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Praxiseinsatz

Kur für stattliche Bergulmen

Die Firma Rinau Baumpflege aus Winterlingen wurde im Spätsommer für die Begutachtung und Sanierung zweier Baumveteranen gerufen. Sie zeigen, wie viele Organismen in alten Bäumen leben, und das waren nur die sichtbaren "Vertreter".

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Birgit Klumpp
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Ende August wurden wir für die Begutachtung einer besonderen Baumart beauftragt, die es in unseren Breitengraden leider nur noch selten in so einer Größe gibt: zwei mächtige, circa 170 bis 180 Jahre alte Bergulmen (Ulmus glabra) mit einer Höhe von circa 23 m  (Umfang in 1 m Höhe: 4,20 m und 5,30 m)  und einem Kronendurchmesservon circa 15 m. Bergulmen können bis etwa 400 Jahre alt werden.

Die beiden Bergulmen, die solitär an einer Kreisstraße stehen, wurden von uns eingehend untersucht, unter anderem mit Einsatz unseres Bohrwiderstandsmessgeräts IML-Resi 400, der Endoskopkamera für die teils großen Einfäulungen und Höhlungen, um die habitablen Strukturen genauer begutachten zu können.

Bäume stark besiedelt

Mehrere große Maserknollen befinden sich um den ganzen Stammbereich bis in in den Kronenansatz, außerdem Insektenbefall durch Miniermotte (Phyllonorycter ulmifoliella) und Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus). Die Bäume zeigen ein deutliches Rückzugsverhalten auf eine sich bildende Sekundärkrone. Visuell konnte bereits vom Boden aus ein riesiger Fruchtkörper des Zottigen Schillerporlings (Ionotus hispidus) an einer großen alten Astungswunde erkannt werden.

Der Seitenstämmling wurde vor Jahren unsachgemäß entfernt, die viel zu große Astungswunde in Höhe von etwa 6 m ist jetzt bis auf 1 m Tiefe eingefäult und weist diesen starken Pilzbesatz auf. Zudem konnte durch die eingehende Untersuchung der Besatz mit dem Eremiten (Osmoderma eremita) und dem Goldglänzenden Rosenkäfer (Cetonia aurata) nachgewiesen werden. Außerdem fand sich in der zweiten, kleineren Bergulme ein Hornissennest.

Mehrere unterirdische Höhlungen direkt an den Wurzelanläufen, am unteren Stammbereich und bis in die angrenzende landwirtschaftlich genutzte Fläche lassen den Verdacht auf den Lebensraum von Feldhamstern (Cricteus cricteus) aufkommen, was abschließend noch nicht bestätigt ist.

Sanieren erfordert Planung

Mit besonderem Augenmerk auf die vorhandenen habitablen Strukturen und der massiven Schädigung der größeren Bergulme wurden die Maßnahmen zur Sanierung dieser beiden besonderen Bäume geplant. Unter verkehrsrechtlicher Anordnung (stark befahrende Kreisstraße), mit Unterstützung eines zweiten Kletterers und einer zweiten Bodenfrau erfolgte dann die Sanierung bei hohen Temperaturen erfolgreich: das Totholz entfernt, die Kronen stärker eingekürzt, um die Windlast der mächtigen Bergulmen zu mindern und so die Verkehrssicherheit wieder herzustellen. Im Nachgang wurde eine Trag- und Haltesicherung (Kronensicherung) eingebaut, da die Hornissen am Tag der Sanierung nicht mehr so entspannt waren.

Alles in allem war das für unseren Betrieb ein super Projekt mit einem sehr gut zusammenarbeitenden Team und einem zufriedenstellenden Ergebnis!

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