Horst Bergmann, Verband GaLaBau Sachsen: Pflanzen können nicht schreien
Als eine Arbeitsgruppe um Peter Hartz sich damit beschäftigte, Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen, ahnte niemand, welch bürokratisches Monster sich daraus entwickeln würde. Für die „1-Euro-Jobber“ wurden als Betätigungsfelder nur wenige Berufe ausgewählt. Darunter zählt in meinem Bundesland leider überproportional der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau.
- Veröffentlicht am
Die Argumente von Kommunen und Trägern, welche Tätigkeiten „ zusätzlich“ sein sollen, sind oft phantasievoll, aber dennoch verlogen. Diese Aktivierung von Langzeitarbeitslosen hat zwar zeitweise den Abbau kommunaler oder sonstiger Arbeitsplätze kompensiert, aber mitnichten zu verbesserten Vermittlungschancen geführt. Das interessiert aber niemanden – Hauptsache in der eigenen Kommune sieht‘s gepflegt aus.
Neben tolerierbaren einfachsten Jobs führen diese Langzeitarbeitslose leider auch Arbeiten aus, von denen sie lieber die Finger lassen sollten. Aber Grün kann ja jeder. Ob ungelernt und wenig motiviert – mit einfachstem Arbeitsgerät werden die örtlichen Grünanlagen attackiert. Es gibt genügend Beispiele von verstümmelten Bodendeckern, Sträuchern und Bäumen. Im Extremfall können sich diese Pflanzungen nie wieder erholen und siechen vor sich hin. Pflanzen können nicht schreien. Deshalb nimmt diese Missstände, außer den Fachleuten, niemand zur Kenntnis. Aber die Natur rächt sich.
Wenn der Zeitpunkt erreicht ist, an dem selbst der Laie sieht, dass mit den Grünanlagen etwas nicht stimmt, dann wird gerodet und eben neu angelegt. Kosten hat die jeweilige Kommune mit solchen Verhaltensweisen und beim Einsatz von „1-Euro-Jobbern“ somit nur im Augenblick gespart. Mittelfristig geht diese Rechnung nicht auf. Zudem bleiben die in den falschen Einsatzgebieten eingesetzten Langzeitarbeitslosen dauerhaft im System SGB II. Dies belastet die Kommunen mit den Kosten der Unterkunft (KdU) schwer.
Die Bandbreite der Ausgaben für diese KdU schwankt nach meiner Kenntnis in Deutschland von 5 bis über 50 % des kommunalen Steueraufkommens. Es gibt also positive Beispiele kommunaler Verantwortlicher, die das Problem erkannt haben. Diese wenigen Kommunen setzen bei der Pflege ihrer Grünanlagen und Freiflächen auch auf Profis aus dem eigenen Ort. Diese Firmen wiederum benötigen Personal, qualifizieren dieses, leisten fachlich einwandfreie Arbeit und zahlen auch noch Steuern. So sieht im Gegensatz zu dem „Denken in Finanztöpfen“ eine ganzheitliche Betrachtung aus.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.