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Checkliste

Naturfreundlich mähen

Nur durch regelmäßige Pflege können Wiesen- und Rasenflächen erhalten werden, ansonsten würden sie in der Regel verbuschen. Extensiv und schonend gemähte Flächen können dabei äußerst artenreiche Lebensräume sein. Häufig werden solche Bereiche jedoch sehr intensiv, schon früh im Jahr und dann in engmaschiger Abfolge großflächig gemulcht, gedüngt, gewalzt – dadurch wird es unmöglich , dass sich eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln kann. JR erklärt, worauf es ankommt.

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Extensiv und schonend gemähte Magerwiese mit typischen blühenden Kräutern wie Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) und Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)..
Extensiv und schonend gemähte Magerwiese mit typischen blühenden Kräutern wie Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) und Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)..
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In manchen Fällen ist auf Grund der Nutzungsform zum Beispiel als Spiel- und Sportrasen eine intensive Pflege notwendig, vielfach ist jedoch auch eine naturfreundlichere Pflege möglich. In dieser Checkliste beschreiben wir, wie bei der Mahd wiesentypische Pflanzen gefördert und Tiere geschont werden, ohne dabei Aspekte der Arbeitseffizienz auszublenden. In vielen Fällen werden nur einzelne diese Hinweise umgesetzt werden können, aber auch durch kleine Schritte kann bei der Mahd schon viel für Natur und Biodiversität erreicht werden.

> Angepasstes Mähregime - „weniger ist mehr“: Grundsätzlich sollte im Sinne von Natur und Biodiversität eher spät im Jahr nach der Hauptblüte und eher selten gemäht werden. Das im konkreten Fall geeignete Mähregime (Häufigkeit und Zeitpunkte der Mahd) ist sind von vielen Faktoren abhängig und sollte entsprechend angepasst werden. Dabei spielen zum Beispiel Nutzungsform und -intensität der Fläche, Vegetationstyp und Entwicklungsziel, Wüchsigkeit und Wetter eine wichtige Rolle. Wird das Mähgut abgeräumt, kann auch die vorgesehene Verwertung Einfluss auf das Mähregime haben. Wenn das Mähgut beispielsweise traditionell zur Heugewinnung und Verfütterung dienen soll, können eine frühere erste Mahd und mehrere Mähgänge im Jahr erforderlich sein. Bei entsprechenden Rahmenbedingungen und örtlichen Gegebenheiten können diese ungefähren Richtwerte für extensive Mähwiesen herangezogen werden:

- Grundsätzlich ein bis zwei Mähgänge im Jahr, dann erste Mahd frühestens ab Mitte Juli;

- auf bereits mageren (nährstoffarmen) Wiese einschürige Mahd Mitte Juli – Mitte August;

- auf feuchtem, wüchsigem Standort zweischürig mit erster Mahd im Juli und zweiter Mahd August oder September.

- Mähwiesen, in denen Wiesenbrüter (d.h. in Wiesen am Boden brütende Vögel) vorkommen, sollten nach Möglichkeit erst ab September gemäht werden.

- Rasenflächen, deren Vegetationsdecke ja überwiegend aus Gräsern besteht, die durch Wurzeln und Ausläufer miteinander und mit dem darunter befindlichen Boden verbunden sind, werden normalerweise häufiger gemäht als Wiesen, wobei in der Regel besondere Nutzungsansprüche bestehen.

Wo es die Nutzung zulässt, kann aus einem Rasen häufig allein durch späteres und selteneres Mähen verbunden mit einem Verzicht auf Düngung und Walzen eine Wiese entwickelt werden. Doch auch wenn diese auf Grund der Nutzung nicht möglich ist, kann die Pflege häufig zumindest ein Stück weit extensiviert und dadurch kräuter- und insektenreichere Lebensräume entwickelt werden.

> Abschnittsweise Mahd zu unterschiedlichen Zeitpunkten - nicht großflächig alles auf einmal mähen: Damit über möglichst durchgängig vom Frühjahr bis in den Herbst Kräuter blühen und somit Nektar und Pollen für Insekten vorhanden ist und damit Rückzugs- und Fluchtmöglichkeiten für Tiere bestehen, ist eine Aufteilung der Mahd in Teilflächen, die zu unterschiedlichen Zeiträumen gemäht werden, entscheidend. Auf keinem Fall sollten in einer größeren Grünanlage oder einem größeren Garten alle Wiesen oder Rasen zum gleichen Zeitpunkt gemäht werden.

> Altgras- oder Gehölzsaumstreifen über den Winter belassen und seltener mähen: Altgrasstreifen zum Beispiel in ohnehin schwierig zu mähenden Teilflächen mit steilen Böschungen sowie Säume vor Hecken sind besondere Biotope. Entsprechende Teilflächen sollten nur in mehrjährigen Abständen, zum Beispiel alle 2 bis 3 Jahre zum Ende des Winters hin (zum Beispiel im März) gemäht werden. Dadurch bieten sie Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten, stellen im Winter eine natürliche Nahrungsquelle für Vögel dar und dienen zur Deckung.

