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FM-Standpunkt

Nicht mehr, aber mit mehr Grips

Individualisierung nennt die Soziologie den Prozess den unsere Gesellschaft durchmacht. Das Individuum wird selbstbestimmend. Klingt gut, heißt aber auch bei Vielen so viel wie "Ich zuerst!"
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Der amerikanische Präsidentendarsteller hat das zur Staatsdoktrin erhoben und beweist gleich, was das bedeuten kann: Natur, Klima, Menschenrechte, Pressefreiheit: "Mir doch egal!" Man mag nicht alle Gartenschotterer in dieselbe Schublade stecken, aber ein gehöriges Maß an Gleichgültigkeit gegenüber der Verantwortung, die jeder Eigentümer mit einer Fläche übernimmt, muss man schon konstatieren.

Die Übernahme von Verantwortung wird die große Aufgabe, die auf Flächeneigentümer und Auftraggeber ebenso zukommt wie auf Auftragnehmer. Für alles, was wir tun, werden wir uns in Zukunft fragen müssen, weshalb wir es tun, was wir erreichen wollen und welche Folgen unser Tun nach sich zieht. Denn es wird zu eng auf der Welt, als dass die persönliche Freiheit noch die höchste Währung sein kann. Rücksichtnahme und bewusstes Handeln werden die Leitmotive der Zukunft. Für die Fläche heißt das: weg vom "Das-haben-wir-immer-so-gemacht", hin zu einer genauen Betrachtung und einem Managementplan, welche Fläche welchen Zielen gerecht werden soll oder muss. Es reicht nicht, am Ortseingang ein paar Alibi-Blühstreifen einzusäen, wenn am anderen Ende mit dem Schlegelmäher alles kurz und klein geschlagen wird.
Es wird weniger darum gehen, mehr zu pflegen, als klüger zu pflegen - was das Wo, das Wie und das Wann anbelangt. Die Unsitte, alles abzumähen, damit es "sauber" aussieht, hat endgültig ausgedient. Es geht um geeignete Technik (vielleicht wieder Balkenmäher statt Schlegelmulcher), um die richtige Frequenz (seltener, vielleicht jeweils nur Teilflächen), um den richtigen Zeitpunkt (Bestimmung von Brutzeiten, Larvenentwicklungsperioden, Blütezeiten) und um den wirklichen Bedarf.
Und weil auf der einen Seite mittlerweile alles öffentlich wird und auf der anderen Seite die Vorstellungskraft gegenüber natürlichen Vorgängen bei Bürgern und Kunden rapide sinkt, verlangt jede Änderung im Pflegeregime gleichzeitig eine kluge Kommunikationsstrategie, die das Tun erklärt und die Beteiligten mitnimmt.

Gerade der Prozess des Bewusstmachens ist eine große und wichtige Aufgabe. Wer sich wenig vorstellen kann, tut sich auch schwer, die Folgen seines Tuns abzuschätzen und ist leicht zu betuppen. Sonst würde das Geschäft mit den Pseudoblumenwiesen und den allgegenwärtigen Bienenstickern zur Bewusstseinsberuhigung nicht so gut funktionieren.

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