Amerikanische Linde Redmond (Tilia americana 'Redmond')
Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie „Steckbrief Klimabaum“ stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp, die Amerikanische Linde Redmond.
von Dr. Philipp Schönfeld erschienen am 29.10.2024
Deutscher Name: Amerikanische Linde Redmond
Botanischer Name: Tilia americana 'Redmond'
Verbreitung: Die Art ist im mittleren und östlichen Teil Nord-Amerikas, von Quebec bis Manitoba, Virginia, Alabama, Arkansas verbreitet, häufig, in den nördlichen Gebieten auch waldbildend. Die Sorte 'Redmond' ist ein Kultivar, der 1927 von den Plumtree Nurseries aus Freemont (Nebraska) in den Handel gegeben worden ist. 'Redmond' war zunächst gelistet als eine Hybride unter dem Namen Tilia x euchlora.
Lebensbereichkennziffer: 3.3.4.1 3. Lebensbereich: Artenreiche Wälder und Gehölzgruppen Gehölze gut versorgter, nährstoffreicher Böden Gehölze bestandsbildend in artenreichen Mischwäldern, an Waldrändern und als Sträucher auch im Unterholz auf gut versorgten, kräftigen, nährstoffreichen Böden, meist schwach sauer bis alkalisch, mit ausreichender Luft- und Bodenfeuchtigkeit und ausgeglichenen Temperaturen -.3 Gehölzgruppen mit anspruchsvollen, aber anpassungsfähigen Arten; auf frischen bis feuchten Standorten; schwach sauer bis alkalisch; gute bis beste, meist lehmige Böden. -.-.4. sonnig bis halbschattig, wärmeverträglich, frosthart Winterhärtezone 5b In der KLAM von Roloff, Bonn und Gillner (2021) ist die reine Art Tilia americana in die Kategorie 3.1 „geeignet, aber zum Teil problematisch“ eingestuft.
Wuchs: Kronenform auch ohne Schnitt pyramidal mit bis zur Spitze durchgehendem Leittrieb, Kronenstruktur geschlossen bis halboffen, mäßig schnellwachsend, Wuchshöhe 12–20 m, Breite von circa 6 –7 (9) m.
Blätter: herzförmig, groß, glänzend, behaart, Blattbasis schief herzförmig, grün, 10-20 cm, Blattfarbe hellgrün, sommergrün, Herbstfärbung gelb. Die Blätter gehören zu den größten innerhalb der Gattung Linden.
Blüten: hängende Rispen mit 6-15 Blüten, blassgelb, Ende Juli, duftend. Die Blüten werden stark von Bienen und Schmetterlingen beflogen und liefern einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität.
Früchte: kugelig oder verkehrt eiförmig, rippenlos, dickschalig, gräulich, leicht filzig behaart, Ø ± 0,9 cm

Hinweise zur Verwendung
„Big, bold, and easy to grow“ – mit diesen Begriffen beschreibt die amerikanische Nature Hills (Online) Baumschule durchaus treffend die Tilia americana 'Redmond'. Mit seiner pyramidalen und dichten Krone sowie der üppigen Belaubung ist diese Linde tatsächlich ein sehr attraktiver Baum. Darüber hinaus ist diese Lindensorte nicht sonderlich anspruchsvoll in Bezug auf den Standort. Sie bevorzugt zwar lehmige, frische und nährstoffreiche sowie wasserdurchlässige Böden, ist aber anpassungsfähig und nimmt auch mit ärmeren Böden vorlieb. Dort ist dann allerdings der Zuwachs geringer. Anpassungsfähig ist sie auch an den pH-Wert.
Trotz der großen Blätter hat sie sich im Versuch „Stadtgrün 2021+“ der LWG Veitshöchheim am heißen und trockenen Standort in Würzburg bisher gut bewährt. Im Gegensatz zu vielen anderen Lindenarten wird diese Sorte nur wenig von Blattläusen befallen. Der Standort sollte sonnig sein, aber auch halbschattige Standorte werden noch toleriert. Das unterscheidet sie von vielen anderen Großbaumarten.
Tilia americana 'Redmond' eignet sich für breite Straßen, Parks und weitläufige Gartenanlagen. Bei der Verwendung als Straßenbaum sind reichlich bemessene Baumgruben erforderlich. Eine Überpflasterung wird schlecht vertragen. Obwohl leicht verpflanzbar, benötigt diese Linde eine gewisse Zeit zur Etablierung. Sehr wichtig ist eine gute Wasserversorgung in den ersten beiden Jahren nach der Pflanzung. Wie alle Linden reagiert Redmond empfindlich auf Streusalz.
In den deutschen Baumschulen ist diese Lindensorte bisher wenig vertreten und nur in geringen Stückzahlen vorhanden. Im Zuge der Pflanzplanung und Ausschreibung sollten vorab die verfügbaren Größen und Stückzahlen in den Baumschulen erfragt werden. Dennoch lohnt es sich, nach dieser Sorte zu suchen – als Alternative zu den anderen, viel verwendeten Lindensorten wie 'Greenspire' & Co. oder um in Kombination mit anderen Lindensorten – die früher oder später blühen - für eine möglichst lange und durchgehende Linden-Blütezeit zu sorgen.
Im Jahr 2000 wurde 'Redmond' in den USA von der „Society of Municipal Arborists“ zum „Urban Tree of the Year“ gewählt.
Die dichte Krone sollte gelegentlich etwas ausgedünnt werden, indem dünne und sich kreuzende Äste entfernt werden. Das bringt mehr Licht in die Krone und verbessert die Durchlüftung. Dieser Schnitt sollte am besten im zeitigen Frühjahr erfolgen.
Literatur
EISELT, M.G. UND SCHRÖDER, R. (1977): Laubgehölze. Verlag J. Neumann-Neudamm (Melsungen, Basel, Wien)
ROLOFF, A. (HRSG.) (2021): Trockenstress bei Bäumen. Quelle & Meyer, 288 S.
SCHÖNFELD, P., BÖLL, S. UND KÖRBER, K. (2023): Forschungsprojekt Stadtgrün 2021+. Neue Bäume braucht das Land. Merkblatt Falzflyer, 4. überarbeitete Auflage 2022, 4 S.
https://www.missouribotanicalgarden.org/PlantFinder/PlantFinderDetails.aspx?kempercode=c156
https://www.vdberk.de/baume/tilia-americana-redmond
https://www.ebben.nl/de/treeebb/tiaredmo-tilia-americana-redmond/#?search[0]=tilia%20redmond
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