OilQuick initiiert „Round Table Schnellwechsler-Sicherheit“
Die Baubranche zählt zu den Branchen mit einer überdurchschnittlich hohen Zahl an – teils schweren – Arbeitsunfällen. Auch herabstürzende Anbaugeräte sind ein Risiko des Baustellenalltags. Als Marktführer bei der Entwicklung und Produktion von vollhydraulischen Schnellwechselsystemen setzt sich OilQuick seit jeher intensiv mit dem Thema Arbeitsschutz auseinander und steht in einem intensiven Dialog mit Maschinenführern, Bauunternehmen und der BG BAU. Welchen Beitrag können Sicherheitslösungen im Bereich der Schnellwechsler leisten? Was ist der technische und rechtliche Status Quo? Was wünschen sich Maschinenführer? Welche Rolle spielt Sicherheit bei Investitionsentscheidungen? Im Rahmen eines Round Tables trug der Hersteller aus dem bayerisch-schwäbischen Steindorf die verschiedenen Perspektiven zusammen.
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Im Gespräch sind Peter Winkler (BG BAU), Jürgen Sautter (M. Knecht), Tobias Schroth (Leonhard Weiss) und Christian Rampp (OilQuick).
Herr Winkler, die BG BAU führt eine Statistik zum Unfallgeschehen mit Schnellwechsler-Beteiligung. Über welche Zahlen sprechen wir überhaupt?
Peter Winkler: Zwischen 2010 und 2022 wurden von uns knapp 100 Unfälle mit Schnellwechsler-Beteiligung untersucht, davon 8 tödliche Unfälle.
Das erscheint in Relation zu den an die BG BAU für das Jahr 2022 gemeldeten 99.380 Arbeitsunfällen in Deutschlands Bauwirtschaft erstmal eine niedrige Zahl.
Peter Winkler: Ja, man muss allerdings dazusagen, dass nur etwa die Hälfte aller Erdbaumaschinen in Deutschland bei Unternehmen betrieben werden, die bei der BG BAU versichert sind. Außerdem werden Unfälle ohne Personenschaden in der Regel nicht gemeldet, sodass wir von einer wesentlich höheren Gesamtzahl von Unfallereignissen ausgehen. Gott sei Dank führt nicht jedes herabfallende Anbaugerät zu einem Personenschaden, aber wenn jemand im Gefahrenbereich steht und getroffen wird, handelt es sich fast ausnahmslos um schwere Unfälle mit teils irreversiblen Verletzungen. Jeder Unfall ist einer zu viel!
Herr Sautter, Sie sind Maschinenführer und haben vor einigen Jahren einen Unfall verursacht, bei dem einer Ihrer Kollegen schwer verletzt wurde. Können Sie kurz erzählen, was passiert ist?
Jürgen Sautter: Wir haben damals an einem Graben gearbeitet und ich hatte gerade bei einem Werkzeug- wechsel den Löffel aufgenommen, den Verriegelungsknopf gedrückt und mit dem Schwenkvorgang begonnen. Ich habe sofort gemerkt, dass der Löffel baumelt, aber da war es schon zu spät: Der Löffel ist aus der Aufnahme herausgefallen und hat meinen untenstehenden Kollegen eingeklemmt. Er musste mit inneren Verletzungen und gequetschten Fingern mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden. Zwei Finger sind steif geblieben, aber ich bin sehr froh, dass er sich ansonsten wieder gut erholt hat.
Ist der Unfallhergang von Herrn Sautter typisch für Unfälle mit Schnellwechslern?
Peter Winkler: Ja, Unfalluntersuchungen der BG BAU zeigen, dass in den meisten Fällen eine nicht betätigte oder nicht korrekte Verriegelung die Ursache ist, beispielsweise bei Fehlverriegelungen gegen Wellen und Bohrungen.
Herr Sautter, dann war in Ihrem Fall eine solche Fehlverriegelung die Unfallursache?
Jürgen Sautter: Ja, die Bolzen sind nicht vollständig eingerastet. Aber das klingt sehr technisch, da muss man ehrlich sein: Es war mein Fehler, also ein menschlicher Fehler. Ich war unaufmerksam und nicht sorgfältig genug.
Müssten Maschinenführer besser für die Unfallgefahr sensibilisiert werden?
Jürgen Sautter: Die meisten Maschinenführer sind davon überzeugt, dass ihnen so etwas nicht passiert und das ist menschlich. Ich habe heute als Betroffener eine andere Sicht auf das Thema Arbeitsschutz, aber es kann ja nicht jeder erst mal ein solches Unglück erleben müssen. Es reicht deshalb nicht, über Aufklärung oder Verhaltensregeln zu sprechen, sondern wir Maschinenführer brauchen technische Lösungen. Natürlich haben wir eine große Verantwortung, aber wir sagen hier in Schwaben: „Nur wer nichts schafft, macht keine Fehler“. Jeder, der auf einer Baustelle arbeitet, weiß, wie groß der Zeit- und Termindruck heute ist. Ich bin seit 30 Jahren Maschinenführer und habe wirklich viel Erfahrung, aber für einen Unfall reicht es schon, wenn einen Moment die Konzentration nachlässt – auch mein Unfall ist an einem heißen, anstrengenden Tag kurz vor Feierabend passiert.
Herr Schroth, warum nimmt der von Herrn Sautter angesprochene Zeit- und Termindruck in der Baubranche so stark zu?
Tobias Schroth: Die Abwicklungszeiten der Baustellen werden immer weiter verkürzt, ebenso sind Maschinen- stundensätze, Stundenlöhne und die Energiekosten für Kraftstoff und Öl deutlich teurer geworden. Maschinenführer nehmen deshalb heute eine Schlüsselrolle auf der Baustelle ein. Sie sind in hohem Maß mitverantwortlich für die Termintreue und Produktivität, aber auch für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Rentabilität. Nehmen wir an, fünf Lkws müssen beladen werden, von denen jeder 80 € in der Stunde kostet. Für die Lkw-Fahrer, den Polier und Bauleiter ist der Baggerfahrer hierbei der entscheidende Faktor. Jeder Werkzeugwechsel braucht Zeit: Schnellwechsler öffnen, Werkzeug ablegen, neues Werkzeug aufnehmen und verriegeln. Jede Minute Leerlauf der fünf wartenden Lkws kostet 7 €. Da baut sich Druck auf. Und Stress ist die Fehlerquelle schlechthin, in jedem Beruf.
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