Zweiter Prüfungsdurchlauf „Fachagrarwirt/in Baumpflege und Baumsanierung“ in NRW
- Veröffentlicht am

Die Teilnehmer/innen haben i.d.R. zunächst den Beruf Gärtner/Gärtnerin, Forstwirt/Forstwirtin oder Landwirt/Landwirtin gelernt und danach eine mindestens dreijährige Berufspraxis in entsprechenden Betrieben absolviert. Alternativ liegt eine mindestens fünfjährige Tätigkeit in Betrieben der grünen Branche und zusätzlich eine mindestens dreijährige Berufspraxis in Baumschulen, in Betrieben des Garten- und Landschaftsbaus, des Obstbaus, der Forstwirtschaft oder der Landwirtschaft mit wesentlichem Waldbauanteil hinter Ihnen. Die entsprechende Bundesverordnung wollte also Fortbildungswege nach klassischer Ausbildung wie auch nach langjähriger spezialisierter Berufspraxis eröffnen. In Einzelfällen haben die Prüflinge auch schon studiert, dann aber doch Entfaltungs- und Aufstiegsmöglichkeiten in der Praxis gesucht.
Die Vorbereitung auf die Prüfung erfolgte auf unterschiedlichen Wegen: Einige nutzten ein kompaktes Angebot der „Baumgenossen“ in Köln, andere gezielt ausgesuchte Seminarmodule aus den Weiterbildungsangeboten der Landwirtschaftskammer NRW rund um das Thema Baum.
- Die Prüfung gliedert sich in drei Bereiche:
- Grundlagen der Baumpflege und -sanierung
- Maßnahmen der Baumpflege und -sanierung
- Wirtschaft, Recht und Soziales
Während der zweite Teil mit zwei Arbeitseinsätzen von jeweils 1,5 Stunden rein praktisch ausgelegt ist und am gleichen Tag unmittelbar durch ein Prüfungsgespräch ergänzt wird, sind in den beiden anderen Teilen zunächst vorgeschaltete Klausuren bzw. eine sog. Praxisbezogene Aufgabe zu bewältigen. Diese wurden in diesem Jahr vom 25.-27. September im Bildungszentrum Münster-Wolbeck geschrieben und anschließend den PrüferInnen zur Bewertung zugeleitet. Die praktischen und mündlichen Prüfungen fanden dann am 10. und 11. Oktober auf Haus Düsse statt. Das weitläufige Areal des Versuchs- und Bildungszentrums in Bad Sassendorf mit vielgestaltigen Baumbeständen verschiedener Altersstufen und die sonstige Infrastruktur boten beste Rahmenbedingungen für die aufwändige Prüfungsabwicklung, bei der an beiden Tagen umfangreiches Spezialequipment sowie drei Hubarbeitsbühnen mit bis zu 30 m Steighöhe zum Einsatz kamen, wahlweise auch die hohe Kunst der Seilklettertechnik.
Für Teil 1 mussten die Prüflinge an drei vorgegebenen Bäumen eine Schadensdiagnose vornehmen und anschließend im Prüfungsgespräch erörtern; in Teil 2 waren in diesem Jahr jeweils zwei Arbeitseinsätze aus den Themenbereichen Kronenpflege, Kronensicherung, Ast abseilen und Jungbaumpflege zu planen, abzuwickeln und zu erläutern. In Teil 3 wurden auf Grundlage der zuvor verfassten schriftlichen Prüfungsleistungen im Gespräch verschiedene Aspekte aus den Bereichen Wirtschaft, Recht und Soziales aufgegriffen, schwerpunktmäßig die Leistungsbeschreibung und Angebotskalkulation für konkrete Baumpflegearbeiten, aber auch arbeits-, ordnungs- und naturschutzrechtliche Themen.
Sowohl für die schriftlichen als auch die praktischen/mündlichen Prüfungen hatten sich zuvor einige Vertreter der Prüfungskommission getroffen, um die Aufgabenstellungen zu formulieren bzw. die Bäume/Arbeitsbereiche auszusuchen und eine Vorsondierung vorzunehmen. Viele Prüfer standen dann auf Haus Düsse sogar an beiden Praxistagen zur Verfügung, konnten die Zeit dazwischen aber immerhin zum fachlichen wie auch geselligen Austausch unter Kollegen nutzen.
Am Ende konnte die Kommission 17 Kandidaten zum Erfolg gratulieren und die begehrten Zeugnisse aushändigen; bei 4 Anwärtern hat es in einzelnen Prüfungsteilen leider nicht gereicht; für diese besteht aber – nach entsprechender Vorbereitung – die Möglichkeit der Wiederholung im kommenden Jahr. Die Zeugnisse weisen gem. Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung die (vorläufige) Zuordnung des Abschlusses zur Niveaustufe 6 des Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmens aus, was die Gleichrangigkeit mit der Meisterprüfung oder auch einem Bachelorabschluss belegt.
Für das Frühjahr wurde bereits ein Termin zur Vorbereitung der Prüfungen 2018 vereinbart. Ferner gab die Geschäftsführung einen ersten Überblick über die baumbezogenen Seminarangebote der LWK und ihrer Partnerinstitutionen. Neu im Weiterbildungsprogramm 2018: Eine Art „Casting“ für angehende Fachagrarwirte Baumpflege/-sanierung; am 16./17.02. sind diese ins Bildungszentrum MS-Wolbeck eingeladen, um Näheres zur Prüfung zu erfahren und um für sich herauszufinden, ob sie bereits fit für die Prüfung bzw. welche Seminare geboten sind, um ggf. vorhandenen Defizite noch gezielt aufarbeiten zu können. Zudem wird im kommenden Jahr am gleichen Standort ein speziell auf Teil 3 „Wirtschaft, Recht, Soziales“ ausgerichtetes Seminarangebot aus der Taufe gehoben: In drei Wochenblöcken (2. Osterferienwoche + 1. und 4. Sommerferienwoche) vermitteln Experten alle relevanten Aspekte zu den Themenfeldern
- Leistungsbeschreibung für Baumpflege- und Baumsanierungsarbeiten
- Ausschreibung und Kalkulation
- Arbeitsorganisation
- Abnahme, Abrechnungen und Gewährleistung/Haftung
- Zustandekommen von Rechtsgeschäften
- Rechtsvorschriften zur Durchführung von Baumpflege- und Baumsanierungsarbeiten sowie Bestimmungen des Arbeits-, Betriebsverfassungs-, Sozial- und Arbeitsförderungsrechts
- Berufsständische Organisationen und Gewerkschaften
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.