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Sportflächen der Stadt Vechta

Fit für die Zukunft

Regenwassermanagement ist eines der drängendsten Themen beim Bau und Unterhalt von Sportanlagen. PS+ Planung von Sportstätten hat den Umbau der Sportanlagen in Vechta geplant und begleitet und dort zukunftsfähige Lösungen realisiert.

von Susanne Wannags erschienen am 19.11.2025
Wie sichern wir die Bewässerung von Sportrasenflächen? Diese Frage bewegt Planer von Sportstätten. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten
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„Wie gehen wir mit der Ressource Wasser um? Das beschäftigt uns als Sportplatzplaner aktuell sicher am meisten“, sagt Jonas Heidbreder, Gesellschafter bei PS+ Planung von Sportstätten in Osnabrück. Denn Regenwassermanagement beeinflusst heute nicht nur die Planung, sondern auch die langfristige Pflegefähigkeit und Wirtschaftlichkeit solcher Flächen. Um so wichtiger ist es, im Vorfeld eines Neu- oder Umbaus genau zu wissen, mit welchen Böden man es zu tun hat. „Wir arbeiten hier mit Bodenlaboren zusammen, die auf Sportflächen spezialisiert sind.“

Bedarfsanalyse als Start für den Umbau

Bevor es jedoch an die konkrete Planung einer Sportanlage geht, gibt es in einer Kommune im Idealfall zunächst einmal eine Bedarfsanalyse. Bei dieser Sportentwicklungsplanung wird beispielsweise festgestellt, wie sich die Bevölkerung in der Region und die Nachfrage nach sportlichen Aktivitäten voraussichtlich entwickeln wird und was die Nutzer von modernen Anlagen erwarten. Die Stadt Vechta beauftragte mit dieser Analyse Prof. Dr. Robin Kähler, der seit vielen Jahren diese Prozesse begleitet oder selbst durchführt.

Jonas Heidbreder
Jonas Heidbreder © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Auf dieser Grundlage folgte die Konzeptstudie, die das Planungsbüro PS+ durchführte. Dabei wurden die vier vorhandenen Sportstätten in Vechta analysiert: die Vereinsgelände des SFN Vechta „Am Bergkeller“ und des VfL Oythe „Oyther Berg“, die Sportanlage der Universität Vechta und das Areal „An der Hasenweide“ als ehemalige Hauptspielstätte des VfL Oythe. Wer nutzt die Anlagen, in welchem Zustand befinden sie sich, wie gut sind sie erreichbar, entsprechen sie dem Bedarf, den Vereine, Schulen und Bürger haben? „Dabei hat sich beispielsweise gezeigt, dass es sinnvoller ist, die Sportanlage Hasenweide zu schließen und stattdessen den Standort ‚Oyther Berg‘ zu erweitern“, erklärt Heidbreder. Für die Umsetzung der Ergebnisse aus der Studie beauftragte die Stadt Vechta nach einer europaweiten Ausschreibung der Planungsleistung ebenfalls das Osnabrücker Büro PS+ Planung von Sportstätten.

Modernisierung der Uni-Sportanlage

Startschuss für die Planung und Umsetzung der einzelnen Maßnahmen war im Jahr 2018. Zuerst wurde die Sportanlage der Universität bis Mitte 2020 ausgebaut: Die Nutzungsmöglichkeiten wurden erweitert und eine moderne Leichtathletikanlage mit Kunststoffbelag realisiert, die sowohl für den einfachen Schulsport als auch für den Hochleistungssport geeignet ist. Das mit Naturrasen ausgestattete Großspielfeld wurde mit einer Beregnungsanlage versehen. Außerdem wurden Anlagen für Weitsprung, Hochsprung, Diskuswurf und Kugelstoßen realisiert.

Die Sportanlagen an der Universität wurden modernisiert.
Die Sportanlagen an der Universität wurden modernisiert. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Anschließend wurde das Gelände des SFN Vechta zu einem reinen Fußballstandort umgebaut. Die neue Leichtathletikanlage an der Universität machte die vorhandenen, veralteten Laufbahnen überflüssig und schuf Raum für ein zweites Naturrasenfeld. Das Bestandsgebäude wich einem Neubau mit Luft/Wasser-Wärmepumpe. Von der neuen Tribüne mit 250 Sitz- und 270 Stehplätzen haben Sportfans bei den Heimspielen ihrer Mannschaften nun einen optimalen Blick auf das Geschehen.

