Den Wert von Außenanlagen deutlich machen
Um die Grünpflege zu optimieren, nutzt man bei Winkler Garten- und Landschaftsbau in Groß-Zimmern ein Tool zur Routenplanung. Doch Digitalisierung ist nicht das Allheilmittel, um Grünpflege zukunftsfähig zu machen.
von Susanne Wannags erschienen am 20.03.2025Betriebe, die öffentliche und gewerbliche Grünflächen pflegen, stehen unter ständigem Kostendruck. Das bekommt auch Lucas Winkler, Geschäftsführer von Winkler Garten- und Landschaftsbau in Groß-Zimmern, immer wieder zu spüren. „Wir haben 15 Jahre lang die Anlagen eines Discounters gepflegt. Die Verträge liefen über mehrere Jahre und wurden immer wieder verlängert. Nun erwartet man dort jährliche Angebote zu einem Preis, bei dem wir nicht mehr mitgehen können.“
Viele Kunden wissen zwar immer noch, dass Qualität Geld kostet, aber der Ausschreibungsmarkt wird enger. Zu spüren ist das vor allem im Osten Deutschlands – dort hat Winkler eine Niederlassung in Bautzen, die nur Grünpflegearbeiten durchführt. „Der Markt dort ist umkämpft.“
Grünpflege als Schwerpunkt
Die Grünpflege ist das Hauptstandbein des Betriebes, das neben der Zentrale in Groß-Zimmern und der Niederlassung in Bautzen noch einen weiteren Standort in Frankfurt am Main hat. „Mein Vater kommt aus Bautzen und hat sich 1993 mit Gartenpflege in Groß-Zimmern selbstständig gemacht“, erzählt Lucas Winkler. „Die Firma in Frankfurt kam einige Zeit später durch einen Kontakt mit einem Geschäftspartner, dann folgte der Betrieb in Bautzen.“ Jeder Standort hat eigene Schwerpunkte. In Frankfurt sind es öffentliche und gewerbliche Grünpflege und Landschaftsbau sowie Winterdienst, in Groß-Zimmern auch der Neubau von Anlagen, vor allem Schulen und Kitas. „Eine Kolonne ist dort auch im Privatgarten tätig.“
Insgesamt macht das Segment der privaten Gärten etwa 10 % des Umsatzes aus. „Es ist gut, mehrere Standbeine zu haben. Gras wächst immer und Unkraut ist unser Geschäft. Hätten wir uns rein auf Privatgärten spezialisiert, wäre es zurzeit deutlich schwieriger.“ Auch im öffentlichen und gewerblichen Neubau spürt man den wachsenden Konkurrenzdruck. „Bei Ausschreibungen gibt es mehr Bewerber, darunter auch viel Tiefbauer, die die Außenanlage mit anbieten.“
Die Verwaltung von drei Standorten – das geht nur mit Vertrauen und Kommunikation. Jeder Standort akquiriert auch eigenständig Kunden, die Kalkulation erfolgt zentral in Groß-Zimmern in enger Abstimmung mit den jeweiligen Betriebs- und Bauleitern. „Es gibt keine Geheimnisse zwischen der Geschäftsführung und den Bauleitern, sondern wir kommunizieren sehr offen“, sagt Winkler.

Pflegerouten optimieren
Im Großraum Frankfurt/Darmstadt pflegt die Firma Winkler die Außenanlagen eines Energieversorgers. Rund 500 Gas- und Elektrostationen müssen viermal jährlich freigeschnitten werden – eine Arbeit, mit der eine ganze Kolonne aus Groß-Zimmern beschäftigt ist. Um die Route zu optimieren, nutzt Lucas Winkler RouteXL, einen Routenplaner für mehrere Ziele. Bis zu 20 Adressen können kostenlos eingegeben werden, bei 100 Adressen fallen pro Nutzungstag 5 € an, bis 200 sind es 10 € täglich. „Ich plane an einem Tag die verschiedenen Routen vor und speichere sie ab. Wenn die Kolonne dann ihre Einsätze hat, zeigt ihnen Google Maps aktuell den optimalen Weg zur nächsten Station und berücksichtigt dabei auch die Verkehrslage.“
Als schnell zugängliches Tool, um die Pflegetouren zu optimieren, war RouteXL für Winkler erst einmal eine gute und kostengünstige Lösung. Klar ist aber auch, dass es nur eine Zwischenlösung sein kann. „Es wird früher oder später auf eine professionelle Pflegeplanung hinauslaufen, wie sie beispielsweise Geocapture anbietet. Damit haben wir dann auch gleich einen Zeitnachweis.“ Geocapture wird momentan von zwei Pflegekolonnen getestet.
