Kommentar: Da hilft nur noch der Sheriff
Es ist kaum zu fassen, was in den Köpfen von Elke und Peter Mustermann sowie ihren Kindern Kevin und Lea-Sophie abgeht: Sie nutzen die Freiheit, mit gekauften To-Go-Artikeln in den Park zu gehen, und lassen die unverdaulichen Reste ihrer Mahlzeit, nämlich die üppige Verpackung, an ihrem Lagerplatz liegen, wie weiland die Neandertaler die Knochen vom Mammut. Doch während die Mammutknochen unter dem Einfluss der Verwitterung zerfallen, sind die Hinterlassenschaften des modernen – aber eher unwissenden – Homo sapiens mit ewiger Persistenz gesegnet. Burger-Verpackungen, Einweggabeln, Plastikschälchen und Folien vergehen nicht; bestenfalls zerfallen sie in Mikroplastik, beschleunigt durch die Mähwerke der Flächenmanager, die die Flächen pflegen müssen.
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Der Gesetzgeber liefert sich einen verzweifelten Wettlauf mit der Gleichgültigkeit rücksichtsloser Konsumenten und dem Gewinnstreben am Wertschöpfungsprozess beteiligter Wirtschaftszweige. Und so wird es mit Sicherheit auch in der neuen Verbotsverordnung für Einwegprodukte ausreichend von Lobbyisten gegrabene Schlupflöcher geben, um dem Gesetzeswerk die Effizienz zu nehmen. Im Zweifelsfall wird die Vermüllung der Welt mit dem Verlust von Arbeitsplätzen oder der geringen Belastbarkeit des Bürgers begründet. Morgen? egal.
Garantiert findet sich auch wieder irgendein Jammerlappen, der die „Verbotskultur“ beklagt und die grenzenlose Freiheit einfordert – wohl wissend, dass dies Mündigkeit und Gemeinsinn aller Beteiligten voraussetzt, die – und das beweisen die Müllberge im öffentlichen Raum – keinesfalls flächendeckend vorhanden sind, um es vorsichtig auszudrücken.
Wer Zweifel hat, dass dem so ist, darf gerne mal im ländlichen Raum vorbeischauen: Selbst in Regionen mit gut ausgerüsteten Wertstoffhöfen und großen Gärten finden sich noch ausreichend Menschen, denen es nicht zu blöd ist, mit einem Auto voller Grünabfälle an den Waldrand zu fahren, um Mähgut oder Strauchschnitt über den erstbesten Grabenrand zu entsorgen. Dummheit? Skrupellosigkeit? Gedankenlosigkeit? Man weiß es nicht. Im schlimmsten Falle alles im Verbund.
Die letzten Monate haben viel gezeigt. Ja, vielen Menschen sind Garten und Natur in der Pandemie wichtiger geworden.Viele benutzen den öffentlichen Raum aber auch weiter nur als Kulisse der Befriedigung ihrer persönlichen Bedürfnisse und scheren sich einen Teufel darum, ihn sorgsam zu behandeln.Und wenn der Gesetzgeber dann mit Ge- und Verboten um die Ecke kommt, wird laut gejammert.
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