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Steckbrief Klimabaum

Guttaperchabaum (Eucommia ulmoides)

Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie „Steckbrief Klimabaum“ stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Hier kommt sein nächster Tipp, der Guttaperchabaum.

von Dr. Philipp Schönfeld erschienen am 30.08.2024
Eucommia ulmoides , Habitus © Dr. Philipp Schönfeld
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Deutscher Name: Guttaperchabaum, Gummiulme

Botanischer Namen: Eucommia ulmoides

Verbreitung: Die Heimat von Eucommia ulmoides sind die hügeligen Gebiete in Mittel- und West-China. Er wächst in Höhenlagen zwischen 100 und 2000 m in Mischwäldern, artenarmen Wäldern, Bergrücken, trockenen Schluchten und auf Felsen. Diese Art ist wild wachsend selten und am Naturstandort wohl verschollen. Eucommia ulmoides ist an den Ursprungsorten gefährdet und in die Rote Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009 aufgenommen. Sie wird aber in China schon lange Zeit kultiviert und ist auch verwildert.

Lebensbereichkennziffer: 6.3.2.2 Steppengehölze und Trockenwälder; mäßig trockene bis frische Böden, Luft- und Bodentrockenheit vertragend, Boden schwach sauer bis stark alkalisch, sandig-lehmig oder lehmig, durchlässig; nährstoffreich; Standort sonnig, hitzeverträglich und wärmeliebend. Winterhärtezone 6a

Wuchs: 15 bis 20 (25) m hoch, 10 bis 15 m breit. Die Krone ist anfangs schmal aufrecht, später rund, breit und halboffen.

Blätter: Die zugespitzten, glänzenden Laubblätter stehen wechselständig und spiralig an den Zweigen. Es sind keine Nebenblätter vorhanden. Die anfangs behaarte und braune, später hellgrüne, glänzende Blattspreite ist einfach, meist mehr oder weniger elliptisch und 5 bis 15 cm lang und etwa 2,5 bis 7 cm breit. Der Blattstiel ist 1 bis 2,5 cm lang. Der Blattrand ist gesägt oder gezähnt. Wenn das Blatt gebrochen wird, wird eine gummiartige Substanz freigesetzt. Die beiden Blatthälften bleiben durch diese „Fäden“ miteinander verbunden. Die hell rötlich-braunen Knospen haben sechs bis acht Schuppen.

<i>Eucommia</i>
 
<i>ulmoides</i>
, Blätter
Eucommia ulmoides , Blätter © Dr. Philipp Schönfeld

Blüten: Eucommia ulmoides ist zweihäusig getrenntgeschlechtig. Die kleinen Blüten erscheinen von März bis Mai und sind windbestäubt.

Früchte: Die Samen sind etwa 2 bis 3 cm lang und 1 bis 2 cm breit. Es sind geflügelte Samara (Flügelnüsse) und ähneln denen von Ulmen. Sie reifen ab Juni bis November.

<i>Eucommia </i>
ulmoides, Früchte
Eucommia ulmoides, Früchte © Dr. Philipp Schönfeld

Hinweise zur Verwendung: Der Guttaperchabaum ist ein laubabwerfender Baum, der Wuchshöhen von 15 bis 20 m erreicht. Er ist die einzige winterharte Gummibaumart. In allen Pflanzenteilen ist Latex enthalten, der hier nicht flüssig als Milchsaft in den Milchröhren vorliegt, sondern fest ist. Ein vorsichtiges Auseinanderreißen eines Blattes lässt die feinen weißen, gummiartigen Fäden sichtbar werden. Der Milchsaft wird vielseitig verwendet.

Der Guttaperchabaum oder Gummiulme ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Eucommia, der einzigen Gattung der Familie Eucommiaceae. Fossilfunde der Gattung Eucommia in 10 bis 35 Mio. Jahren alten Braunkohle-Ablagerungen in Mitteleuropa und Nordamerika zeigen, dass diese Gattung in der Vergangenheit eine viel größere Verbreitung auf der Nordhalbkugel hatte.

