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Steckbrief Klimabaum

Ulme ‘Rebona’

Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie „Steckbrief Klimabaum“ stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp – die Ulme ‘Rebona’.

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Ulmus ‘Rebona’
Ulmus ‘Rebona’Dr. Philipp Schönfeld
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Botanischer Name: Ulmus ‘Rebona’. (Resista®-Ulme 'Rebona') (U. hollandica ‘Commelin’ × [U. pumila × U. minor ‘Hoersholmensis’]) Da es sich hier um eine Komplexhybride handelt, wird kein Artname angegeben, sondern die Sortenbezeichnung folgt direkt auf den Gattungsnamen.

Verbreitung: Die Sorte ‘Rebona’ ist einer der vielen Kultivare aus der amerikanischen Resista-Reihe von Gene Smalley aus Madison, Wisconsin. Er verwendete hierfür verschiedene Herkünfte asiatische Ulmen.

Lebensbereichkennziffer: 9.3.3.2 (2.4.3.2)
9. Gehölze baumfreier oder meist baumfreier Hecken, Strauch-, Beet- und Bodendeckerflächen in frischer bis feuchter Lage, Luft- und Bodenfeuchtigkeit liebend, nährstoffreich, schwach sauer bis alkalisch, alle Substrate außer ärmste Böden, sonnig bis lichtschattig; frosthart.

(2. Gehölze der Weichholz- und Hartholzauen, potenzieller Überschwemmungsbereiche und Feuchtgebiete; meist wärmeliebend, nährstoffreiche Böden von schwach saurer bis alkalischer Reaktion bevorzugend; Auenbereiche der Hartholzaue; Gehölze kurzzeitig mäßig trockener, sonst frischer bis feuchter Standorte, gelegentlich kurzzeitig überschwemmt; neutral bis alkalisch, gelegentlich auch schwach sauer; tiefgründig, sehr nährstoffreich, zum Teil sandig-kiesig, bevorzugt Lehm oder Ton, sonnig, zum Teil hitzeverträglich, wärmeliebend, noch in kühlen Lagen; frosthart.)

Wuchs: Über das Wuchsverhalten kann noch wenig gesagt werden, da die Sorte erst 1995 in den Markt eingeführt wurde. In der Jugendphase ist sie schnellwüchsig und bildet eine schmal-kegelförmige Krone aus. Später nimmt die Krone eine breitkegelförmige Form an, dicht belaubt, Stamm geradschäftig, durchgehend, Höhe wahrscheinlich 20 bis 25 m, Breite ca. 10 m.

Blätter: Das Blatt ist rautenförmig bis breit-lanzettlich, 6 bis 9 cm lang und 3 bis 5 cm breit, der Blattstiel ist 10 bis 15 mm lang. Die Blattspreite ist oberseits glatt und mittelgrün, der Blattrand ist scharf doppelt gezähnt, die Spreitenbasis ist wenig asymmetrisch, Herbstfärbung gelb.

Blüten: unscheinbar, bräunlich-violett, März/April

Früchte: flache geflügelte Nuss, unscheinbar

Hinweise zur Verwendung: Ulmen waren seit Jahrhunderten beliebte Park- und Straßenbäume, doch das Ulmensterben vernichtete Millionen von Bäumen – sowohl in Europa als auch in Nordamerika. Um 1918 wurde ein in ostasiatischen Ulmen lebender Pilz, Ophiostoma ulmi, durch den Menschen nach Europa verschleppt und breitete sich von den Niederlanden über Europa aus. Aus Europa wurde der Pilz 1928 – wahrscheinlich über Furnierstämme – nach Nordamerika verschleppt. Gegen Ende der 1960er Jahre wurde – wieder durch den Holzhandel – ein aggressiverer Stamm des Pilzes aus Amerika zurückimportiert, der auch die bis dahin als resistent geltenden Pflanzen befiel. Dieser Stamm wird mittlerweile als eigene Art (Ophiostoma novo-ulmi) angesehen. Eine weitere aggressive Variante des Pilzes konnte ungefähr gleichzeitig über Asien nach Europa eindringen.

