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Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege

Mehrkosten für die Biodiversität aufdecken

Balkenmähwerke verringern die Insektenverluste bei der Mahd und tragen so zum Artenerhalt bei. Ein Praxisversuch zeigt nun in einem Kostenvergleich zwischen Balken- und Rotationsmähwerken, dass die naturschutzfreundliche Bewirtschaftung in Anschaffungs-, Unterhaltungs- und Arbeitskosten teurer ist und die Gesamtkosten doppelt so hoch sind. Obwohl die Ergebnisse nicht pauschal auf jeden Betrieb übertragbar sind, verdeutlichen sie, dass wohl Anpassungen (Anreize, Technik) nötig sind, um insektenfreundliche Mahd breiter umzusetzen.

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Im Gegensatz zu den gängigen Rotationsmähwerken wie im Foto sind Balkenmähwerke die vom Naturschutz bevorzugten Maschinen, denn sie verringern die Insektenverluste bei der Mahd und tragen deswegen zum Artenerhalt bei.
Im Gegensatz zu den gängigen Rotationsmähwerken wie im Foto sind Balkenmähwerke die vom Naturschutz bevorzugten Maschinen, denn sie verringern die Insektenverluste bei der Mahd und tragen deswegen zum Artenerhalt bei.Ekkehard Musche
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Extensives Grünland ist ein wertvoller Lebensraum für viele Arten. Die Mahd sollte daher möglichst insektenfreundlich durchgeführt werden. Dafür wird im Naturschutz zu einem Balkenmähwerk statt einem konventionellen Rotationsmähwerk gegriffen, um die Insektenverluste gering zu halten (Van de Poel & Zehm 2014). Welche Mehrkosten dies mit sich bringt, wurde nun in einem Praxisversuch auf zwei Betrieben in Brandenburg (Netzwerk Schäfer schützen) ermittelt (Saurma-Jeltsch 2022). Zwar können die Ergebnisse je nach Betriebs- und Standortbedingungen anders ausfallen, in beiden Fällen war die Verwendung des Doppelmessermähwerks jedoch doppelt so teuer. Die Berechnung basiert auf der Annahme, dass für eine Dauer von 10 Jahren 45 ha pro Jahr bewirtschaftet werden und die Kosten linear abgeschrieben werden. Einbezogen wurden Fix- und variable Kosten für Anschaffung und Anwendung von Technik (Mähwerke) und Zubehör (Messersätze, Schleifgeräte) sowie Arbeitskosten. Für die Arbeitskosten wurde ein Stundenlohn von 30 € angesetzt.

Auf den Betrieben wurden 2019 und 2021 Naturschutzflächen für die Mahd mit einem Doppelmesser- beziehungsweise Rotationsmähwerk ausgewählt.

Kostenpositionen Betrieb 1 (2019)

Betrieb 2 (2021)

Anschaffung und Verwendung

Heckmähwerk Seco Duplex von BB Umwelttechnik zuzüglich Messersätze, Schleifautomat

Rotationsmähwerk der Firma Lely (beide 3,10 m breit)

Heckmähwerk der Firma Mörtl (2,40 m breit) zuzüglich Messersätze, Schwingschleifer Flex

KTBL-Daten zu einem Rotationsmähwerk (2,80 m breit)

Gesamtkosten (mit Arbeitserledigung)

Doppelmessermähwerk: 96,99 €/ha

Rotationsmähwerk: 40,20 €/ha

Doppelmessermähwerk: 67,90 €/ha

Rotationsmähwerk: 31,62 €/ha

Bei der Kostenaufstellung waren sowohl die Festkosten (Anschaffung und Zubehör um den Faktor 2,5 höher als bei Rotationsmähwerk) und die variablen Kosten (Reparatur und Schleifen um den Faktor 1,5 höher) als auch die Arbeitskosten (beispielsweise Wartungsaufwand mit Messersatzwechsel alle fünf Hektar um den Faktor 1,4 höher) für das Doppelmessermähwerk deutlich höher im Vergleich zum Rotationsmähwerk. Nicht in die Kostenaufstellung einbezogen wurde die erhöhte Qualität des Mähguts bei Verwendung des Doppelmessermähwerks und damit verbundene Preissteigerungsmöglichkeiten. Der Verschmutzungsgrad (Rohaschegehalt) sank zwar um 11 bis 14 %, allerdings bewegte dieser sich beim Rotationsmähwerk innerhalb des tolerierbaren Bereichs.

Einige Kostenpunkte, etwa die Anschaffung der Schleifer oder Traktornutzung (Doppelmessermähwerke ermöglichen leistungsschwächere Traktoren) können gegebenenfalls leichter reduziert werden. Insbesondere aber der erhöhte Wartungsaufwand, unter anderem durch die Beschaffenheit von Naturschutz-Grünland, trug deutlich zu den Mehrkosten bei und könnte etwa durch technische Anpassungen adressiert werden. Gerade derartige Weiterentwicklungen könnten Anreize für solche Bewirtschafter darstellen, die nicht im Vertragsnaturschutzprogramm sind. Sowohl dort als auch im Kulturlandschaftsprogramm wird mit den Maßnahmen Q08 – Verwendung eines Messermähwerks als Zusatzleistung im VNP (140 €/ha im Vertragsjahr 2023) beziehungsweise K14 – insektenschonende Mahd (60 €/ha) im Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) der Mehraufwand für die betrachteten Betriebe gedeckt.

Weitere Informationen

Van De Poel, D. & Zehm, A. (2014): Die Wirkung des Mähens auf die Fauna der Wiesen – Eine Literaturauswertung für den Naturschutz. – ANLiegen Natur 36(2): 36–51; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an36208van_de_poel_et_al_2014_mahd.pdf.

Saurma-Jeltsch, A.-K., Von Münchhausen, S., Häring, A. M. et al. (2022): Mehrkosten der Nutzung eines Doppelmessermähwerkes zur naturschutzgerechten Grünlandbewirtschaftung. – Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: 17 S.

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