
Grün mit System
Mit digitalen Werkzeugen, interdisziplinärer Zusammenarbeit und einem Fokus auf Nachhaltigkeit gestaltet die HVG Grünflächenmanagement GmbH Freiräume, die ökologisch wie organisatorisch zukunftsfähig sind.
von Susanne Wannags erschienen am 19.12.2025Freiflächenmanagement, Verkehrssicherung, Baumpflege, Garten-und Landschaftsbau, Planung und Innenraumbegrünung – mit diesen Aufgaben deckt die HVG Grünflächenmanagement GmbH, eine Tochter des Gelsenkirchener Wohnungsunternehmens Vivawest, das gesamte Spektrum grüner Dienstleistungen ab.
Vom Rasen zur Biodiversität
Andreas Grünheit ist Leiter der Abteilung Freiflächenservice. Neben der Pflege der Vivawest-Liegenschaften betreut das 280-köpfige Team Gewerbe- und Industriekunden. In den vergangenen Jahren hat sich das Bild von Wohnumfeldern deutlich gewandelt. Nachhaltigkeit steht heute nicht nur bei der Umsetzung, sondern auch bei der Gestaltung im Vorfeld und bei der nachfolgenden Pflege im Mittelpunkt. Dass die Büros der Freianlagenplaner am HVG-Hauptsitz in Gelsenkirchen nur ein paar Schritte von den Kollegen entfernt sind, die die Pflege verantworten, ermöglicht einen direkten Austausch und schnelles Feedback. Die kurzen Wege und die gute Kommunikation spiegeln sich in der Qualität der Freianlagen wider.
Forschung am lebenden Objekt
Der Klimawandel stellt sowohl Gestalter als auch die für die Pflege zuständigen Mitarbeiter vor Herausforderungen. „Wir machen hier beispielsweise Versuche mit unterschiedlichen Substraten und Mulchmischungen, um zu sehen, welche sich bei den aktuellen Klimabedingungen am besten eignen“, sagt Grünheit. Forschung am „lebenden Objekt“ gehört für die HVG längst zum Arbeitsalltag – etwa im Dortmunder Modellquartier Bergmannsgrün. Dort wird ein bestehendes Wohnquartier weiterentwickelt. Bestandsgebäude wurden und werden saniert und um Dachgeschosse aufgestockt, andere abgerissen und neu errichtet – alles mit einem klaren Fokus auf Ökologie, Klimaanpassung und nachhaltige Wohn- und Freiraumgestaltung.

Digitalisierung als Rückgrat
„Wir haben ein digitales Monitoring implementiert“, erklärt Grünheit. Anhand von Fotos, Beobachtungen und Feuchtigkeitsmessungen wird dokumentiert, wie sich die Pflanzen entwickeln, wie sie mit den Bedingungen zurechtkommen, ob es Schädlingsbefall gibt und ob die Bewässerung stimmt. Die Pflege wird anhand dieser Daten laufend optimiert. So wurden etwa Versuche zur Wasserhaltefähigkeit verschiedener Bodenschichten durchgeführt. „Wir haben bis in einem Meter Tiefe Sensoren eingesetzt und konnten daraus viele Erkenntnisse gewinnen, die uns helfen, Pflanzung und Pflege weiter zu optimieren.“
Digitalisierung ist dabei nicht nur ein Hilfsmittel, sondern Teil der HVG-DNA. „Kein Mitarbeiter muss heute mit Papier hantieren, alle sind mit Smartphone und Tablet unterwegs“, sagt Grünheit. „So kann ich beispielsweise in Echtzeit sehen, welche Flächen an einem Arbeitstag schonbearbeitet wurden.“ Die Digitalisierung schafft Transparenz, erleichtert die Planung und steigert die Effizienz – sowohl in der täglichen Pflege als auch bei der Auswertung langfristiger Entwicklungen.
Die Anforderungen an Mitarbeiter steigen
Während noch vor einem Jahrzehnt kurzgeschorener Rasen und geschnittene Sträucher typische Markenzeichen für „gepflegte Wohnanlagen“ waren, reicht dies nicht mehr aus. Heute prägen vor allem extensiv gepflegte Flächen das Erscheinungsbild – Blumenwiesen, Wildstauden oder Bereiche, in denen mit Findlingen, Baumstämmen und naturnahen Materialien Räume zum Erholen und Spielen geschaffen werden. Das stellt erhöhte Anforderungen an die Mitarbeiter. „Sie müssen erkennen, wenn sich invasive Süßgräser in Staudenbeeten oder Neophyten in Wiesen ansiedeln. Dazu bilden wir unsere Beschäftigten intern weiter.“