Das Gelände des SFN Vechta wurde zum reinen Fußballstandort. Die nicht mehr zeitgemäßen Laufbahnen wichen einem zusätzlichen Spiel- und Trainingsplätzen.
Das Gelände des SFN Vechta wurde zum reinen Fußballstandort. Die nicht mehr zeitgemäßen Laufbahnen wichen einem zusätzlichen Spiel- und Trainingsplätzen. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Wasser vor Ort versickern

Eine Bodenanalyse des Bodenlabors Geovegos ergab, dass die Beschaffenheit sich für Rasenplätze in bodennaher Bauweise ohne Dränschicht eignet. „Wir wollen bei unseren Plätzen immer einen möglichst nachhaltigen Umgang mit Wasser realisieren“, sagt Heidbreder. Am Bergkeller wird das gesamte Wasser der Sport- und Gebäudeflächen in Sammelleitungsrigolen am Spielfeld vor Ort versickert. Das Regenwasser und das Brunnenwasser aus der Beregnungsanlage werden somit dem Grundwasser direkt wieder zugeführt.

Die Rasenplätze des SFN Vechta wurden in bodennaher Bauweise ohne Dränschicht konzipiert.
Die Rasenplätze des SFN Vechta wurden in bodennaher Bauweise ohne Dränschicht konzipiert. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Bodennahe Bauweisen ohne Dränschicht eignen sich für Standorte, an denen der Boden ausreichend versickerungsfähig ist. „Da wir ‚Am Bergkeller‘ sandigen Boden haben, war das mit relativ geringem Aufwand machbar.“ Seiner Ansicht nach sind die bodennahen Bauweisen ohnehin besser als ihr Ruf. „Die Flächen trocknen zwar bei Regen langsamer ab, dafür muss weniger bewässert und weniger gedüngt werden.“ Er hält es daher für wichtig, im Vorfeld einer Planung darüber zu sprechen, was die Vereine an Pflege leisten können.

Spannungsfeld: Investition versus Unterhalt

Die Pflege von Sportflächen ist in vielen Kommunen immer noch ein Bereich, der beim Bau nicht mitgedacht wird. „Für den Bau ist das Geld da, für die anschließende Pflege gibt es nur geringes Budget. Wenn ich 8.000, 16.000 oder gar 32.000 m² Rasenflächen habe und lediglich einmal pro Woche mit dem Rasenmäher drübergehe, funktioniert das auf Dauer nicht.“ Zu häufig schon hat Heidbreder erlebt, dass neue Plätze, die bei der Abnahme in einem Top-Zustand waren, nach ein paar Jahren einem Acker glichen. „Gerade wenn die Außenanlagen vom Gebäudemanagement mit unterhalten werden, gibt es häufig Probleme. Wenn dort niemand mit Grünpflege-Know-how sitzt, wird da viel falsch gemacht.“

Von der neuen, überdachten Tribüne des SFN Vechta haben die Gäste einen optimalen Blick auf das Hauptspielfeld.
Von der neuen, überdachten Tribüne des SFN Vechta haben die Gäste einen optimalen Blick auf das Hauptspielfeld. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Woran es liegt, dass ein Sportplatz-Neubau als Investition gefeiert wird, die anschließende Pflege, also der Unterhalt, dann aber kaum noch eine Rolle spielt, kann Heidbreder nur mutmaßen: „Mit einem Neubau gewinnt man Wahlen, mit einem jährlichen Pflegebudget verursacht man hingegen erstmal Kosten.“

Wasser speichern weiter denken

Die Kosten sind es auch, die gute Lösungen beim Regenwassermanagement erschweren. „Wir wollen weniger versiegelte Flächen, wir wollen weniger Wasser in die Kanäle leiten, also müssen wir Wasser speichern und Zisternen einbauen.“ Wie groß die Wassermengen im Alltag sind, zeigt ein Blick auf ein typisches Großspielfeld: Für etwa 8.000 m² werden bei einem Beregnungsgang pro Woche zwischen 120 und 150 m³ Wasser benötigt. Um für eine längere Trockenphase im Sommer gerüstet zu sein, sollte die Zisterne für mindestens drei Beregnungsgänge ausreichen, also ein Speichervolumen von 400 bis 500 m³ haben.

