Einheimische Gehölze für viele Insekten unverzichtbar
Im Zuge von Klimawandelanpassungen müssen auch einheimische Baumarten genutzt werden, um das fortschreitende Insektensterben zu bremsen: Mehrere Tausend heimische Insektenarten hängen von heimischen Gehölzen ab. Das zeigen Forschende in einer Studie, in der sie die Daten von etwa 74 % der heimischen Insektenarten analysierten. Die Studie wurde in „Natur und Landschaft“ veröffentlicht.
von Senckenberg erschienen am 13.06.2024„Wir zeigen, dass von den insgesamt 8.127 betrachteten Blattkäfern, Prachtkäfern, Rüsselkäfern, Pflanzenwespen, Schmetterlingen, Wanzen, Wildbienen und Zikaden 3.140 Arten in mindestens einem Entwicklungsstadium auf Gehölze als Nahrungspflanzen angewiesen sind“, legt Dr. Sebastian Schuch, Erstautor der Studie, die Ergebnisse dar und ergänzt: „Berücksichtigt man, dass sich die Insektenfauna an Gehölzen nur zu einem Teil aus pflanzenfressenden Insekten zusammensetzt und dort zusätzlich auch Insektenarten leben, die sich von anderen Insekten, Pilzen, Algen, Flechten, Moosen oder toter organischer Substanz ernähren, ist die Anzahl der insgesamt an Gehölzen vorkommenden Insektenarten sogar noch erheblich höher. Nach unseren Erkenntnissen sind etwa ein Drittel der über 33.000 Insektenarten Deutschlands direkt oder indirekt in mindestens einem Lebensstadium von Gehölzen abhängig!“
Insgesamt sind von den auf Gehölze angewiesenen Insektenarten knapp 89 Prozent auf Gehölzgattungen zu finden, die mit mindestens einer einheimischen Art in Deutschland vertreten sind. 10 Prozent der betrachteten Insektenarten nutzen sowohl Gattungen mit mindestens einer einheimischen Gehölzart als auch Gattungen, die in Deutschland nur mit gebietsfremden Arten vertreten sind. Nur 1,4 Prozent ernähren sich ausschließlich an Gehölzgattungen, die in Deutschland nur mit gebietsfremden Arten vertreten sind. „Bei Letzteren handelt es sich um eingeschleppte Insektenarten oder solche mit einem sehr breiten Nahrungsspektrum an Pflanzen ganz unterschiedlicher Verwandtschaftsgruppen – diese Tiere spielen für die Erhaltung der einheimischen Insektenvielfalt nur eine untergeordnete Rolle“, fügt Schuch hinzu.
Das Forschungsteam empfiehlt aufgrund seiner Analyse daher einheimische Baumarten und deren genetische Variabilität bevorzugt zu nutzen. „Es gibt Studien, die zeigen, dass beispielsweise verschiedene Individuen der Rotbuche – Fagus sylvatica – innerhalb eines Bestands unterschiedlich auf Trockenstress reagieren und dass diesem Phänomen eine genotypische Variabilität zugrunde liegt. Bei der Auswahl geeigneter Gehölze zur Klimawandelanpassung sollte deshalb die vorhandene genetische Variabilität einheimischer Arten eine viel größere Rolle spielen“, erläutert Nuß.
Sollten gebietsfremde Gehölzarten in Betracht gezogen werden, dann seien Arten aus Gattungen mit weiteren in Deutschland einheimischen Gehölzarten zu bevorzugen, so die Forschenden. Diese gebietsfremden Arten sollten den einheimischen Arten stammesgeschichtlich nahestehen und zudem aus geografisch nahegelegenen Regionen stammen, damit sie für einen möglichst großen Teil der einheimischen Insektenarten als Nahrungspflanzen dienen können.
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