Wildkrautbekämpfung auf befestigten Flächen
Die beste Wildkrautbekämpfung ist vorzubeugen – indem Wege schlau geplant und regelmäßig gereinigt werden, bevor im Schmutz Samen keimen können. Mechanische und thermische Bekämpfungsverfahren mit chemischen zu vergleichen, ist sinnlos, denn letztere sind verboten. Am effektivsten ist ein Gesamtkonzept, das ein gewisses Maß an Toleranz zulässt. FM liefert eine Checkliste und Aspekte dazu.
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Die meisten Auftraggeber wollen es sauber und „ordentlich“ – womit auch die Unkrautfreiheit gemeint ist. Diesbezüglich sind Menschen ambivalent: Man stellt sich gern öffentlich auf die Seite der Klima- und Umweltschützer, auf der anderen Seite soll Wildwuchs auf Wegen und Plätzen schnell verschwinden. Am schnellsten ging es mit Round-up oder anderen Glyphosatprodukten, doch das ist aus guten Gründen auf diesen Flächen verboten.
Leider meinen manche, unterstützt von zweifelhaften Blogs, Internetforen und „Experten“, dass man stattdessen Speisesalz oder Essig auf den unerwünschten Bewuchs streuen kann. Schließlich gibt’s das im Lebensmittelhandel und könne ja nicht schädlich sein. Von wegen! Auch wenn es hier eine Lücke im Gesetz gibt (Salz und Essig gelten nicht als Pflanzenschutzmittel) – umweltschädlich und strafbar ist das trotzdem. Da kann man sich auch nicht mit Vergleichen zu Streusalz im Straßenwinterdienst herausreden. Steinreiniger und Algenvernichter sind ebenfalls im Handel, aber aus Umweltschutzsicht nicht zur Wildkrautbekämpfung geeignet.
Doch muss es immer gleich die Keule sein? Sterile Reinheit lässt sich sowieso nicht dauerhaft erreichen, ein wenig Toleranz gegenüber der Vegetation ist angebracht. In Fugen und entlang von Zäunen sehen blühende Wildpflanzen wie Glockenblumen, Akelei oder Rote Spornblumen oft sehr schön aus und sind sogar nützlich für Insekten. Nur die Verkehrssicherheit sollte gewährleistet bleiben, zum Beispiel eine gute Sicht für Verkehrsteilnehmer in Kurven und Einmündungen.
Vorbeugende Maßnahmen
Schon bei Planung und Bau von Wegen kann man dem Wildwuchs vorbeugen:
- bei der Dimensionierung der Flächen: Sind Wege viel breiter als es die Frequentierung erfordert, wachsen sie von der Seite her zu. Schmalere Wege bedeuten weniger Aufwand.
- bei der Wahl des Belags und des Fugenmaterials: Großformatige Platten oder Asphaltflächen lassen kaum Vegetation zu. Bei Steinbelägen kann man vegetationsfeindliches Fugenmaterial oder eine gebundene Bauweise wählen. Wassergebundene Decken sind geeignet, wenn die Wege oft benutzt werden (siehe oben).
- Bildung von Keimstellen verhindern: Ausstattungselemente wie Poller, Bänke, Papierkörbe, Schilder etc. sind nicht nur nach ästhetischen Gesichtspunkten zu planen, sondern auch im Hinblick auf die spätere Reinigung der Flächen. Diese sollten sich gut bearbeiten lassen, denn in Nischen, um Elemente herum sowie an Unebenheiten sammeln sich Staub, verrottendes Laub und Feuchtigkeit, Humus bildet sich – ideale Keimbedingungen für Unkrautsamen. Das gilt übrigens auch für Schotterschüttungen, wie sie in den letzten Jahren als „Vorgartengestaltung“ in Mode kamen. Sie sind mitnichten pflegeleicht. Ist eine Belagsfläche oder der Unterbau geschädigt und entstehen dadurch Senken, ist Unkrautwuchs zu erwarten. Die Instandhaltung von Wegen und Plätzen dient also nicht nur der Verkehrssicherheit.
