Leberreischling (Fistulina hepatica)
Der pensionierte Phytopathologe Dr. Thomas Cech (ehemals tätig am Bundesforschungszentrum für Wald in Wien) stellt uns in Steckbriefen wichtige Baumpilze vor, dieses Mal den Leberreischling, der auch Eichen-Leberreischling oder Ochsenzunge genannt wird.
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Von Juni bis Juli sowie im Oktober erscheinen im Bereich der Basis stehender Eichenstämme oder (selten) anderer Laubhölzer (Edelkastanien, sehr selten auch Ahorn, Erlen, Birken u.a.) rötliche fleischige Fruchtkörper. Diese sind anfangs orangerot und knollenförmig und einzeln oder in kleinen Gruppen mit dem Substrat durch einen kurzen Stiel verbunden. Sie wachsen zu zungenförmigen, 100 bis 300 mm, manchmal bis zu 1 m großen, blut- bis dunkelroten und schließlich dunkelbraunen Konsolen mit weißlichem Rand aus.
Ihre Oberfläche ist samtartig, fein warzig, klebrig und radial gefurcht, bei Berührung verfärbt sie sich dunkelrot. Die Oberfläche der Fruchtschicht (Hymenium) ist weißlich bis gelblich und von feinen rundlichen Poren (2 bis 3/mm) durchbrochen. Die 10 bis 15 mm langen Röhren sind leicht voneinander zu trennen.
Das Fleisch ist saftig, weich, weiß und später weinrot. Bei Verletzung wird eine rote Flüssigkeit abgesondert. Der Geruch ist angenehm. Die Fruchtkörper sind essbar (leicht säuerlicher Geschmack). Das verfärbte Holz wird in manchen Ländern von der Möbelindustrie genutzt.
Verwechslungsgefahr
eventuell mit dem Eichenzungenporling (Buglossoporus quercinus)
Schadwirkung im Baum
Das Myzel dringt über Wunden in das Kernholz des Stammes ein und verursacht dort zunächst eine charakteristische rötliche Verfärbung des Kernholzes, danach eine langsam fortschreitende Braunfäule. In späteren Entwicklungsstadien besteht die Gefahr eines Stammbruchs.
Herkunft und Verbreitung
Der Leberreischling ist in Europa, Nordamerika, Südamerika, Australien und Asien weit verbreitet und kommt vor allem in temperaten Laubmischwäldern vor. Er gilt aber insgesamt als selten, weshalb er in manchen Ländern als gefährdet eingestuft wird.
Maßnahmen
Untersuchung der Baumstabilität und allenfalls sanitäre Fällung.
Buchtipp
Der Autor hat zusammen mit Libor Jankovský ein Buch zu Baumpilzen herausgebracht, das Sie hier bestellen können.
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