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Fakultät Ressourcenmanagement HAWK Göttingen

Neues Wahlpflichtmodul Umweltbaubegleitung ist wichtiger denn je

Erstmalig in diesem Wintersemester wird im Bachelorstudiengang Arboristik an der Fakultät Ressourcenmanagement der HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – Hildesheim/Holzminden/Göttingen) in Göttingen für höhere Semester das Wahlpflichtmodul Umweltbaubegleitung angeboten. Dozent Pit Schumacher stellt uns das Modul und das Berufsfeld vor.

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Mittels Saugbagger freigelegte Wurzeln
Mittels Saugbagger freigelegte WurzelnPit Schumacher
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Mit dem Modul können sich Studierende ein Berufsfeld erschließen, das im Zuge von Bauvorhaben unterschiedliche, komplexe und umfangreiche Maßnahmen des Baumschutzes verlangt. Hier wird theoretisches und praktisches Fachwissen vermittelt, das nötig ist, um den mitunter schwierigen und vielfältigen Anforderungen an die Umweltbaubegleitung gerecht zu werden und um den fachgerechten Umgang mit dem Schutzgut Baum im Zusammenhang mit Bauvorhaben/Baustellen zu gewährleisten.

Bei meiner praktischen Arbeit erfahre ich immer wieder, wie viel Konfliktpotenzial zwischen dem Bestand und Erhalt des Grüns und dem stetigen Drängen von Bau- und Infrastrukturmaßnahmen besteht. Mir wurde schnell bewusst, welch verantwortungsvolles, interessantes und vielschichtiges Fachgebiet die Umweltbaubegleitung ist und wie viel mehr noch für den Baumschutz im Rahmen solcher Maßnahmen getan werden muss. Also bildete ich mich auf dem Gebiet der Umweltbaubegleitung weiter. Als ich Lehrkraft an der HAWK wurde, kam mir schnell die Idee, bereits die Studierenden für diese Spezialisierung zu sensibilisieren und zu schulen.

Was ist Umweltbaubegleitung?

Das Gesetz über die Vermeidung und Sanierung von Umweltschäden (sogenanntes Umweltschadengesetz - USchadG) aus dem Jahr 2007 hat die für (Bau-)Vorhaben Verantwortlichen bei der gebotenen Beachtung von Auflagen, Kontroll- und Prüfregeln des Umwelt- und Naturschutzes in klarstellender Weise bekräftigt: Alle bei der Umsetzung von Vorhaben Verantwortlichen haften in gleicher Weise für Schäden aus potenziell gefährlichen Handlungen. Zur Sicherstellung, dass dieser Verantwortung entsprochen werden kann, hat sich das Tätigkeitsfeld der Umweltbaubegleitung etabliert.

Umweltbaubegleitung ist kein rechtlich definierter Begriff. Ihre Leistungen sind nicht in einschlägigen Regelwerken verankert. Sie ist zu beschreiben als ein Tätigkeitsfeld der Überwachung und Steuerung von Schutz-, Vermeidungs-, Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes im Zuge der Realisierungs- bzw. Bauphase von umwelt- und eingriffsrelevanten Vorhaben. Die Umweltbaubegleitung erfasst die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen von Bauvorhaben auf Menschen, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Landschaft, Boden, Wasser, Klima, Luft sowie Kultur- und Sachgüter. Ihr Einsatzbereich bezieht sich auf die Umweltauswirkungen, die im Zusammenhang mit der Errichtung von Vorhaben jeder Art entstehen (vgl. Leistungsbild und Honorierung. Umweltbaubegleitung. Erarbeitet von der AHO-Fachkommission "Freianlagenplanung", 2012).

Sie hat sich zu einem wichtigen Instrument bei Vorhabenprojekten entwickelt. Als noch junge Fachaufgabe weist sie dabei bisher einen relativ geringen Standardisierungsgrad auf. Die Praxis ist extrem vielfältig, was der Vielfalt der Vorhaben, den diversen Grundlagen im Umwelt- und Naturschutzrecht sowie den jeweils relevanten Schutzgütern geschuldet ist. Um die regelkonforme Baudurchführung zu gewährleisten, legen viele Zulassungsbescheide Bauherren die Durchführung einer Umweltbaubegleitung auf.

Spezieller Aspekt: Schutzgut Baum

Als ein Aspekt der Umweltbaubegleitung beinhaltet die fachspezifische Baubegleitung das Schutzgut „Baum“. Dazu gehören insbesondere der Wurzelschutz, der Schutz des durchwurzelten Bodens vor Verdichtung, Austrocknung und Stoffeintrag sowie der Schutz des Stamms und der Baumkrone während einer Baumaßnahme.