Regelmäßiges Kehren ist eine wichtige vorbeugende Maßnahme – einfach, kostengünstig, ungiftig, energiesparend. Denn durch Kehren entfernt man, wie oben beschrieben, den Schmutz, der zum Saatbett wird.
Bekämpfungsverfahren
So funktionieren im Prinzip alle mechanischen Verfahren zur Wildkrautbekämpfung. Ob als Handgerät, als Anbaugerät an handgeführte oder selbstfahrende Maschinen, ob Teller- oder Walzenbesen, ob Draht- oder Kunststoffbürsten – die Auswahl ist groß. Je härter die Bürste, desto gründlicher ist sie. Flächen mit niedrigem Bewuchs, Moos und Algen lassen sich damit prima reinigen und sehen wie neu aus. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass harte Bürsten auch Fugenmaterial herausschleudern und wertvolle Natursteinoberflächen zerkratzen können (Drahtbürsten). Vor Anschaffung eines solchen Geräts sind also eine gründliche Beratung und Vorführung zu empfehlen. Hier sollte man auch nach dem Verschleiß der Bürsten fragen und prüfen, ob sich die Bündel einfach austauschen lassen.
Apropos Verschleiß: Haben Sie sich mal gefragt, wo das Material, das sich vor allem bei Kunststoffbürsten abnutzt, bleibt? Es wird zu Mikroplastik, verteilt sich wie Reifenabrieb in der Umwelt und gelangt in Gewässer. Deshalb ist eine haltbare harte Bürste nicht nur effektiver, sondern auch etwas umweltfreundlicher.
Kehrgeräte sind in der Regel auch im Anschluss an ein thermisches Wildkrautbekämpfungsverfahren notwendig, da die durch Heißwasser/Heißschaum, Infrarottechnik oder Abflammen abgestorbenen Pflanzen meist entfernt werden müssen. Ideal ist also eine Kombination von mechanischen und thermischen Verfahren. Letztere sind unverzichtbar auf Flächen, die sich mechanisch kaum bearbeiten lassen, groß oder schwer zugänglich sind. Sie sind im Rahmen eines Vegetationsmanagements sehr effektiv, aber auch aufwendig. Benötigt werden ein Wasseranschluss oder -tank sowie viel Energie, um das Wasser zu erhitzen oder Schaum zu erzeugen. Zudem ist die Arbeit für Anwender anspruchsvoll, und es bedarf einer gründlichen Schulung und Einarbeitung.
Inzwischen gibt es neue Verfahren, bei denen elektrischer Strom die Pflanzen abtötet. Auch hier muss das Material entfernt werden.
Wildkrautbekämpfung auf befestigten Flächen braucht ein durchdachtes Gesamtkonzept, in dem alle genannten Punkte integriert und aufeinander abgestimmt sind. Erfahrene Dienstleister wissen, dass es auf den richtigen Zeitpunkt und die Häufigkeit der einzelnen Maßnahmen ankommt, um eine gründliche und langfristige Wirkung zu erzielen. Nur nach augenscheinlichem Bedarf zu handeln, ist kontraproduktiv und in der Regel teurer.
Know-how gibt‘s nicht umsonst
Und, liebe Auftraggeber: Wildkrautbekämpfung erfordert Arbeitsschutzvorkehrungen sowie gründliche Kenntnisse in Sachen Pflanzenschutzgesetze, Biologie und Technik. Die Maschinen sind hochwertige Investitionen. Dienstleister, die Wildkrautbekämpfung zu Niedrigpreisen anbieten, können deshalb nicht seriös sein; ihre Arbeit wird sehr wahrscheinlich Nachbesserungen notwendig machen, was unterm Strich mehr Kosten verursacht, als wenn man sich auf einen kompetenten Dienstleister verlässt.
Die technische Entwicklung schreitet voran, ist aber noch ausbaufähig. Zudem fehlt es an technischen Prüfungen auf neutraler Basis. Das Julius Kühn-Institut in Braunschweig und die LWK NRW beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. Die LWK bietet eine Liste aller aktuellen Verfahren, Produkte und ihre Hersteller (siehe weitere Informationen und Beiträge unter dem Webcode FM2555).
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