... Mark Pommnitz vom Sachverständigenbüro Leitsch: "Nur mit 'dudu' funktioniert's nicht"
Forstassessor Mark Pommnitz ist Geschäftsführer des Sachverständigenbüros Leitsch in Groß-Gerau (Hessen) und Nohra (Thüringen). Aus seinem Berufsalltag weiß er: Nur über Ermahnungen ändert sich nichts. Sein größter Wunsch ist eine Ausbildung mit zwei Berufsbildern.
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Mark Pommnitz hat an der TU Dresden (Tharandt) Forstwissenschaften studiert und sein Referendariat beim Landesforst Sachsen (heute SachsenForst) absolviert. Seit 2004 ist er tätig beim Sachverständigenbüro Leitsch tätig, seit 2017 auch dessen Inhaber und Geschäftsführer. Das Büro Leitsch bietet Baumkontrolle, Beratung, Baumgutachten, baumschutzfachliche Begleitung bei Bauprojekten sowie mit der Baum-Akademie Seminare, Baumforen und Inhouse-Schulungen.
Welche Schäden bzw. Schadenursachen kommen bei Ihrer Sachverständigentätigkeit am häufigsten vor?
Am häufigsten und signifikant wachsend befassen wir uns mit der Verkehrssicherheit und mit Reststandzeiten von Bäumen und begegnen dabei vor allem Fäulen sowie Schädigungen im Wurzelbereich. Sie treten besonders bei unserer dendrologischen Baubegleitung zutage. Die Schädigungen erfolgen zum Teil unbewusst, zum Teil aber auch bewusst.
Ist diese Tätigkeit aufgrund der vielen Schäden nicht oft deprimierend, oder welche positiven Aspekte können Sie aus der Arbeit ziehen?
Der größte Frustfaktor ist, dass die Gartenämter kein Schwert in der Hand haben, wenn z. B. Bäume auf Baustellen geschädigt werden. Es gibt nur Protokolle, aber keine Strafen. Das Bewusstsein für Bäume in den Ämtern wächst durchaus, der Wille ist da, aber sie sind personell überfordert. Da erlebe ich, dass es für die Betreuung von 14 Planungen von Bauvorhaben in Hoch- und Tiefbau eine halbe Stelle gibt - völlig unausgewogen! Wenn dann Schäden entstehen, geht es meiner Meinung nach nur übers Geld. Nur mit "dudu" funktioniert das nicht. Aber es tut sich was, und es gibt Leuchttürme im Nebel: Bäume, die wir erhalten konnten oder wo eine Baustelle gut verläuft. Und diese 10 % (gegenüber 90 % Frust) motivieren uns!
Woran erkennt man einen guten Sachverständigen?
Daran, dass er oder sie immer pro Baum agiert und versucht, ihn zu erhalten. Ein guter Sachverständiger zeigt eine positiv-pragmatische Herangehensweise und nutzt moderne Verfahren und Techniken. Zudem kommuniziert er mit allen Beteiligten und versucht, eine Lösung zu finden.
Sie geben Ihr Wissen in Seminaren und Vorträgen weiter. Kommen Sie damit auch an Entscheidungsträger aus Kommunen bzw. Liegenschaftsverwaltung heran? In der Tendenz mehr oder weniger?
Wie ich oben schon sagte, die Tendenz ist positiv, der Wille und das Bewusstsein steigen. Aber wir müssen dranbleiben und uns weiter einsetzen.
Was sind Ihrer Meinung nach die Dinge, die in Sachen Baumpflege am dringendsten geändert bzw. angepackt werden sollten?
Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung! Dabei ist die Baumkontrolle noch in einer größeren Falle, da sie ja das Wissen aus der Baumpflege voraussetzt. Ich bin für eine solide Fachausbildung, bei der man sich nach der Grundausbildung auf Baumpflege oder Baumkontrolle spezialisieren kann. Das wäre mein größter Wunsch. So wie es jetzt in Deutschland ist, bekommt man junge Leute nicht. Dabei ist das Interesse sehr groß, auch dank der Umweltbewegung.
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