Winterthur ist „European City of the Trees 2016”
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Entlang der Sulzer Allee im Stadtgebiet Neuhegi und im Umkreis von rund 300 Metern wurde im Sommer 2012 in Winterthur erstmals der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) entdeckt. Der Käfer gilt als besonders gefährlicher Schadorganismus, weil er in Europa keine natürlichen Feinde hat und die meisten Laubgehölze, insbesondere Ahorn, Pap-pel, Weide, Rosskastanie, Birke, Platane und Buche, befällt. Die Bäume sterben ab, o-der es können ganze Äste abbrechen und Passanten gefährden. Aus diesem Grund wird der Käfer in Winterthur bekämpft mit dem Ziel der vollständigen Befallsfreiheit. Vo-rausgesetzt, keine weiteren Käfer werden eingeschleppt bzw. breiten sich aus.
Nach Feststellung des Befalls haben Stadtgärtnerei, Forstbetrieb und der Zivilschutz systematisch und großflächig Bäume nach weiteren Käfern abgesucht. Neben der fachgerechten Sichtprüfung durch Expertenaugen kamen auch speziell ausgebildete Hundenasen zum Einsatz. „Die Spürhunde haben uns phänomenal geholfen“, erinnert sich Beat Kunz, Leiter des Stadtgrüns in Winterthur. „Die Hunde können die Käfer rie-chen, je nach Witterung bis zu mehrere Stunden am Tag, bevor Sie eine Ruhepause benötigen.“ Da kaum alle Käfer in einer Suchaktion gefunden werden konnten, richtete man sich auf eine längere Überwachung des Befallsgebietes ein. In der sogenannten Fokuszone werden alle Bäume, auch die auf privaten Grundstücken, bis heute zweimal im Jahr kontrolliert. Die Stadtgärtnerei stellte eine entsprechende Beschilderung auf und richtete ein Bürgertelefon ein, um Funde melden zu können.
Befallene Bäume in Winterthur sind wieder ersetzt
Ist ein Baum befallen, so muss dieser unverzüglich gefällt und vor allem fachgerecht
entsorgt werden. Hierfür hat die Stadt Winterthur innerhalb der Fokuszone eine Sam-melstelle eingerichtet, an der das anfallende Astwerk gehäckselt und anschließend entsorgt wird. Die Bäume in der Sulzer Allee wurden inzwischen vollständig ersetzt.
Gefährlich ist der ALB vor allem deshalb, weil er in kürzester Zeit einen Baum teilweise oder gar vollständig zum Absterben bringen kann. Die Eier des Käfers werden unter der Rinde abgelegt und sind zunächst mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Im Laufe von ca. zwei Jahren entwickeln sich die Larven und fressen sich durch das Holz. In dieser Zeit kann bereits die Holzfestigkeit beeinträchtigt sein, und es kommt zu einem plötzli-chen Bruch von Ästen – eine Gefahr vor allem für Passanten. Am Ende seines Zyklus bohrt der fertige Käfer ein ca. 1,5 cm im Durchmesser großes typisches Loch und schlüpft aus dem Baum heraus.
Die letzten Larven des ALB wurden 2013 in Winterthur entdeckt – eine von einem Suchhund und eine weitere von einem Baumpfleger. Seitdem ist Winterthur ALB frei. Den großen Erfolg der Bekämpfungsstrategie führt Spürhundeführer Daniel Hagemeier (www.anoplophora-spuerhunde.ch) auf die außerordentlich gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Pflanzenschutz, Forst, Baumpflegern und Suchhunden zurück. Sie ist einmalig in Europa und hat damit Modellcharakter. Der „European City of the Tree Award 2016“ trägt dem Rechnung.
Der EAC dankt dem Patzer Verlag in Berlin für seine großzügige Unterstützung als Sponsor des ECOT Awards 2016.
Weitere Infos:
http://stadtgaertnerei.winterthur.ch/natur-und-landschaft/pflanzenschutz/asiatischer-laubholzbockkaefer/
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