Workshop an der Elbe zu Gehölzverwendung und Pflege in wassersensiblen Projekten
Der Fokus eines Workshops des nationalen Arbeitskreises „Grün in der Stadt“ der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) Mitte Juni in Magdeburg lag auf der strukturellen Eignung und räumlichen Anlage von Wassermanagement für die Gehölzverwendung in Bezug auf Baumgesundheit, -pflege und Standsicherheit. Teilnehmer aus sechs Bundesländern trafen auf elf Referenten.
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Das Thema „Wassermanagement“ hat in der Stadtentwicklung in der Zeit der Klimaveränderungen verstärkt Beachtung erhalten, hat viele Facetten und bezieht die mehrdisziplinäre Verknüpfung mit Einflüssen aus der Landwirtschaft, der Grundwassererneuerung, der Wasserspeicherung und -säuberung mit ein. Die Tagung hatte drei Schwerpunkte:
- Hochwasser und die Folgen für die Umwelt,
- Regenwasserkonzepte und Stadtentwicklung
- Elbhochwasser und die Auswirkungen im Herrenkrugpark
Das Land Sachsen-Anhalt war gewählt als Bezugsrahmen für die Vorträge zu Rahmenbedingungen von Land und Kommune für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. Die Stadt Magdeburg bot Thema und Anschauungsort für die Exkursion: Im Herrenkrugpark an der Elbe, eine historisch bedeutsame und kulturell hochwertige Parkanlage wurden Fragen zur Entwicklung der Elbauen unter Einfluss von Klimawandel im Konflikt mit den Zielen des Denkmalschutzes diskutiert.
Der erste inhaltliche Schwerpunkt „Hochwasser und die Folgen für die Umwelt“ wurde eingeleitet und später vertieft durch die pflanzenkundlichen Vorträge von Prof. Dr. Hartmut Balder. Er machte aufmerksam auf den Stand des Wissens zur Atmungsaktivität von Pflanzen (Gehölze sterben ab, wenn sie 14 Tage im Wasser stehen), öffnete den Blick auf Forschungsfragen in der Systematik von Einflussfaktoren auf das Gedeihen von Gehölzen und regte die Diskussion an zum Konflikt zwischen Denkmalschutz (z.B. Erhaltung der Berliner Allee „Unter den Linden“) und Nachpflanzungen von Bäumen, die resilienter sind im Klimawandel.
Burkhard Henning, Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, Stefan Matz, Leiter des Eigenbetriebes Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg, und auch Jacqueline Wegener, Mitarbeiterin der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt, informierten über die systemischen Rahmenbedingungen und Herausforderungen der Wasserwirtschaft und des Hochwasserschutzes sowie der Schädlingsbekämpfung im Sinne der Praxis von Kartierungen, Regularien und Präventiv- sowie Schadensregulierungsmaßnahmen. Die Landschaftsarchitektin Katja Trippler ergänzte diese generellen Informationen konkret durch die Beschreibung der Geschichte von Anlage und Sanierung des Herrenkrugparks nach der Überflutung 2013.
Regenwasserkonzepte und Stadtentwicklung
Der zweite inhaltliche Schwerpunkt „Regenwasserkonzepte und Stadtentwicklung“ wurde eingeleitet durch Birgitta Hörnschemeyer (FH Münster) zum Leitbild der Wasserbewussten Stadtentwicklung und ihrer auch ökonomischen Dimension. Leitbildaspekte wurden anhand von Beispielen (Blue-Green-Streets, Schwammstadt Quedlinburg) konkretisiert und vertieft durch die Vorträge von Prof. Erich Buhmann (Atelier Bernburg), Dr. Carlo Becker (bgmr Landschaftsarchitekten) und Christoph Dirksen (BdB). Dabei war die Vortragsdidaktik von Christoph Dirksen äußerst einprägsam und wegweisend lehrreich durch die Art der aktivierenden Mediation von Problemen und von guten Lösungen bei der Pflanzung von Gehölzen in wassersensiblen Projekten.