> Mähgut schonend abräumen: Was zunächst nach einem erheblichen Mehraufwand klingen mag, relativiert sich, wenn man bedenkt, dass durch das Entfernen des Mähguts eine Abmagerung erzielt wird. Die Wüchsigkeit wird reduziert, wodurch längerfristig automatisch weniger Mähgänge erforderlich sind. Der Abräumvorgang sollte dabei möglichst schonend erfolgen. Konventionelles Absaugen des Mähguts vom Boden her ist problematisch, weil dadurch die die Tiere und Pflanzensamen mitabgesaugt werden. Inzwischen gibt es aber auch schonende Absaugsysteme, bei denen dies durch gezielte Luftführung deutlich reduziert wird. Im Grünland erfolgt das Abräumen häufig mittels Schwadens und Aufladens zum Beispiel mittels eines Ladewagens mit Förderschwingen. Solche Systeme gibt es aber inzwischen für den kommunalen Einsatz zum Beispiel auch integriert als Schmalspur-Pickup-Aufbau.

> Geeignete Mäh- und Abräumtechnik: Für eine naturfreundliche Mahd spielt natürlich auch der Einsatz geeigneter Technik eine entscheidende Rolle. Nähere Informationen zu entsprechender Mäh- und Abräumtechnik finden Sie auf unserer Checkliste „Naturfreundliche Mähtechnik“. Darin beschreiben wir, wie durch den Einsatz geeigneter Maschinen und Geräte wiesentypische Pflanzen gefördert und Tiere geschont werden, ohne dabei Aspekte der Arbeitseffizienz auszublenden.

> Angepasste und aufmerksame Befahrung: Indem die befahrene beziehungsweise überrollte Fläche möglichst gering gehalten wird, können auch viele Tiere und Pflanzen geschont werden. Dem Fluchtverhalten von Tieren kann bei der Mahd auch durch langsameres Fahren und geeignete Fahrtrichtungen und Befahrmuster Rechnung getragen werden. Das kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass an Straßen und Wegen von diesen weg und nicht zu ihnen hin gemäht wird oder indem größere Flächen beginnend von der Mitte sozusagen von innen nach außen hin gemäht werden und nicht umgekehrt, damit Tiere in andere Bereiche fliehen können und nicht in eine inselartige Restfläche fliehen, in der sie schließlich gebündelt auch zu Tode kommen. Tageszeitlich gilt das Mähen zur Mittagszeit als besonders günstig, weil viele Tiere dann am mobilsten sind und so am ehesten fliehen können. Ungünstigerweise fliehen aber manche Tiere bewusst nicht, um für Beutegreifer („Raubtiere“) als ihre natürlichen „Feinde“ nicht aufzufallen. Das trifft zum Beispiel auf am Boden befindliche Jungtiere von am brütenden Vogelarten (Wiesen- beziehungsweise Bodenbrüter) zu sowie auf junge Feldhasen, Rehkitze und Igel. Neben der Berücksichtigung bekannter Vorkommen solcher Tiere beim Zeitpunkt der Mahd (Mähwiesen, in denen Wiesenbrüter vorkommen, sollten zum Beispiel nach Möglichkeit erst ab September gemäht werden) können diese Tiere unmittelbar bei der Mahd durch eine langsame und aufmerksame Befahrung gerettet werden.

> Schnitthöhe möglichst hoch einstellen: Um am Boden befindliche Tiere wie Insekten, Reptilien, Amphibien und kleinere Säuger nicht zu töten und niedrigwüchsige Kräuter zu schonen, sollte die Schnitthöhe möglichst hoch eingestellt werden. Gleichzeitig sollte natürlich noch ein sauberer Schnitt möglich sein und der Aufwuchs nicht durch ein zu hohes Mähwerk eher umgebogen als geschnitten werden. Auf Wiesen kann hierbei in vielen Fällen eine Einstellung des Mähwerks auf etwa 10 cm Höhe ein Kompromiss sein. Rasen werden normalerweise niedriger gemäht als Wiesen, auch hier ist jedoch bei der Schnitthöhe noch ein gewisser Spielraum nach oben möglich.

> Auf Düngung verzichten: Nicht regelmäßig durch Sport oder andere Veranstaltungen genutzte Rasenflächen müssen in der Regel nicht gedüngt werden. Das spart nicht nur Geld und Aufwand und schont das Grundwasser, sondern ist zugleich ein wichtiger Beitrag für eine artenreichere Tier- und Pflanzenwelt.

> kein Walzen: Das Walzen von Rasen- oder Wiesenflächen führt häufig nicht nur zu Bodenverdichtung und dadurch zu Wasserundurchlässigkeit. Auch Tiere und Pflanzen werden dabei logischerweise im wahrsten Sinne des Wortes „platt gemacht“. Bei Unebenheiten auf Sportrasen ist häufig das Striegeln eine zielführendere und schonendere Alternative.

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