"Bei Baumpflegern ist die Akzeptanz von Akku-Werkzeugen sehr hoch"
Bernhard Huber, Jahrgang 1975, ist Baumpfleger und Diplom-Ingenieur (FH) Fahrzeugtechnik. Seit 2002 ist er bei Stihl, unserem Expertenbrief-Partner, im Projektmanagement tätig. Wir haben ihn zu seiner Doppelrolle befragt und erfahren, warum keine Woche wie die andere aussieht, was den Job bei dem großen Sägehersteller ausmacht und wie sich die Akku-Technik im Profi-Bereich entwickelt.
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Als Baumfachmann in einem Unternehmen zu arbeiten, das Werkzeug für die Branche herstellt – das ist eine Winwin-Situation. Wie kam es dazu?
Mein Weg verlief eigentlich genau andersherum: Zuerst war ich Ingenieur in der Stihl-Entwicklung, wechselte dann ins Produktmanagement. Im Zuge meiner Einarbeitung dort stand der SKT-A Kurs auf dem Plan. Ab da gab es für mich kein Zurück mehr – es folgten AS-Baum 1, SKT-B und schließlich die Gründung eines Nebengewerbes. Heute kann ich auf viele Stunden im Baum zurückblicken, auf Einsätze mit echten Profis und auch mal mit einem Filmteam.
Wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag aus? Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Als Produktmanager bin ich das Bindeglied zwischen der Verkaufsorganisation einerseits und der Technik, also der Entwicklung, auf der anderen Seite. Wir übersetzen die Bedürfnisse der Kunden und Märkte in konkrete technische Anforderungen an neue Produkte. Mein Alltag ist geprägt von der jeweiligen Projektphase: Während am Anfang Interviews, Diskussionen und Tests im Vordergrund stehen, bestimmen Präsentationen und Vorführungen die Zeit rund um die Markteinführung eines neuen Produkts. Spannend ist es immer, keine Woche ist wie die andere.
Sie müssen sich ständig mit der Praxis austauschen und Geräte testen – wie hoch sind der Innen- und Außendienstanteil bei Ihnen?
Der „Innendienst“ mit Besprechungen, Abstimmungen, Präsentationen, aber auch dem Erstellen und Prüfen von Dokumenten, Listen und Plänen macht rund 60 % meiner Arbeitszeit aus. Etwa 40 % sind für Händler- und Kundenbesuche, Messen, Exkursionen sowie Hands-on-Tests reserviert.
Wer sind Ihre ständigen Ansprechpartner in der Praxis?
Stihl verfügt über ein stabiles, weltweites Netzwerk von Profis aus der Baumpflege, aus der Kommunal- und Landschaftspflege und natürlich aus der Forstwirtschaft. Diese Zusammenarbeit ist oft sehr eng und geht über projektbezogene Themen hinaus – wir versuchen so viel wie möglich über den Arbeitsalltag unserer Kunden zu lernen und diesen im Detail zu verstehen.
Im Produktmanagement sind die Ansprüche der Entwickler, der Anwender, der Sicherheitsfachleute und der Betriebswirtschaftler unter einen Hut zu bringen. Wie gelingt das?
Die teilweise unterschiedlichen Prioritäten unter einen Hut zu bringen, ist in der Tat nicht immer einfach. Vor allem in der Welt der Akku-Werkzeuge zeigen sich große Herausforderungen: Innovationen und neue Technologien, aber auch neue Marktteilnehmer führen zu schnellen Produktlebenszyklen. Gleichzeitig gilt für Stihl-Produkte auch hier die Prämisse Haltbarkeit und Zuverlässigkeit. Das ist mit ausführlichen Test- und Revisionsphasen verbunden und führt durchaus auch mal zu (Termin-)Spannungen. Am Ende gilt: Qualität vor Termin.
Was war Ihr größtes Erfolgserlebnis in Ihrem jetzigen Job?
Mein persönliches Highlight ist, dass ich die Entstehung der Akku-Baumpflegesäge Stihl MSA 220 T von Anfang an begleiten konnte. Die Säge dann bei den Baumpflegetagen in Augsburg in diesem Jahr präsentieren zu dürfen, war ein tolles Erlebnis.
Haben Sie ein berufliches Ziel, das Sie gern erreichen möchten?
Ich bin Produktmanager für Profi-Motorsägen beim Weltmarktführer. Etwas Besseres kann ich mir derzeit nicht vorstellen.
Noch was Technisches: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Akkutechnik im Profibereich ein?
A) Wie hoch ist die Akzeptanz bei den Anwendern (bis zu welcher Leistungsstufe)?
Vor allem bei den Baumpflegern ist die Akzeptanz von Akku-Werkzeugen sehr hoch: Baumpflege findet zu einem großen Teil im urbanen Bereich statt, wo Schallemissionen ein Thema sind; einerseits in Richtung Anwohner, aber auch, um Kommunikation innerhalb des Teams zu ermöglichen. Bei der Anwendung im Baum spielt die Akku-Säge einen weiteren Vorteil aus: Weil sie nicht angeworfen werden muss, spart sie Kraft und bei dem ein oder anderen sicher auch Nerven. Und im Leistungsbereich bis gut 2,0 kW hat der Anwender auch schon heute eine gute Auswahl an Werkzeugen mit Akku-Antrieb zur Verfügung.
B) Halten Sie es für möglich, dass in absehbarer Zeit Verbrennermotoren durch emissionsfreie Modelle ersetzt werden können? Wenn nein, was sind die größten Knackpunkte dabei?
Ich gehe davon aus, dass langfristig jeder Leistungspunkt durch ein Modell mit Akku-Antrieb darstellbar sein wird. Aufgrund von Einschränkungen beim Leistungsgewicht und Energiemanagement werden aber manche Branchen und Anwendungen auch mittelfristig noch auf Werkzeuge mit Verbrennungsmotoren setzen, z. B. bei der Holzernte in der Forstwirtschaft. Aber schon heute steht mit der Stihl MSA 300 die stärkste Akku-Motorsäge am Markt für professionelle Anwender zur Verfügung. Mit ihr können Entastungen sowie Fällungen im kleineren bis mittleren Bestand durchgeführt werden.
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