Den Abschluss bildeten weitere Vorträge von Prof. Dr. Hartmut Balder zur realen Wurzelentwicklung von Gehölzen in Regenwasseranlagen sowie zur Biodiversität und Unterhaltung von Mulden, wichtige Erkenntnisse aus langjährigen Berliner Studien zur Optimierung von Regenwasserkonzepten. Der Vortrag von Prof. Dr. Andrea Haase zur Neugestaltung der Isar wurde zur Vorbereitung der Exkursion und zur Einführung des Verständnisses einer alternativen Ausrichtung der Gestaltung von Überschwemmungsflächen (anders als im Herrenkrugpark) in den Grundzügen der Gestaltung „Dem Wasser mehr Raum geben, die Überschwemmungsflächen differenzieren und aufweiten“ zusammenfassend vorgestellt.
Exkursion mit Schwerpunkt Baumschäden durch Fluten
Die Exkursion im Herrenkrugpark mit Schwerpunkt der Baumschäden durch die Fluten von 2013 sowie der Parksanierung führte zu folgender konkreter Anschauung: Den landschaftlichen Rahmen bildeten die historischen Maßnahmen einer Deichführung in der Nähe des Flußlaufes und die sichtbaren Konsequenzen des Hochwassers von 2013 in Form von Baumschäden an Stämmen, Ästen und Kronen.
Die Flut hatte den Deich übersprungen, war dann auf den dahinter liegenden Flächen wie in einer Badewanne gefangen, konnte nicht mehr abfließen und hatte so erheblichen Schaden an etlichen wertvollen Alt- und Jungbäumen verursacht. Hier zeigte sich der Konflikt „Denkmalschutz versus Klimawandel“ deutlich, nicht zuletzt an der Sanierung des früheren Deiches nach 2013 durch eine weitere Erhöhung des Deichgrundes und des Deichbauwerkes. Der sichtbar gewordene Konflikt der „Badewannensituation“ ist zurückzuführen darauf, dass die Reichweite der Überflutung vor der Anlage des Parks historisch nicht gesehen worden war.
Das Ergebnis der Sanierung des Deichs nach 2013 zeigte aber auch, dass die Kultur des Parks vor der Naturgewalt des Elbwassers immer noch geschützt werden soll … Die Teilnehmer waren vor Ort konfrontiert mit Maßnahmen der Schädlingserkennung und Bekämpfung. Der eingeschleppte Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) ist in Europa als Quarantäneerreger meldepflichtig und hat im Herrenkrug umfangreiche Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen ausgelöst. Dies wurde anschaulich erläutert durch den Einsatz eines Spürhundes und die Demonstration von Kletteraktionen.
Die Feldexkursion war gut durch Teilnehmer besucht und lehrreich besetzt mit Fachleuten der Wasserwirtschaft, des Denkmalschutzes und der Schädlingsbekämpfung. Schwerpunkt war die Erklärung von Schadsymptomen der Baumschäden durch die Fluten sowie die praktischen Bemühungen um den historisch wertvollen Baumbestand im Herrenkrugpark.
"Dem Wasser mehr Raum geben"
Prof. Erich Buhmann, Prof. Dr. Ing. Andrea Haase und LA Michael Schwahn, Teilnehmer des LV Bayern-Süd, stellten die Frage nach der räumlichen Konsequenz für eine zeitgemäße Anerkennung der potenziellen Kraft des Hochwassers am Beispiel der Isar-Neugestaltung, München, entsprechend im Sinne von „dem Wasser mehr Raum geben“.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass der interdisziplinäre Ansatz bei dem komplexen Thema der Gehölzverwendung und Pflege in wassersensiblen Projekten genau richtig war und insbesondere die Planungsprozesse befruchtet hat. Der AK „Grün in der Stadt“ der DGGL wird sich bemühen, weitere Fachthemen der Zeit aufzugreifen. Vorschläge sind herzlich willkommen.
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