„Wenn ich einer Kommune sage, dass sie fünf- bis sechsstellige Summen in den Einbau einer Zisterne investieren müsste, bekomme ich meistens zur Antwort, dass man für dieses Geld viele Jahre Frischwasser bezahlen kann.“ Eine rein wirtschaftliche Betrachtung greift für Heidbreder jedoch zu kurz. „In Hannover beispielsweise wurde schon über Bewässerungsverbote diskutiert.“ Für Bauhöfe und Greenkeeper bedeutet das: Auch Pflegeentscheidungen hängen immer stärker von klimatischen und politischen Rahmenbedingungen ab.

Zukünftig wird es daher wichtiger, dass Kommunen bei Projekten wie dem Sportplatzbau über den Tellerrand hinausschauen. „Bei der Frage, wo das Wasser für die Beregnung von Flächen herkommen soll, könnten auch umliegende versiegelte Flächen mit betrachtet werden, beispielsweise Dachflächen von nahegelegenen Industriegebäuden, Sporthallen und Parkplätzen. Diese Lösungen lassen sich aber nur umsetzen, wenn wiederum die verschiedenen zuständigen Behörden zusammenarbeiten“, sagt Heidbreder.

Das Funktionsgebäude des VFL Oythe befindet sich im Zentrum des Areals und ermöglicht eine gute Sicht auf die Sport- und Trainingsplätze.
Das Funktionsgebäude des VFL Oythe befindet sich im Zentrum des Areals und ermöglicht eine gute Sicht auf die Sport- und Trainingsplätze. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Modernes Zentrum mit nachhaltiger Technik

So gut der Boden „Am Bergkeller“ für die Versickerung vor Ort geeignet war, so ernüchternd waren die Bodenverhältnisse am „Oyther Berg“. Herzstück der neu strukturierten Sportstätte ist das zweigeschossige Multifunktionsgebäude mit einer überdachten Tribüne, die Sitz- und Stehplätze für mehr als 400 Zuschauer bietet. Auch hier sorgt eine Luft/Wasser-Wärmepumpe für nachhaltigen Betrieb, das Stahldachtragwerk kann bei Bedarf mit einer Photovoltaikanlage nachgerüstet werden. Das gesamte Niederschlagswasser des Gebäudes und der Freiflächen wird über einen Regenwasserkanal DN 500, der gleichzeitig als Rückstau dient, in ein neu angelegtes Regenrückhaltebecken geführt und von dort gedrosselt in den öffentlichen Regenwasserkanal eingeleitet.

Das gesamte Niederschlagswasser des Gebäudes und der Freiflächen wird beim VFL Oythe über einen Regenwasserkanal erst einmal in ein Regenrückhaltebecken geleitet.
Das gesamte Niederschlagswasser des Gebäudes und der Freiflächen wird beim VFL Oythe über einen Regenwasserkanal erst einmal in ein Regenrückhaltebecken geleitet. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Von den insgesamt sieben Spielfeldern am „Oyther Berg“ wurden vier neu- beziehungsweise umgebaut: ein Kunststoffrasenplatz und drei Naturrasenplätze. Für Heidbreder haben Kunststoffrasenfelder in einer Sportanlage durchaus ihre Daseinsberechtigung. „Sie sind auch im Winter bespielbar und die Mannschaften müssen nicht auf die Sporthallen ausweichen, wo sie dann vielleicht noch andere Sportler verdrängen.“

In den vergangenen Jahren hat sich bei der Entwicklung von Kunststoffrasen viel getan, ausgelöst durch das Verbot der EU. Seit September 2023 darf kein primäres Mikroplastik in die Umwelt eingebracht werden. Kunststoffrasenplätze, die mit Gummigranulat gefüllt sind, dürfen zwar noch weiter genutzt, aber nicht mehr damit nachgefüllt werden. „Die Diskussion um Mikroplastik war zwar ein Schock für die Sportplatzbranche, aber sie war richtig“, sagt Heidbreder. Seither werden die Kunststoffrasenflächen mit Sand oder anderen natürlichen Stoffen, beispielsweise Kork, gefüllt.