Auch wenn Geocapture zum Einsatz kommen sollte, ersetzt es nicht gänzlich die „Handarbeit“. „Das Aufbereiten der LV ist Handarbeit und das wird auch erstmal so bleiben. Es gibt auch bei langfristigen Verträgen immer wieder Änderungen in den LV, die dann angepasst werden müssen.“ Winklers Wunsch wäre, nach dem Rapportieren der Leistungen und der Zuordnung zu den Positionen auf Knopfdruck die Abrechnung zu bekommen.
Was bringt Grün konkret?
Wie geht ein Betrieb mit einem Schwerpunkt auf der Grünpflege mit dem wachsenden Kostendruck um? „Das Anliegen von Gewerbetreibenden, Kosten zu sparen, ist ja erst einmal völlig legitim“, sagt Winkler. Gute Argumente für die Investition in eine nachhaltige, fachlich hochwertige Grünpflege könnten sich aus der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ergeben – wenn es denn konkrete Angaben gäbe. „Der Wert von Außenanlagen spiegelt sich noch nicht im Nachhaltigkeitsbericht wider.“ Wie viel CO2-Emissionen kompensiert ein Unternehmen mit Rasenflächen, mit Blumenwiesen, mit Staudenbeeten, mit Bäumen und welche Rolle spielt dabei der Pflegezustand? Wie verbessert sich mein Nachhaltigkeitsbericht, wenn eine Firma 100 m2 Rasen durch 100 m2 Blühwiese ersetzt? Dazu gibt es keine konkreten Zahlen. Dabei wären das Argumentationshilfen, wenn beispielsweise die anfangs erwähnte Supermarktkette drastisch an der Pflege sparen möchte.
„Wir sind im GaLaBau aktuell sehr damit beschäftigt, wie nachhaltig wir unsere Leistung als Unternehmen erbringen. Das ist wichtig. Wir sollten uns aber auch damit beschäftigen, was unsere Leistung konkret für die Nachhaltigkeit bringt“, sagt Winkler. Zwar gibt es mit dem Fachbericht Biodiversität der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) eine erste Publikation und Datengrundlage zu biodiversen Außenanlagen, ebenso gibt es verschiedenste Zertifizierungen, in denen auch Außenanlagen bewertet werden. „Das müsste man in Form gießen für eine konkrete Bewertung.“

Wenn es darum geht, unternehmerisches Handeln nachhaltiger zu gestalten, stehen momentan vor allem Wärmedämmung, die Senkung des Energieverbrauchs, die Reduzierung von Verpackung und Transport im Fokus. Die positiven Wirkungen einer grünen Außenanlage und deren fachgerechte Pflege spielen für die Entscheider in den Unternehmen kaum eine Rolle. „Wir dürfen uns da als Landschaftsgärtner nicht zu klein machen“, ist Winkler überzeugt. „Es wäre gut, wenn wir sofort sagen könnten, welche positiven Auswirkungen die grüne Außenanlage auf den Nachhaltigkeitsbericht hätte.“
1Winkler Garten- und Landschaftsbau
- Firmengründung: 1993
- Gesellschaftsform: GmbH & Co. KG, Einzelunternehmen, GbR (je nach Standort)
- Geschäftsführer: Lucas Winkler und Johannes Winkler
- Umsatz: 5,6 Mio.€
- Tätigkeitsfelder: Grünpflege, Neubau von Außenanlagen, Winterdienst
- Mitarbeiter: 45, davon in Grünpflege und Winterdienst 30, Neubau 15
- Fuhrpark/Maschinen: 15 Transporter, 3 Lkw, 6 Pkw, 5 Radlader, 2 Traktoren, 5 Bagger, 6 Großflächenmäher, diverse Kleingeräte
- Branchensoftware: Greenware
- Auftraggeber: öffentlich 70 %, gewerblich 20 %, privat 10 %
Winkler Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KGHirschbachweg 36 64846 Groß-Zimmern Tel.: 060 71/95 10 70 info@winkler-galabau.dewww.winkler-galabau.de
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