Als Ersatz für die gefährdeten Ulmenarten sind durch Züchtung und Auslese Klone (z. T. Mehrfach-Hybriden unter Beteiligung europäischer und asiatischer Arten) entstanden, die gegen die Ulmenkrankheit resistenter (aber auch nicht völlig immun) sind als ältere Sorten. Aus den Niederlanden stammen die Sorten ‘Columella’, ‘Clusius’, ‘Dodoens’, ‘Lobel’ und ‘Plantijn’. In den USA sind ab 1958 unter der Leitung von Prof. Eugene B. Smalley von der Madison University in Wisconsin/USA aufgrund der Erforschung der Ulmenkrankheit und der Züchtung resistenter Ulmen die sogenannten Resista-Ulmen entstanden: ‘New Horizon’, ‘Rebona’, 'Rebella', ‘Regal’ und ‘Sapporo Autumn Gold’. Die Markteinführung für die Sorte 'Rebona' erfolgte im Jahr 1995 – damit ist sie die jüngste der Resista-Ulmen.

Die eingetragenen Sorten der Resista-Ulmen stehen unter Sortenschutz und dürfen nur mit Lizenz vermehrt werden. Die Vermehrung erfolgt über Stecklinge und somit wurzelecht. Zur Überprüfung enthalten sie einen Chip und mit der Lieferung wird ein Zertifikat, das die ordnungsgemäße Vermehrung bestätigt, an den Kunden ausgehändigt. Bäume ohne diesen Chip stammen aus illegaler Vermehrung.

Die Ulmensorte ‘Rebona’ ist in Bezug auf ihre Standortansprüche wenig anspruchsvoll, windfest, winterhart und stadtklimatolerant. Im eingewachsenen Zustand zeigt sie eine erstaunliche Trockenstresstoleranz. Überflutungen, auch im Sommer, werden gut vertragen. Die Streusalzverträglichkeit ist gut. ‘Rebona' gehört zu schnell wachsenden Baumarten, die dementsprechend bald Schatten spenden. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sie sich gut zur Verwendung als Straßenbaum. Das war auch schon dem Auftreten der Ulmenkrankheit der Fall. In manchen Städten hatten die Ulmen damals einen Anteil von 30 % am Bestand der Straßenbäume.

Dies bestätigen die Ergebnisse aus dem Projekt „Stadtgrün 2021“ an der LWG Veitshöchheim. Die Ulmensorte ‘Rebona’ hat sich an allen drei Standorten (Würzburg, Kempten und Hof/Münchberg) seit der Pflanzung sehr gut etabliert und ist wüchsig. Der dichte Wuchs erfordert ein rechtzeitiges und regelmäßiges Ausdünnen der Krone. Im Jahr 2021 wurde erstmals das Auftreten der Zickzackblattwespe beobachtet (s.u.), die allerdings keine nennenswerten Schäden anrichtete. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, Ulmen nicht in größeren Gruppen oder in Mono-Alleen zu pflanzen, sondern in Mischung mit anderen Baumarten.  Das Auftreten der Zickzackblattwespe und die Tatsache, dass ‘Rebona’ zwar hoch resistent, aber nicht völlig immun gegenüber der Ulmenkrankheit ist, sollte aber kein Grund sein, sie nicht zu verwenden – ganz im Gegenteil.

In den Zeiten der formalen Gärten waren Ulmen beliebte und oft verwendete Heckenpflanzen. Das wäre heutzutage nach wie vor möglich. Allerdings werden von den Baumschulen keine entsprechend vorkultivierten Heckenpflanzen angeboten.

Krankheiten und Schädlinge: ‘Rebona’ gilt als hoch resistent (aber nicht völlig immun) gegenüber der Ulmenkrankheit und ist hochtolerant gegenüber Verticillium (Blattwelke). Bisher waren ‘Rebona’ und die anderen Resista-Sorten frei von Schädlingen. 2003 wurde in Europa (Polen) erstmals die Zickzack-Ulmenblattwespe (Aproceros leucopoda) beobachtet. Sie stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde vermutlich mit Pflanzenimporten von dort nach Europa eingeschleppt und verbreitet sich seitdem. 2011 wurde sie zum ersten Mal auch in Deutschland entdeckt. Anfangs ist der namengebende, typische Zickzackfraß der jungen Raupen am Blatt zwischen den Seitennerven der Blätter erkennbar. Ältere Larven fressen das gesamte Blatt mit Ausnahme des Mittelnerves auf. Durch fortschreitenden Fraß können die Larven eine starke Kronenverlichtung bis hin zum Kahlfraß verursachen, der die Bäume schwächt. Es können alle Ulmenarten befallen werden – auch Zuchtformen. Berg- und Feldulmen werden in Europa offenbar bevorzugt befallen, Flatterulmen dagegen weniger.

