreut wird.

Die Echte Mehlbeere wird in den Baumschulen nicht in größeren Stückzahlen vermehrt und ist deshalb, aber auch wegen der gestiegenen Nachfrage, derzeit ein knapper Artikel. Landschaftsarchitekten und Landschaftsbauer, die für ihre Projekte größere Stückzahlen und/oder größere Qualitäten der Echten Mehlbeere benötigen sollten sich unbedingt vor der Ausschreibung erkundigen, ob die gewünschten Größen/Qualitäten und Stückzahlen in den Baumschulen verfügbar sind. Das gilt sinngemäß auch für vergleichbare Arten, wie zum Beispiel Sorbus x thuringiaca 'Fastigiata' oder Sorbus intermedia.

Biodiversität: Die Echte Mehlbeere ist als Bienen- und Insektenweide von Bedeutung. Die Früchte, die lange am Baum haften, werden nach den ersten Frösten von 11 Vogelarten gefressen, denn der Frost mildert die Gerbstoffwirkung. Vorwiegend sind es Amseln, verschiedene Drosselarten, wie die Singdrossel, Wacholderdrossel oder Misteldrossel, Gimpel sowie Stare. Die Samen werden mit dem Vogelkot ausgeschieden und verbreiten so die Art. Aber auch Mäuse oder Wildschweine fressen gern, was die Vögel ihnen übriggelassen haben.

Sorten

Sorbus aria 'Gigantea': Diese Sorte ist eher selten im Sortiment der Baumschulen zu finden. Die Krone ist breit kegelförmig bis eirund. 'Gigantea' erreicht im Alter eine Wuchshöhe von 6 bis 12 m und eine Kronenbreite von 4 bis 6 m. Die Blätter sind beiderseits anfangs weißwollig behaart, später oberseits mattgrün und lederartig. Im Mai/Juni erscheinen die auffälligen, dekorativen und stark duftenden Blüten. Im Herbst schmückt sich diese Sorten mit rotorangefarbenen Früchten. In der GALK-Straßenbaumliste ist diese Sorte nicht vertreten, wäre aber wahrscheinlich aufgrund ihrer Eigenschaften auch geeignet. Manche Autoren bezeichnen diese Sorte als wertvollen Ersatz für die Sorte 'Majestica'.

Sorbus aria 'Lutescens': Diese Sorte bildet mit den straff aufrecht gestellten Ästen eine zunächst gleichmäßige schmal aufrechte Krone aus, die im Alter eine breit kegelförmige Form annimmt. Sie ist starkwüchsig und erreicht eine Höhe von 8 bis 12 m (maximal 15 m) und eine Breite von 4 bis 7 m (maximal 12 m). Auffallend sind die im Austrieb beiderseits weißfilzig behaarten gelblich gefärbten Blätter, die später vergrünen. Voll entwickelt sind die Blätter dann oberseits stumpf- bis graugrün, unterseits weiterhin silbrig behaart. In Bezug auf die Blüten und Früchte unterscheidet sich 'Lutescens' nicht von der Art. In der GALK-Straßenbaumliste ist sie nicht vertreten, wäre aber wahrscheinlich aufgrund ihrer Eigenschaften auch geeignet. Sie verträgt allerdings keine Bodenverdichtung und sollte nur in Grünflächen oder große offene Baumscheiben gepflanzt werden.

Sorbus aria 'Magnifica': Diese Sorte ist eine Selektion der Baumschule H. Hesse aus dem Jahr 1917 und wird in den Baumschulen häufig angeboten. Sie zeichnet sich durch eine gleichmäßig aufgebaute, kegelförmige Krone aus. Mit einer Höhe von 6 bis 12 m (maximal 18 m) und einer Breite von 4 bis 7 m (maximal 12 m) bleibt sie kleiner als die Art. Die Blätter sind größer als bei der Art, oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits weißfilzig. Sie haften im Herbst lange und fallen unter Umständen grün ab. Ebenso wie die reine Art ist sie anspruchslos, wärmeliebend, hitzeverträglich und sehr windfest. Diese Sorte fällt auf durch ihre weißen Blüten im Mai/Juni und den gelbroten bis scharlachroten Fruchtbehang, der im September bis Oktober reift. In der GALK-Straßenbaumliste wird sie in Hinsicht auf ihre Straßenbaumtauglichkeit als „geeignet“ eingestuft. Bei der Baumkontrolle sollte auf einen gelegentlich auftretenden Befall mit dem Birnenprachtkäfer geachtet werden.

Sorbus aria 'Majestica': Diese Sorte erreicht eine Höhe von 8 bis 10 m (maximal 12 m) und eine Breite von 4 bis 7 m. Die Krone ist anfangs schmal kegelförmig im Alter dann schirmförmig. Sie unterscheidet sich von der Art unter anderem durch die größeren Blätter und Früchte. Die Blätter sind oberseits stumpfgrün, unterseits anfangs weiß, später grünlich filzig behaart. Die Früchte färben sich blutrot bis dunkelorange. In der GALK-Straßenbaumliste wird sie in Hinsicht auf ihre Straßenbaumtauglichkeit als „geeignet mit Einschränkungen“ eingestuft.

Literatur

Baumschulen Wilhelm Ley (Hrsg.) (2016): Das Grüne Sortenbuch. 4 Auflage, Meckenheim

Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. und Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) e.V. (Hrsg.) (2020): Zukunftsbäume für die Stadt.

Eiselt, M.G. und Schröder, R. (1977): Laubgehölze. 1. Auflage, Verlag Neumann-Neudamm (Melsungen)

Roloff, A. (2021): Trockenstress bei Bäumen. Verlag Quelle und Meyer, 288 Seiten

Roloff, A. u.a. (2024): Baum des Jahres 2024: die Echte Mehlbeere (Sorbus aria). Ginkgoblätter - Kurzmitteilungen, 176 (Januar 2024), Hrsg. Deutsche Dendrologische Gesellschaft, S. 19–24

Roloff, A. und Bärtels, A. (2018): Flora der Gehölze. 5. aktualisierte Auflage, Verlag Eugen Ulmer (Stuttgart)

Warda, H-D. (2002): Das große Buch der Garten- und Landschaftsgehölze. 2. erweiterte Auflage, Hrsg.: BRUNS Pflanzen

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