Messdaten bescheinigen Bäumen gute Gesundheit
Wie gesund sind die Bäume in Ballungsräumen? Wann leiden sie unter Trockenstress? Mit welchen Maßnahmen können Kommunen gegensteuern? Solche Fragen möchte das junge Unternehmen „Treesense“ aus München beantworten. Mit der Gemeinde Kirchheim b. München starteten die Gründer 2021 ein Pilotprojekt zur Erhebung der „Gesundheitsdaten“ von Bäumen.
- Veröffentlicht am

Im November 2020 hatte die Gemeinde insgesamt 18 Großbäume von der Kreuzung „Kirchheimer Oval“, welche umgebaut wird, auf das Gelände der Landesgartenschau Kirchheim verpflanzen lassen. Fünf dieser Bäume stattete Treesense im Dezember 2021 mit Sensoren aus: eine Kirsche in der Sphäre „Garten“, eine Stieleiche in der Sphäre „Wildnis“, eine Esche in der Sphäre „Wasser“ und jeweils eine Linde in den Sphären „Wiese“ und „Wald“.
Knapp ein Jahr später liegt nun eine erste Auswertung vor: Trotz unterschiedlicher Entwicklungen sind die betrachteten Bäume der Landesgartenschau in einem sehr guten Zustand. Auf dem übrigen Gemeindegebiet wurden vier Bäume vermessen (eine Schwarzpappel an der Hauptstraße/Ecke Bajuwarenstraße, eine Stieleiche am Geranienweg, eine Kiefer am Geranienweg und eine Rotbuche an der Erdinger Straße). Die Kiefer am Geranienweg hat stark unter der Trockenheit im Sommer gelitten. Die Messwerte der anderen Bäume lieferten derweil gute Ergebnisse.
Sieben der neun mit der Treesense-Sensorik ausgestatteten Bäume befinden sich in einem allgemein guten Zustand, schreibt Projektleiter Giancarlo Foderá. Reaktionen auf Trockenstress und/oder Frost seien zwar teilweise erkennbar, lägen aber noch in einem vertretbaren Rahmen. Anders sehe es lediglich bei der Kirsche und der Kiefer aus. „In künftigen Hitzeperioden sollten sie daher gegebenenfalls zusätzlich bewässert werden.“ Mit Blick auf die Messergebnisse können Gemeinde und Landesgartenschau ihre Pflegekonzepte nun weiter verfeinern.
Wer ist „Treesense“?
Die Treesense GmbH vereint die Disziplinen der Forstwirtschaft, der Elektrotechnik, der Mathematik und der künstlichen Intelligenz, um Städte und Gemeinden in Zusammenarbeit mit lokalen Baumsachverständigen und -pflegern bei Baumschutz und -Pflege angesichts des Klimawandels zu unterstützen. Gründer ist der Forstwissenschaftler Giancarlo Foderá aus Sizilien. 2011 begann er, eine in der Medizintechnik verbreitete Technologie an Bäumen anzuwenden und dazu am Heinz-Nixdorf-Lehrstuhl der TU München zu forschen. Gemeinsam mit Elektroingenieur Julius Kübler und Betriebswirt Semir Babajic bewarb er sich 2019 mit dem von ihm entwickelten Sensor „Treesense Pulse“ für das Gründerstipendium „EXIST“ und holte den Mathematiker Moritz Spielvogel als Experten für die Anwendung künstlicher Intelligenz mit ins Team. Zuletzt wurde Treesense vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit dem „Gründerpreis+“ und dem „Sonderpreis für digitale Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Neben Kirchheim b. München, das räumlich nah am Gründungsstandort liegt, führt Treesense derzeit Pilotprojekte in Großstädten wie Frankfurt, Mainz, Mailand und Madrid durch.
Treesense hat einen speziellen Sensor („Treesense Pulse“) entwickelt, um den Gesundheitszustand von Bäumen, und insbesondere deren Trockenstress, zu messen. Die Gemeinde Kirchheim b. München ist Testkommune für die von „Treesense“ entwickelten Baumsensoren. Um den Nutzen der Sensoren zu evaluieren, wurde ein Pilotprojekt im Rahmen des vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen geförderten Projekts „Smart City“ gestartet, welches nun erste Ergebnisse geliefert hat.
Pflanzkonzept der Landesgartenschau als Antwort auf den Klimawandel
Für die Bayerische Landesgartenschau Kirchheim 2024 stand der Umgang mit Trockenheit bei den Pflanzungen im neuen Ortspark von Anfang an an erster Stelle. „Wir setzen bei unseren Neupflanzungen auf eine Kombination aus heimischen Baumarten und sogenannten Klimabäumen“, erklärt Geschäftsführer Maximilian Heyland. „Letztere sind den unterschiedlichen Herausforderungen des Klimawandels besonders gut gewachsen.“ Bei den Ausstellungsbeiträgen der Gartenschausetzt sich unter anderen der Beitrag der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinander. Der „Garten der Zukunft“ zeigt auf, welche Herausforderungen bis 2050 auf die heimische Vegetation zukommen werden und welche Sorten und Arten der zunehmenden Trockenheit besonders gewachsen sind.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.