Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
FM-Standpunkt

Mentalität des Mittelalters

Im frühen Mittelalter, so erzählen es die Geschichtsschreiber, gab es an vielen Orten keine Müllabfuhr. Blieb wirklich mal etwas übrig, dann wurde es aus dem Fenster geworfen. Nun gab es damals auch noch kein Plastik. Aber angesichts unser dicht besiedelten Räume mutet diese Art der Abfallentsorgung heute trotzdem ziemlich absurd an.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Artikel teilen:

Für einen nicht ganz unbeachtlichen Teil der Bevölkerung ist es allerdings nicht absurd genug. Denn wer einmal die Flächen entlang einer Autobahn gereinigt hat, fragt sich, was in Köpfen vorgeht, deren zugehörige Flossen ganze Wegwerf-Geschirr-Sets aus dem Autofenster werfen. Wären es nicht Plaste und Alu, könnte man meinen, das Mittelalter hätte nie aufgehört.
Ebenso darf man bei den Damen und Herren Partygrillern in öffentlichen Anlagen fragen, was Mami und Papi wohl gesagt hätten, hätten sie seinerzeit die Reste vom Feste einfach in den Garten geworfen. Wenn man dann allerdings beim Junior ins Zimmer schaut, stellt man fest: Im Müll leben ist möglich. Doch das, was im Kinderzimmer nur einen betrifft, ist für den Freiraum nicht akzeptabel. Und es ist kein Wunder, dass die Kommunen viel Geld in Kampagnen stecken, um auf das Dilemma aufmerksam zu machen. Alleine, so richtigen Erfolg hat es nicht.
Das Einzige - und das ist schlimm, es sagen zu müssen - was so ein bisschen Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass wir weltweit im Müll zu ertrinken drohen. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Mikroplastik an irgendeinem vermeintlich unberührten Teil der Welt nachgewiesen wird; kein Tag ohne neue Clips vom nächsten größten Plastikteppich von mindestens der Größe des Saarlandes auf dem Ozean. Als sich vor wenigen Jahren plastikverseuchter Klärschlamm in das Flüsschen Schlei ergossen hat, konnten die Bürger in Schleswig-Holstein sich ein Bild davon machen, was wir da treiben.
In den 90er-Jahren konnten die Australier nicht mehr in die Sonne gehen, ohne Hautkrebs zu riskieren. Das hat es letztlich gebraucht, um die FCKWs vom Markt zu räumen. Vielleicht werden die Bilder sterbender Wale und die Clips, in denen Plastik dem Ozean entgegentreibt oder sich auf diesem zu gigantischen Inseln sammelt, dafür sorgen, dass die Gesetzgeber endlich auch hier energisch durchgreifen. Bis dahin sollten dieKommunen Zeichen setzen: Mit Verboten, Geboten und gutem Edutainment. Denn auch ein Teil des Plastikmülls vor Hawaii ist vielleicht irgendwann mal im Oberharz in die Oker geworfen worden. Haben Sie Mut, dem Bürger an der Quelle des Problems mit entschlossenem Vorgehen zu begegnen.

2 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren
  • User_MTU4NjM1Mw 10.05.2021 23:48
    Was alles im Mittelalter so geschah, weiß ich nicht. Was aber die letzten 32 Jahre passierte in Sachen Verpackung, gar nichts! Da waren unsere Politiker eng zusammen mit Lobbyisten. Haben sich gegenseitig Aufträge und Geld zugespielt. Auf des dummen Bürger Lasten. Der Dreckhaufen ist, bzw. Wird immer größer. Deshalb werden die Wahlstimmen immer kleiner und Abgeordneten-zahl immer größer. Gruß Joachim Kohler
    • TW 11.05.2021 08:27
      Lieber Herr Kohler! Da mögen Sie ja bis zu einem gewissen Grad recht haben. Aber wenn ich mir so die Autobahnabfahrten ansehe - weder die Politik, noch die Industrie haben dort den Müll zum Fenster rausgeworfen. Es waren unsere lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, die offensichtlich kein Problem damit haben, ihren Müll einfach in die Umwelt zu entsorgen. Es ist nicht immer der "arme Bürger" - sondern der Bürger ist auch Täter! Die Rücksichtslosigkeit der Industrie und die Unfähigkeit politischer Entscheiderinnen und Entscheider sind auch Themen. Aber ich finde es sehr schwierig, immer auf "die da oben" zu zeigen, während sich "die hier unten" offensichtlich ohne Probleme danebenbenehmen dürfen. Viele Grüße, Tjards Wendebourg FLÄCHENMANAGER
Was denken Sie? Artikel kommentieren