Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Der Grenzwert als Chance

Gerade ist in München die Messe IFAT zu Ende gegangen. Und mit ihr kam auch wieder das Wehklagen über die Grenzwerte. Neue Normen bei Abgasen und Lärmemissionen zwingen Hersteller zu andauerndem Forschungs- sowie Fertigsaufwand und Kunden zu höheren Investitionen in Motorgeräte.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Artikel teilen:

Für die Betreffenden ist das natürlich erstmal nicht schön. Aber die Grenzwertdebatte hat ja ganz unterschiedliche Facetten. Da ist einerseits die Geschichte mit dem Klima: außer einem irrlichternden Präsidentschaftskandidat und einer Partei, die von sich behauptet, eine Alternative zu sein, bezweifelt wohl niemand, den Klimawandel; schon gar nicht jemand mit Sachverstand und Bereitschaft zur sachlichen Betrachtung. Von den letzten 10 Jahren waren 8 die wärmsten seit Wetteraufzeichnung und die letzten Starkregenereignisse sind vielen Menschen – dieses Mal besonders denen im Süden und Westen - noch bestens in Erinnerung. Nach zähem Ringen haben sich die Länder auf einen Plan geeinigt, wie der Erwärmung und ihren Folgen beizukommen ist. Ob dessen Umsetzung gelingt, ist ohnehin zweifelhaft genug. Mindestvoraussetzung ist aber, dass die Politik in jedem Land ihren Teil in Form gesetzlicher Maßnahmen zum Erfolg beiträgt. Diese Maßnahmen erleben wir unter anderem als neue Grenzwerte, die wir deshalb nicht als politische Willkür betrachten sollten, sondern als Beitrag zur Sicherung einer lebenswerten Zukunft.

Eine weitere Facette der Grenzwertdebatte ist der Wettbewerb. Lässt sich ein Produkt lange mit gleichbleibender Beschaffenheit verkaufen, sorgt die Trägheit dafür, dass die Innovation ausbleibt. Innovationen finden dann nur noch da statt, wo sie dem Kunden einen Mehrwert versprechen, für den er auch zu zahlen bereit ist. Grenzwerte heizen den Innovationswettbewerb aber auch in den Bereichen an, wo nicht der Kunde die Vorgaben macht, sondern der Staat. Diese zwingen die Industrie zur Innovation und verschaffen ihr zugleich einen Wettbewerbsvorsprung. Der zwingt die Mitbewerber und Imitatoren ebenfalls zu investieren. Diese Regel gilt nicht nur für die Abgasnormen, sondern auch für Lärmemissionen oder Vibrationen. Auch ihre Begrenzung steht nicht ganz oben auf der Liste der Käufer (unter anderem, weil sie nicht immer die Nutzer sind). Abgesehen davon, dass es vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft aber äußerst wünschenswert ist, die Menschen durch gesundheitsschonende Techniken möglichst lange im Erwerbsleben zu halten, sollte uns allen daran gelegen sein, dass unsere Industrie wettbewerbsfähig bleibt und damit Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen garantiert. Grenzwerte sind deshalb vordergründig lästig – bei genauerer Betrachtung aber auch immer eine große Chance – für die Hersteller und auch für die Nutzer.

Wie man mit Grenzwerten jedenfalls nicht umgeht, hat unlängst der VW-Konzern gezeigt. Mit erstaunlicher Naivität haben die Verantwortlichen die Gesetze menschlicher Kommunikationsfreude ebenso ausgeblendet wie die Regeln sämtlicher bekannten Kontrollmöglichkeiten und die Folgen des digitalen Datenverkehrs. Aber das wird nicht nur den Managern in Wolfsburg eine Lehre gewesen sein. Jeder Grenzwert ist auch eine Chance; und ihn durch Betrug scheinbar herbeizuführen auch ein gutes Stück Selbstbetrug.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren