Die Ungarische Eiche (Quercus frainetto)
Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie "Steckbrief Klimabaum" stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp - die Ungarische Eiche.
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Deutscher Name: Ungarische Eiche
Botanischer Name: Quercus frainetto
Verbreitung: Balkan, Türkei, Mitel- und Süd-Italien, Kleinasien
Lebensbereichkennziffer: 6.3.2.1 Steppengehölze und Trockenwälder; mäßig trockene bis frische Böden, Luft- und Bodentrockenheit vertragend, Boden schwach sauer bis stark alkalisch, sandig-lehmig oder lehmig, durchlässig; nährstoffreich; Standort sonnig, hitzeverträglich und wärmeliebend. Winterhärtezone 6a
Wuchs: 15 bis 20 (25) m hoch, 10 bis15 m breit. Krone oval bis rundlich geschlossen, im Alter oft etwas lockerer.
Blätter: 10- bis 18 cm lang, verkehrt eiförmig, an jeder Seite meist mit 7 (6 bis 10) Lappen, Buchten reichen fast bis zur Mittelrippe, zur Basis hin verschmälert, geöhrt. Oberseits dunkelgrün und bald kahl, unterseits graugrün und mit Sternhaaren.
Früchte: Eicheln, zu 2 bis 5, fast sitzend, eilänglich, 2 bis 2,5 cm lang, bis zur Hälfte vom halbkugeligen Becher umgeben
Hinweise zur Verwendung: In den Ergebnissen aus dem Projekt „Stadtgrün 2021“ an der LWG Veitshöchheim zeigen sich Quercus frainetto zusammen mit Q. cerris und Q. x hispanica 'Wageningen' auch in den trockensten Sommern (nach der Etablierung) als außerordentlich trockenstresstolerant.
Die reine Art wird häufig veredelt. Diese Veredelungen können auch im Alter noch zu Problemen mit der Standsicherheit sorgen. Deshalb sollten bei der Verwendung der reinen Art wurzelechte Bäume bevorzugt werden. Sofern keine wurzelechten Exemplare verfügbar sind, sollte darauf geachtet werden, dass sie auf Q. frainetto oder Q. cerris veredelt ist. Damit entfällt auch die regelmäßige Kontrolle auf Unterlagentriebe und deren Entfernung. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Veredelungen den Wassertransport in Gehölzen verschlechtern und damit ihre Trockenstresstoleranz herabsetzen (Liu, Ming; Pietzarka, Ulrich; Roloff, Andreas 2021).
Die Ungarische Eiche ist derzeit knapp am Markt. Wenn größere Stückzahlen oder besondere Größen erforderlich sind, sollte frühzeitig mit den Baumschulen Kontakt aufgenommen werden, um die Bestände und Liefermöglichkeiten zu erkunden oder – besser noch – einen Anbauvertrag abzuschließen.
Trotz der vielen guten Eigenschaften schränkt das Auftreten des Eichenprozessionsspinners (EPS) die Verwendung ein. Der EPS lässt sich zwar durch das Absaugen oder Spritzungen gut bekämpfen, aber das bedeutet immer einen zusätzlichen Aufwand. Deshalb sollte die Ungarische Eiche nicht in größeren Stückzahlen gepflanzt werden, sondern besser einzeln in Kombination mit anderen Baumarten. Das gilt nicht nur für die Ungarische Eiche, sondern für andere Eichenarten auch.
Eichen reagieren empfindlich auf das Verpflanzen und benötigen Zeit zur Etablierung am neuen Standort. Sie gehören zu den spät abschließenden Baumarten und sollten nicht zu früh gerodet werden. U.U. ist eine Frühjahrspflanzung sinnvoll. Verpflanzung nur mit Ballen oder besser noch mit (Springring)Container. Aufmerksame Pflege, v.a. Wässerung, ist in den ersten zwei Jahren nach der Pflanzung erforderlich. In dieser Zeit sind sie anfällig für einen Befall mit dem Eichensplintkäfer. Das Einstreichen der Stämme mit Karate Forst in diesem Zeitraum beugt einem Befall vor. Wo das nicht möglich ist sollte durch eine sehr sorgfältige Standortvorbereitung, Pflanzung und Pflege der Stress in der Anwachsphase soweit als möglich verringert werden.
Das Projekt Stadtgrün 2021 des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbau der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim erforscht, welche Baumarten sich für die Stadt im Klimawandel eignen. Dr. Philipp Schönfeld leitete bis zu seiner Pensionierung im Februar 2022 gemeinsam mit Dr. Susanne Böll das Projekt. Er stellt uns nun regelmäßig eine vielversprechende Baumart in Form eines Steckbriefs vor.
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