Blumen-Esche (Fraxinus ornus)
Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie „Steckbrief Klimabaum“ stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp – die Blumen-Esche.
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Deutscher Name: Blumen-Esche, Manna-Esche
Botanischer Namen: Fraxinus ornus
Verbreitung: die Verbreitung erstreckt sich von Spanien über Frankreich, Italien, die Schweiz, Österreich, Ungarn, die ehemalige Tschechoslowakei, das ehemalige Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Albanien, Griechenland, die Türkei, Syrien bis in den Libanon.
Lebensbereichkennziffer: 6.3.1.3 Steppengehölze und Trockenwälder
Hauptgruppe Lebensbereich: Gehölze wärmster Tieflandbereiche (Weinbauklima) oder südlicher Herkünfte: meist hitzeverträglich, wärmebedürftig und frostgefährdet; durchlässige, nicht zu feuchte und zu nährstoffreiche Substrate bevorzugend; schwere, feuchte und sehr nährstoffreiche Böden provozieren Frostschäden; bevorzugt auf alkalischen bis stark alkalischen Böden wachsend
Untergruppe Bodenfaktoren: locker aufgebaute Gehölzgruppen; mäßig trocken bis frisch, gelegentlich feucht, Luft- und Bodentrockenheit vertragend, ± nährstoffreich, schwach sauer bis alkalisch; sandig-lehmig bis lehmig
Winterhärtezone 7a
Wuchs: großer mehrstämmiger Strauch oder kleiner Baum, 5 bis 10 m (maximal 15 m) hoch, die Krone ist locker, eher licht, unregelmäßig und rundlich gewölbt. Der Stamm ist drehrund, die Rinde dunkelgrau oder schwärzlich-grau, im Alter mit dunkler, warziger Borke. Die Rinde der Zweige ist oliv- bis graugrün und kahl.
Blätter: 10 –25 cm lang, unpaarig gefiedert, Blättchen meist 7 (5–9), elliptisch bis eiförmig, gestielt, 4,5–10 cm lang, oberseits mittelgrün, unterseits heller, auf den Blattadern weiß- bis braunfilzig behaart. Herbstfärbung gelb. Die Endknospen sind grau bis braungrau (Fraxinus excelsior schwarz!)
Blüten: kahle endständige Rispen, weiß, mit oder nach den Blättern, Mai/Juni, angenehm duftend, Bienenweide. Die Früchte sind 2,5–4,0 cm lang, 7–10 mm breit, Nuss ellipsoid, Flügel ± bis zur Mitte herablaufend. Fruchtreife ab September/Oktober. Stark fruchtende Exemplare wachsen allerdings langsamer.
Hinweise zur Verwendung:
Die Blumen-Esche ist sehr genügsam, toleriert unterschiedliche Bodenarten mit einem neutralen bis stark alkalischen pH-Wert (Kalk liebend), die nährstoffreich sein sollten. Sie gedeiht sowohl auf trockenen als auch frischen Böden gut und ist diesbezüglich sehr anpassungsfähig. Das bestätigte sich bei dem Projekt „Stadtgrün 2021“ der LWG Veitshöchheim. Hier entwickelte sich die Blumen-Esche sowohl am Hitzestandort Würzburg als auch am Kältestandort Hof/Münchberg sowie dem niederschlagsreichen Standort Kempten gleich gut. Das zeigt, dass sie – im Gegensatz zu anderen hitze- und trockenheitsverträglichen Baumarten, wie zum Beispiel Acer opalus oder Sorbus latifolia 'Henk Vink', nicht nässeempfindlich zu sein scheint.
Es ist sehr dekorativer Kleinbaum für Einzelstellung oder Gruppen in Gärten und Parkanlagen sowie ein hitzefester Straßenbaum für innerstädtische Sonderstandorte. Die Blumen-Esche darf jedoch nur in offene Baumscheiben oder – besser noch Baumstreifen – gepflanzt werden. Sie verträgt keine verdichtungsfähigen Substrate nach FLL oder ZTV-Vegtra-Mü – auch wenn diese nicht überverdichtet wurden (was leider häufig geschieht). In der Form von Stammbüschen oder mehrstämmigen Groß-Sträuchern lässt sich die Blumen-Esche sehr gut in der Gestaltung von Gärten und Parkanlagen verwenden. In Verbindung mit passenden Sträuchern (siehe unten) und Stauden aus dem Lebensbereich „trockene Freifläche“ lassen sich schöne Pflanzungen mit mediterranem Charakter gestalten.