Pflegeexpertise gehört an den Planungstisch

Was Heidbreder manchmal bedauert, ist, dass in Planungen von Architekten so selten die Praktiker mit eingebunden werden, die anschließend mit den Anlagen zu tun haben. „Ich habe das mal in einer Veranstaltung gesagt und zu hören bekommen, dass der Hochbauarchitekt ja auch nicht die Reinigungskräfte in die Planung eines Gebäudes einbezieht“, schmunzelt er. Bei sechs neuen Sportrasenflächen in Vechta musste auch dort intensiv über die Pflege diskutiert werden. „Wie viel Aufwand die Pflege zusätzlicher Rasenplätze bedeutet, wird vielen Auftraggebern erst im Nachhinein klar.“

Alle Spielfelder des VFL Oythe sind mit LED-Flutlichtanlagen ausgestattet. Das maximiert die Spielzeiten, fordert allerdings auch den Rasen.
Alle Spielfelder des VFL Oythe sind mit LED-Flutlichtanlagen ausgestattet. Das maximiert die Spielzeiten, fordert allerdings auch den Rasen. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Kleine Details mit großer Wirkung

Heidbreder selbst hat nicht nur Landschaftsarchitektur studiert, sondern auch eine GaLaBau-Lehre gemacht und weiß, worauf es bei der Planung ankommt, damit die nachfolgende Pflege funktioniert. „Das beginnt bei Zufahrten, die breit genug sind, damit der Rasentraktor und andere Pflegegeräte durchpassen. Es geht weiter mit den Überlegungen, wo man die Regner platziert, damit sie bei der Pflege nicht stören, wo die Ballfangeinrichtungen oder die Zäune aufgestellt werden, damit man gut mähen kann und endet damit, einen Weg um das Kunstrasenfeld anzulegen, damit die Gräser der Rasennebenflächen dort nicht so schnell hingelangen.“ Wenn solche Details konsequent mitgedacht werden, sinkt nicht nur der Pflegeaufwand – es sichert auch die Bespielbarkeit der Sportflächen über viele Jahre hinweg.

Wo sind die Ballfangeinrichtungen, wo die Zäune – diese Details entscheiden auch darüber, wie gut die anschließende Pflege funktioniert.
Wo sind die Ballfangeinrichtungen, wo die Zäune – diese Details entscheiden auch darüber, wie gut die anschließende Pflege funktioniert. © Axel Hartmann/PS+ Planung von Sportstätten

Die Erfahrung aus Vechta zeigt zudem, dass technisches Regenwassermanagement, nachhaltige Bauweisen und pflegegerechte Details kein Widerspruch sind. Sie lassen sich nur gemeinsam sinnvoll denken. Genau dieses Zusammenspiel entscheidet darüber, ob eine Anlage nicht nur bei ihrer Fertigstellung überzeugt, sondern auch langfristig funktioniert – sowohl im Pflegealltag als auch für die kommunalen Verantwortungsträger.

Projektdaten

Sportflächen Stadt Vechta

Projektbeteiligte

  • Bauherrin: Stadt Vechta
  • Planung Gebäude + Sportanlagen: PS+ LandschaftsArchitektur PartmbB, Planung von Sportstätten, Osnabrück
  • Planung TGA: IBH Ingenieurbüro Heimsch, IBT Ingenieurbüro Tegeler, Ingenieurbüro Fredeweß, Vechta
  • Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Buhr, Lohne

Projektdauer

  • Konzeptstudie: 2017
  • Planung / Fertigstellung: 2018 – 2024

Baukosten

  • Sportanlage Oyther Berg: 8,5 Mio. €
  • Sportanlage Am Bergkeller: 5,0 Mio. €
  • Sportanlage der Universität: 1,0 Mio. €

Eckdaten

Fläche (ha), Gebäude BGF(m²)/BRI (m³) Sportanlage Oyther Berg: rd. 9,5 ha, 1.325 m²/5.185 m³ Sportanlage Am Bergkeller: rd. 6 ha, 820 m²/3.520 m³ Sportanlage der Universität: rd. 1,5 ha, kein Hochbau.

Kontakt
© PS+ Planung von Sportstätten

PS+ LandschaftsArchitektur PartmbB Planung von Sportstätten Katharinenstraße 31 49078 Osnabrück Telefon +49 (0) 541/40 43 2 0 info@ps-planung.dewww.ps-planung.de

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