Die Art scheint sich ausschließlich ungeschlechtlich fortzupflanzen. Bisher wurden keine Männchen beobachtet. Die Zickzack-Ulmenblattwespe kann bis zu vier Generationen pro Jahr bilden. 

Die Möglichkeiten für spezifische Gegenmaßnahmen sind sehr begrenzt. Ein Pestizideinsatz ist nicht angezeigt. In Gärten, Parkanlagen oder öffentlichem Grün kann im Herbst das abgefallene Laub mit den anhaftenden Winterkokons gesammelt und vernichtet werden. Parasitoide mit geringem Wirtsspektrum könnten erfolgreich sein. Allerdings steckt die Forschung hier noch in den Anfängen. Um die Ausbreitung des Schädlings zu verlangsamen, sollten Ulmen deshalb nur in kleineren Gruppen und in Mischung mit anderen Baumarten gepflanzt werden.

Tabelle 1: Weitere Sorten der Resista-Ulmen

Sorte

Höhe/Breite (m)

Kronenform

Bemerkungen

‘Fiorente’

Bis 20 m,
bis 8 m

Schmal pyramidal, locker, Stamm durchgehend

Kreuzung aus der Zuchtarbeit von Prof. Lorenzo Mittempergher & Dr. Alberto Santini C.N.R. Florenz, Italien. Schnellwüchsig, Herbstfärbung rot

‘New Horizon’

20–25 m,
bis 10 m

Kegelförmig bis breit pyramidal, dicht verzweigt. Stamm gerade, bis in die Krone reichend

 rasch wachsender Baum, Blätter 8–9 cm lang, verkehrteiförmig, Basis asymmetrisch, oberseits sehr dunkelgrün, seidig glänzend. Tolerant gegenüber der Verticillium-dahliae-Welke.

‘Rebella’

(U. pumila × U. minor)

9–15 m,
bis 6 m

Kegelförmig, locker, zierlich, Äste und Leittrieb überhängend

Diese Sorte ist die kleinste unter den Resista-Sorten, langsam wachsend, kleine Blätter, Herbstfärbung auffallend rot-orange, in Europa seit 2011 im Handel

‘Regal’(U. × hollandica ‘Commelin’ × [U. pumila × U. minor ‘Hoersholmensis’]).

18–20 m,
bis 8 m

Langsam wachsender Baum mit aufstrebender Verzweigung. Stamm gerade, bis weit in die Krone reichend. Krone anfangs schlank aufrecht, später unregelmäßig und aufgelockert. Äste schräg ansteigend.

Blätter leicht zugespitzt, Basis schief keilförmig, doppelt gezahnt, oberseits dunkelgrün und kahl, unterseits kurz behaart, vor allem in den Nervenwinkeln und entlang dem Hauptnerv, im Herbst lange haftend.

‘Sapporo Autumn Gold’(U. pumila × U. davidiana var. japonica)

12–15 m
5–7 m

Kronenaufbau sehr unregelmäßig, breit trichterförmig, kaum Neigung zur Leittriebbildung

Sortenzulassung in Deutschland 1987, wohl völlig unempfindlich gegenüber der Ulmenkrankheit, durch die breite und unregelmäßige Kronenform nur eingeschränkt als Straßenbaum zu empfehlen, sondern eher als Schattenbaum in großen Gärten, Parks, Plätzen

 

Literatur

Roloff, A. und Bärtels, A. (2018): Flora der Gehölze, Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. 5., aktualisierte Auflage, Verlag Eugen Ulmer (Stuttgart)

Schönfeld, p., Böll, s. und Körber, k. (2023): Forschungsprojekt Stadtgrün 2021. Neue Bäume braucht das Land. Merkblatt Falzflyer, 4. überarbeitete Auflage 2023, 4 S.

Schönfeld, p., Böll, s. (2022): Stadtgrün 2021 – Synthese, Teil 2. Deutsche Baumschule, 4, S. 42-48

Kataloge der Baumschulen BRUNS (2022/2023) und LORBERG (85. Auflage)

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Aproceros_leucopoda

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ulmensterben

https://resista-ulmen.com/

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