In der KlimaArtenMatrix von (Roloff 2021) wird die Blumen-Esche in der Kategorie Trockentoleranz als „sehr geeignet“ und in der Kategorie Winterhärte mit „geeignet“ eingestuft (1.2). Dies bestätigen die Ergebnisse aus dem Projekt „Stadtgrün 2021“ an der LWG Veitshöchheim.
Für die Blumen-Esche liegen bisher keine Berichte über einen Befall mit dem Eschentriebsterben vor. Das gilt auch für die Arten F. americana und F. pennsylvanica. Fraxinus x angustifolia 'Raywood' hingegen ist ebenso wie die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) in Gefahr, befallen zu werden.
Passende Begleitgehölze mit gleicher oder sehr ähnlicher Lebensbereichkennziffer wären zum Beispiel: Celtis australis, Quercus cerris, Q. pontica,Q. pubescens, Q. x turneri, Ostrya carpinifolia, Pinus nigra, Tilia tomentosa, Broussonetia papyrifera, Morus alba, Chimonanthus praecox, Buddleia alternifolia, B. davidii, Lonicera x purpusii, Poncirus trifoliata, Abeliophyllum distichum, Jasminum nudiflorum.
Ihren Namen Manna-Esche verdankt sie dem sog. „Eschen-Manna“. Bei der Manna-Gewinnung wird zunächst die Rinde der Pflanze bis zum Kambium angeritzt und es tritt der klebrig-süße und alkoholhaltige Saft aus, der bis zu 75 % Mannit enthält. Seit langer Zeit wird Mannit medizinisch für die Zubereitung von Hustensaft oder auch als Abführmittel bei Verstopfung verwendet.
In der Tabelle 1 sind die angebotenen Sorten der Blumen-Esche aufgeführt. Sie unterscheiden sich von der Art in der Kronenform und Wuchshöhe. Meist sind die Kronen geschlossener und regelmäßiger als bei der Art und besitzen einen durchgehenden Leittrieb. Bei den säulenförmig wachsenden Sorten ist zu beachten, dass diese im Alter dann oft eine eher rundlich-ovale Kronenform entwickeln. Bei der Sorte 'Mecsek' handelt es sich um eine Strauchform, die meist als Hochstammveredelung angeboten wird. Diese rundkronige Sorte kann nicht – wie bei anderen kugelförmigen Baumsorten auch – nachträglich aufgeastet werden. Sofern für den vorgesehenen Standort eine höhere Stammhöhe als die üblichen 2,20 m erforderlich ist (Lichtraumprofil!) müssen solche Bäume mit höherem Kronenansatz rechtzeitig vorher bei der Baumschule bestellt werden.
Sorte | Höhe/Breite (m) | Kronenform | Bemerkungen |
---|---|---|---|
'Anita'('Nijmegen') | 10–12/4–6 | säulenförmig aufrechter Wuchs, schmale pyramidale Krone | schnell wachsend |
'Arie Peters' |
5–8/4–6 | breit und eiförmig | langsam wachsend, Stamm reicht bis weit in die Krone |
'Ebben´s Column' | 8–10/3–4 | säulenförmig | Auslese der Baumschule Ebben |
'Louisa Lady' | 5–8/4–6 | aufrecht und rundlich | langsam wachsend, Stamm reicht bis weit in die Krone, Blätter sind glänzend dunkelgrün, Herbstfärbung gelb bis gelborange, Blüte mit großen Blütenständen, Früchte selten. Auslese von Ton van den Oever b.v., 1980 |
'Mecsek' | 5–6/2–3 | kugelförmig | mittelhoher bis hoher Strauch, meist hochstämmig veredelt, Herkunft: Süd-Ungarn, Mecsek-Gebirge, Gesamthöhe abhängig von der Hochstammveredelung, langsam wachsend, sonst wie die Art |
'Obelisk' ('Papst Johannes Paul II') | 8–10/4–5 | zunächst säulenförmig, straff aufrecht, später oval | wahrscheinlich die am besten blühende Sorte, langsam wachsend |
'Rotterdam' |
8–12/6–8 | breit-kegelförmige Krone, durchgehender Leittrieb | nicht fruchtend |
Literatur
Ley (hrsg.) (2016): Das grüne Sortenbuch. 4. Auflage, Wilhelm Ley Baumschulen (Meckenheim)
Roloff, A. (Hrsg.) (2021): Trockenstress bei Bäumen, Ursachen – Strategien – Praxis. Quelle & Meyer (Wiebelsheim), 288 SeitenSchönfeld, p., Böll, s. und Körber, k. (2014): Forschungsprojekt Stadtgrün 2021. Neue Bäume braucht das Land. Merkblatt Falzflyer 3. Auflage 2022, 4 Seiten
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