Der Guttaperchabaum ist eine robuste Baumart, die mehr Aufmerksamkeit verdient. Er ist kaum anfällig für Krankheiten, besitzt eine weite Standortamplitude, ist winterhart (WHZ 6a), immissionstolerant, erträgt sowohl Hitze als auch Streusalz. Ein sonniger Standort ohne Beschattung durch benachbarte große Bäume oder Gebäude ist erforderlich. In Bezug auf den pH-Wert ist er sehr anpassungsfähig. Bassuk gibt eine Spannweite von pH 5,0 bis 8,0 an. Eucommia wächst am Naturstandort an Standorten mit bis zu 1200 mm Niederschlag und bevorzugt deshalb frische bis mäßig trockene Böden. Insbesondere in der Anwachsphase sollte daher auf eine ausreichende Bewässerung geachtet werden. Eingewurzelte Bäume ertragen auch Trockenphasen erstaunlich gut – allerdings ist an Standorten mit geringeren Niederschlägen das Wachstum langsamer.

Der Guttaperchabaum sollte bevorzugt für offene Flächen, breite Grünstreifen oder große offene Baumscheiben gepflanzt werden. Enge und überpflasterte Baumscheiben verträgt er nur schlecht.

In der KlimaArtenMatrix stufen die Autoren diese Art in der Kategorie Trockentoleranz als „geeignet“ ein und bewerten sie in der Kategorie Winterhärte mit „sehr geeignet“ bei dem prognostiziertem Klimawandel (ROLOFF, 2021). Eucommia gehört außerdem bei Roloff (2021, S. 241) zu den 33 Favoriten-Baumarten. Diese Einschätzung bestätigten sich in den Ergebnissen aus dem Projekt „Stadtgrün 2021+“ an der LWG Veitshöchheim.

Nutzung in China: Eucommia ulmoides wird vor allem in China auf 358.000 ha Anbaufläche angebaut. Die Rinde, in China „Du Zhong“oder „Tu-chung“ genannt, gehört in der chinesischen Kräuterkunde zu den 50 fundamentalen Drogen. Es wird vor allem für den unteren Bereich des Körpers, besonders für Niere und Leber, eingesetzt. Nachgewiesen ist eine blutdrucksenkende Wirkung. Impotenz wird damit behandelt. Blüten und Früchte sind adstringierend. Junge Blätter werden gegessen. Die Pflanzenteile sind jedoch schwach giftig. Das Holz verwendet man zur Schuh- und Möbelherstellung und als Brennholz.

Auch in Deutschland werden in der Alternativmedizin Eucommia-Präparate verwendet, um die Vitalität zu erhöhen und die Langlebigkeit zu fördern. Sie sind eine reiche Quelle von Antioxidantien, Lignanen und Isoflavonoiden, natürlich vorkommenden Chemikalien mit hormonähnlicher Wirkung und werden angewandt zur Unterstützung der Behandlung von Diabetes, Bluthochdruck, Arthritis etc.

Literatur

BASSUK, N. ET. AL. (ohne Jahr): Recommended Urban Trees, Site Assessment and Tree Selection for Stress Tolerance. Urban Horticulture Institute Cornell University, homepage: https://woodyplants.cals.cornell.edu/urbantrees

ROLOFF, A. und BÄRTELS, A. (2018): Flora der Gehölze, Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. 5., aktualisierte Auflage, Verlag Eugen Ulmer (Stuttgart)

ROLOFF, A. (HRSG.) (2021): Trockenstress bei Bäumen. Quelle & Meyer, 288 S.

SCHÖNFELD, P., BÖLL, S., und KÖRBER, K. (2023): Forschungsprojekt Stadtgrün 2021+. Neue Bäume braucht das Land. Merkblatt Falzflyer 4. Auflage 2023, 4 S. Kataloge der Baumschulen BRUNS und van den Berk

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