Der Wurzelbereich eines Baums ist ein kaum sichtbarer und daher wenig beachteter, aber dennoch vulnerabler und lebenswichtiger Teil eines Baums. Stehen im Wurzelbereich eines Baumes unvermeidbar Tiefbaumaßnahmen an, ist eine baumfachliche Baubegleitung unerlässlich. Besonders im urbanen Bereich wird Baumschutz auf Baustellen in der Regel zur Auflage für Baugenehmigungen gemacht.

Was bietet das Wahlpflichtmodul?

Das Wahlpflichtmodul ist anspruchsvoll und soll die Studierenden an die hohen Anforderungen an Fachkenntnis, interdisziplinäres Denken und Kommunikationsvermögen bei der Aufgabe der Umweltbaubegleitung heranführen. Die Studierenden erhalten eine Einführung in Ziele, Aufgaben und Grundlagen der Umweltbaubegleitung. Neben einer rechtlichen Einordnung und einer Zusammenstellung der Regelwerke und (fachspezifischen) Standards werden die verfahrensrechtlichen, schutzgutbezogenen, insbesondere baumfachlichen und baurechtlichen Aspekte einer Umweltbaubegleitung dargelegt sowie fachliche Qualifikationen und Techniken und die Abgrenzung zur Bauleitung und Bauüberwachung erörtert. Es wird ein breiter Überblick über Grundlagen und Kriterien eines Leistungskatalogs einer Umweltbaubegleitung vermittelt. Zudem werden Haftungs-, Versicherungs- und Vergütungsfragen ausgeführt.

Anhand von Praxisbeispielen werden Kenntnisse der betroffenen Baumarten und -standorte, Studium und Umgang mit Planungsunterlagen (z. B. Fachbeiträge, LBP bzw. Ausführungspläne, Planfeststellungsbeschlüsse, Bescheide/Genehmigungen mit Auflagen), Zeitfenster und Zeitmanagement, die vorgesehenen und erforderlichen Maßnahmentypen sowie Kommunikations- und Verhandlungstechniken vertieft und erlernt. Durch die Verbindung von Theorie und Praxis wird ein umfangreiches Wissen rund um den Schutz von Bäumen an und um Baustellen erarbeitet.

Studiengang Arboristik an der Hochschule Göttingen

Seit 2003 bietet der Bachelorstudiengang Arboristik in Göttingen ein deutschlandweit einzigartiges Ausbildungsangebot. Die Arboristik befasst sich mit dem Schutz und der Pflege städtischen Grüns mit einem Schwerpunkt auf Gehölzen und Bäumen. Neben Schutz, Pflege und Entwicklung von Gehölzen im Siedlungsbereich ist die nachhaltige Sicherung ihrer Standorte die zentralen Aufgaben der Arboristinnen und Arboristen.

Studierende der Arboristik durchlaufen eine fundierte naturwissenschaftliche, betriebswirtschaftliche und rechtliche Ausbildung. Dabei steht am Anfang des Studiums eine kompakte Einführung in das Berufsfeld der städtischen Baumpflege. Die ersten beiden Semester vermitteln hier die notwendigen Grundlagen. Im 3. und 4. Semester liegt der Schwerpunkt auf den Fächern Urbane Standortskunde, Baumkontrolle und Verkehrssicherheit, Krankheiten und Schäden an Gehölzen, Pflege- und Entwicklungsplanung von öffentlichem Grün, Stadt- und Landschaftsplanung. Das 5. Semester steht ganz im Zeichen eines 12-wöchigen Praktikums in einem Betrieb, einer Behörde oder einem Planungsbüro. Im 6. Semester wird die Bachelorarbeit geschrieben. Ergänzt wird das Arboristik-Studium durch eine breite Auswahl an Wahlpflichtangeboten.

Der Autor Pit Schumacher

Während meiner Ausbildung zum Landschaftsgärtner entdeckte ich das Klettern und die Bäume für mich. Nach dem Baumkletterer wurde ich Baumpfleger. Bei der Münchner Baumkletterschule habe ich 2010 und 2011 die Kurse SKT-A und SKT-B absolviert. Anschließend folgte die Zertifizierung zum Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung, European Tree Worker und FLL-zertifizierter Baumkontrolleur. Dank meines damaligen Arbeitgebers konnte ich mich so in der Baumpflege weiter qualifizieren und habe mir damit eine Zulassung zum Studium der Arboristik erarbeitet.

Auf das Bachelor Studium folgten der Master of Science Urbanes Baum- und Waldmanagement. Ende 2022 wurde ich zum Sachverständigen für das Fachgebiet „Baumpflege, Verkehrssicherheit von Bäumen und Baumwertermittlung vom Land Schleswig-Holstein öffentlich bestellt und vereidigt. Seit dem Sommersemester 2022 bin ich als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Studiengang Arboristik wieder an der HAWK in Göttingen. Zudem habe ich mich mit einem Sachverständigenbüro selbständig gemacht. Kontakt: moin@schumacher-baum.de

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