Die Purpur-Erle (Alnus x spaethii)
Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie "Steckbrief Klimabaum" stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp - die Purpur-Erle.
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Deutscher Name: Purpur-Erle, Spaeths Erle
Botanischer Name: Alnus x spaethii
Verbreitung: Kreuzung aus A. japonica (Japanische Erle) und A. subcordata (Kaukasische Erle), 1908 in der Baumschule Spaeth in Berlin entstanden
Lebensbereichkennziffer: 2.4.3.3 Gehölze der Weich- und Hartholzaue, potenzieller Überschwemmungsbereiche und Feuchtgebiete; meist wärmeliebend, nährstoffreiche Böden von schwach sauer bis alkalischer Reaktion bevorzugend.
Auenbereiche der Hartholzaue; Gehölze kurzzeitig mäßig trockener, sonst frischer bis feuchter Standorte, gelegentlich kurzzeitig überschwemmt; neutral bis alkalisch, gelegentlich auch schwach sauer; tiefgründig, sehr nährstoffreich, z.T. sandig-kiesig, bevorzugt Lehm oder Ton. Winterhärtezone 6a.
Wuchs: Raschwüchsiger hoher Baum, nach 15 Jahren verringert sich das Jugendwachstum, 12 bis 20 m hoch, 8 bis 10 m breit. Krone breit pyramidal, Äste im Alter mehr waagerecht ausgebreitet.
Blätter: schmal elliptisch bis elliptisch, oberseits dunkelgrün, matt glänzend, Rand grob scharf gesägt, groß, 6 bis 18 cm lang, Laub haftet im Herbst sehr lange, keine Herbstfärbung.
Blüten: männliche Blütenkätzchen braungelb bis rötlichgelb, 5 bis 10 cm lang, erscheinen oft schon Ende Januar, die Pollen besitzen ein hohe Allergiepotenzial.
Früchte: Zapfen zu 2 bis 4, eiförmig, 1,5 bis 2,5 cm lang.
Hinweise zur Verwendung: Obwohl die Purpur-Erle schon seit über 100 Jahren im Sortiment der Baumschulen vertreten ist, führte sie lange ein Schattendasein. Nur die Niederländer hatten schon früher ihr Potenzial entdeckt. Im Zuge der Klimabaumdebatte rückte sie mehr in Vordergrund. Es zeigte sich, dass sie eine außerordentlich anpassungsfähige Baumart ist, die sowohl an trockenen als auch feuchten Standorten gut wächst. Dies wurde sehr deutlich bei den Ergebnissen im Versuch Stadtgrün 2021, wo die Purpur-Erle am niederschlagsreichen Standort in Kempten (1200 mm/Jahr) sich besonders gut entwickelte und nach zehn Jahren mehr als 10 m Höhe erreichte, das heißt, sie hatte die Wuchshöhe seit der Pflanzung verdoppelt. Aber auch am trockenen Standort in Würzburg entwickelte sie sich sehr gut. Diese Anpassungsfähigkeit ist auch bei anderen Baumarten aus dem Lebensbereich Hartholzaue zu beobachten.
In der KLAM von Roloff, Bonn und Gillner (2008) ist sie in die Kategorie 2.1 eingestuft: Trockentoleranz geeignet, Winterhärte sehr geeignet. Weitere Arten in dieser Kategorie sind z.B. Acer platanoides, Aesculus x carnea, Carpinus betulus, Malus tschonoskii, Sorbus intermedia und Tilia cordata.
Das schnelle Wachstum in Kempten zeigt, dass die Höhenangabe in der Literatur von 12 bis 15 m offenbar zu gering sind.
Die Alnus x spaethii lebt in Symbiose mit Knöllchenbakterien an den Wurzeln. Sie ist deshalb nicht darauf angewiesen, im Herbst Nährstoffe aus den Blättern zu ziehen und zu speichern. Deshalb fallen die Blätter im Spätherbst ohne Herbstfärbung grün ab.
Krankheiten und Schädlinge sind bisher nicht bekannt. Gelegentlich gibt es Fraßschäden vom Erlenblattkäfer, die aber weder das Wachstum noch das Aussehen beeinträchtigen.
Die Pollen haben leider ein hohes allergenes Potenzial. Da diese bereits sehr früh im Jahr auftreten, verlängert sich für Allergiker die Leidenszeit. Deshalb darf die Purpur-Erle in einigen Städten, wie beispielsweise in Zürich, leider nicht gepflanzt werden. Angesichts der knappen Auswahl an widerstandsfähigen und anpassungsfähigen Baumarten sollte sorgfältig überlegt worden, ob auf diese Baumart wirklich verzichtet werden kann.
Es sind keine Sorten bekannt.
Literatur: Eiselt, M.G. und Schröder, R. (1977): Laubgehölze. Verlag J. Neumann-Neudamm (Melsungen, Basel, Wien)
Roloff, A., Bonn, S. und Gillner, S. (2008): Klimawandel und Baumartenwahl in der Stadt –Entscheidungsfindung mit der Klima-Arten-Matrix (KLAM).
Roloff, A. und Bärtels, A. (1996): Gehölze. Verlag Eugen Ulmer (Stuttgart)
Schönfeld, P., Böll, S. und Körber, K. (2014): Forschungsprojekt Stadtgrün 2021. Neue Bäume braucht das Land. Merkblatt Falzflyer 3. Auflage 2022, 4 S.
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