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Historische Friedhofsanlagen

Parkpflegewerke

Die Erhaltung und Pflege denkmalgeschützter Friedhofsanlagen ist für Städte und Gemeinden eine Herausforderung. Für das Bereitstellen von Fördermitteln verlangt die Denkmalpflege üblicherweise ein Parkpflegewerk.

von Günter Mader erschienen am 13.06.2024
Historische Friedhöfe sind Kulturdenkmale und wertvolle städtische Freiräume. © Günter Mader
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Es gibt in Deutschland unzählige historische Friedhofsanlagen, auf denen nicht mehr bestattet wird, die aber aufgrund der künstlerisch hochwertigen Grabmale unter Denkmalschutz stehen und oft auch wegen des Baumbestandes den Status Naturdenkmal haben. Die Gesamtatmosphäre dieser Anlagen wird bei allem Ernst und den unvermeidlichen Gedanken über Leben und Tod als reizvoll, als melancholisch stimmungsvoll wahrgenommen. Es gibt keine große Hemmschwelle, diese Orte aufzusuchen. Die auf den Grabsteinen eingemeißelten Sterbedaten liegen meist schon über hundert Jahre zurück, kein Besucher erinnert sich an die hier Bestatteten und die Tränen sind schon lange getrocknet.

Ein großer und alter Baumbestand zeichnet viele historische Friedhöfe aus.
Ein großer und alter Baumbestand zeichnet viele historische Friedhöfe aus. © Günter Mader
Gerade durch das Zusammenspiel von üppiger Vegetation und formschöner Grabmale entstehen immer wieder sehr stimmungsvolle Orte.
Gerade durch das Zusammenspiel von üppiger Vegetation und formschöner Grabmale entstehen immer wieder sehr stimmungsvolle Orte. © Günter Mader

Für die Städte und Gemeinden, die für solche denkmalgeschützten Friedhofsanlagen verantwortlich sind, ergeben sich die oft schwierigen Fragen, wie mit diesem Erbe umzugehen ist. Die Denkmalpflege unterbindet vorschnelle Eingriffe, verlangt ein behutsames Vorgehen und macht die Bereitstellung von Fördermitteln für die anstehenden Sanierungs- und Pflegemaßnahmen davon abhängig, dass nicht unkoordiniert Gelder für Einzelmaßnahmen ausgegeben werden, sondern zunächst einmal ein Gesamtkonzept vorgelegt wird.

Üblicherweise verlangt die Denkmalpflege die Erstellung eines sogenannten Parkpflegewerkes, das von externen Fachleuten erarbeitet und von der Denkmalpflege finanziell gefördert wird. Bei einem Parkpflegewerk handelt es sich um eine umfangreiche schriftliche Ausarbeitung, die üblicherweise aus drei Teilen besteht: einer historischen Analyse, einer Bestandsaufnahme und einem Entwicklungskonzept. Als Losungswort für ein Parkpflegewerk bietet sich ein Satz des preußischen Gartenkünstlers und General-Gartendirektors der königlich-preußischen Gärten Peter Joseph Lenné (1789 – 1866) an: „Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert.“

  • Historische Analyse: In der historischen Analyse wird die Geschichte der Anlage dokumentiert, sie fällt bei jedem Projekt hinsichtlich der Inhalte und des Umfangs sehr unterschiedlich aus. Sie ist aber unverzichtbar, weil sie die Perspektive vertieft und Zusammenhänge transparent macht, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen, die jedoch für den weiteren pflegerischen Umgang durchaus große Bedeutung haben können. Erst durch Kenntnis der zurückliegenden Entwicklungsschritte findet man zu einer soliden Basis für die vorzunehmenden Sanierungs- und Pflegemaßnahmen.
  • Bestandsaufnahme: Die Bestandsaufnahme beginnt mit der Erstellung eines zuverlässigen Vermesserplanes, der alle Konturen, den Verlauf der Wege, Brunnen, Sitzbänke und vor allem die Grabmale und Baumstandorte erfasst. In den meisten Fällen gibt es zwar irgendwelche alten Pläne, aber sehr schnell wird man erkennen, dass sich mit den Jahren vieles verändert hat. Nicht zuletzt ist der Bedarf nach Aktualisierung auch dadurch gegeben, dass ein CAD-Plan erforderlich ist und ältere Pläne nur als Papierausdrucke vorliegen. Zur Bestandaufnahme gehört nicht nur eine Sammlung informativer Fotos, sondern auch eine katalogartige Dokumentation der denkmalgeschützten Grabmale und ein Baumkataster, in dem alle Bäume botanisch bestimmt und hinsichtlich ihres Zustandes sowie ihrer Entwicklungschancen bewertet werden. Die Stammumfänge werden ermittelt, die Baumhöhen geschätzt und die Besonderheiten des Habitus dokumentiert. In vielen Fällen ist die Erstellung des Baumkatasters ein besonders zeitraubender Arbeitsschritt bei der Erstellung eines Parkpflegwerks und er ist immer mit vielen Ortsterminen verbunden.
  • Entwicklungskonzept: Das Entwicklungskonzept macht Vorschläge für den weiteren Umgang mit den denkmalgeschützten Anlagen. Es gilt auch hier der Satz des namhaften französischen Garten- und Landschaftsarchitekten Gilles Clément (geb.1943) : „Ein Park oder Garten ist niemals fertig, denn wie jedes lebendige System entwickelt er sich mit der Zeit in einem begrenzten Raum. (…) Er existiert durchs Gärtnern und immer wieder stellt sich von Neuem die Frage, wie er sich weiterentwickeln soll.“ Das Entwicklungskonzept eines Parkpflegwerkes enthält als abschließendes Konzentrat einen Maßnahmenkatalog, der viele Einzelmaßnahmen auflistet und hinsichtlich der Dringlichkeit bewertet. Es geht da um die baulichen Elemente, beispielsweise um Maßnahmen an Mauern, Toranlagen, Umzäunungen, an Wegebelägen und Treppen, um Maßnahmen an Grabmalen und Grabfeldeinfassungen. Selbstverständlich werden auch zu Maßnahmen am Vegetationsbestand Vorschläge gemacht, wohlüberlegte Empfehlungen für Baumfällungen, für baumpflegerische Eingriffe und Neupflanzungen, Vorschläge für Pflegemaßnahmen des Strauchbestandes. Auch die Ausstattungselemente der Anlage werden ins Visier genommen, seien es die Sitzbänke, Abfallbehälter, Brunnenanlagen, Wasserzapfstellen und die diversen Beschilderungen und Informationstafeln.
Zur Bestandsaufnahme zählen nicht nur Grabmale …
Zur Bestandsaufnahme zählen nicht nur Grabmale … © Günter Mader
… und wertvolle Details, sondern auch …
… und wertvolle Details, sondern auch … © Günter Mader
… Wege, Treppenanlagen samt ihrem Zustand sowie …
… Wege, Treppenanlagen samt ihrem Zustand sowie … © Günter Mader
… ein Baumkataster.
… ein Baumkataster. © Günter Mader

Ein Parkpflegewerk liefert den zuständigen Behörden ein Gerüst, eine Grundlage für die Steuerung und Koordination zahlreicher Einzelschritte. Es erfüllt aber nur dann seinen Wert, wenn es auch als solche genutzt wird und wenn sich die Verantwortlichen und meist auch ein kleiner Kreis von Ehrenamtlichen mit Leidenschaft den Aufgaben widmen.

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