Auch für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet das ein Umdenken. „Die Akzeptanz der Mieter für solche naturnahen Flächen ist heute deutlich höher“, sagt Grünheit. „Allerdings müssen sie zunächst verstehen, dass diese Art der Gestaltung gewollt und keine Folge mangelhafter Pflege ist. Wenn wir erklären, warum eine Fläche so aussieht, wie sie aussieht, zum Beispiel weil dort Insekten und Kleinstlebewesen leben, wächst das Verständnis.“ Ein QR-Code auf Schildern an den Flächen und Habitatbäumen informiert die Mieter über deren tierische Bewohner wie Fledermäuse und Käfer – und macht selbst die Reste abgestorbener Bäume zu spannenden Beobachtungsobjekten.
Viel Expertise im Baumservice
Baumkontrolle und -pflege fallen bei der HVG in das Ressort Baumservice und Verkehrssicherung, das von Matthias Hollender geleitet wird. Nachdem die Nachfrage nach Dienstleistungen rund um Bäume stetig gestiegen war, wurde vor sechs Jahren für den Baumservice ein eigener Fachbereich gegründet, in den auch die Baum- und Spielplatzkontrolle fällt. „Verkehrssicherung ist ein wichtiges Thema, das alle Grundstückseigentümer betrifft. Wir kontrollieren mittlerweile rund eine halbe Million Bäume im ganzen Bundesgebiet und haben uns in diesem Bereich viel Expertise erarbeitet“, sagt Hollender.
Die 70 Mitarbeitenden sind bundesweit im Einsatz, für Vivawest und deren Bestände in Nordrhein-Westfalen ebenso wie für weitere Kunden aus der Wohnungswirtschaft, für Industrie- und Gewerbebetriebe sowie für Kommunen. „Eine unserer Hauptaufgaben ist die Baumkontrolle“, erklärt Hollender. „Daneben sind wir auch im Bereich Baumschutzmaßnahmen und Umweltbaubegleitung tätig.“
Wertvollen Bestand schützen und erhalten
Wie wichtig das ist, zeigt sich an der Entwicklung des Quartiers Bergmannsgrün. Die Dachaufstockungen der Gebäude mussten mitten in einer gewachsenen Grünanlage mit zahlreichen Altbäumen und Großgehölzen realisiert werden. Das bedeutete Kräne, Baumaschinen und Schwerverkehr mitten im Bestand.

Um den wertvollen Altbaumbestand zu erhalten, wurde ein umfangreiches Schutzkonzept erarbeitet und umgesetzt. Das Baumservice-Team beurteilte gemeinsam mit Vertretern verschiedener Umweltbehörden die Vitalität jedes einzelnen Baums. Anschließend wurden Schutzmaßnahmen wie Kronenrückschnitt, Wurzelabdeckung und temporäre Einzäunungen geplant und umgesetzt. So konnten viele Bestandsbäume trotz der intensiven Baumaßnahmen erhalten bleiben.
Zum Kerngeschäft der HVG gehören seit über 20 Jahren die Bewirtschaftung und die Verkehrssicherung wohnungswirtschaftlicher sowie gewerblicher und industrieller Liegenschaften sowie die Entwicklung nachhaltiger Funktionskonzepte im Immobilienumfeld. Im Jahr 2024 wurden von der HVG rund 12,1 Mio. m2 Pflegeflächen im Wohnumfeld sowie rund Mio. m2 Industrieflächen gepflegt. Im Bereich der Verkehrssicherung werden etwa 409.000 Bäume, circa 20 Mio. m2 Freiflächen sowie 1.700 Spielplätze regelmäßig kontrolliert und in einem verkehrssicheren Zustand gehalten.
Verlässliche Planung – digital und partnerschaftlich
Auch im Baumservice ist die Digitalisierung vollständig angekommen – von der Auftragsvergabe über das Einholen notwendiger Genehmigungen bis hin zur Dokumentation und Abrechnung. „Damit sind unsere Prozesse effizient, transparent und jederzeit nachvollziehbar“, erklärt Hollender. Zeitgleich wurde bei der HVG eine eigene Disposition für alle digitalen Abläufe eingerichtet. Digitale Prozesse erleichtern zudem die Planung der Einsätze: „Mit den Jahren hat sich ein zuverlässiges Netzwerk von Partnerbetrieben gebildet. Die digitale Einsatzplanung ermöglicht uns, die Auslastung für unsere Partner verlässlich zu steuern.“
Bei Neukunden, die Baumservice-Leistungen anfragen, steht zunächst eine gründliche gemeinsame Bestandsaufnahme an. Gibt es bereits Daten, die übernommen werden können? Wie steht es um die Verkehrssicherheit? Und ist ein Entwicklungsplan gewünscht, der aufzeigt, welche Bäume langfristig erhaltenswert sind? „Wir können sowohl ein Rundum-sorglos-Paket anbieten als auch gezielt die notwendigen Baumpflegearbeiten übernehmen“, sagt Hollender.
Zukunftsprojekt Kohlenstoffspeicherung
Neue Erkenntnisse zu gewinnen und Prozesse stetig zu optimieren – das ist auch im Baumservice eine zentrale Aufgabe. Aktuell läuft ein Projekt, dessen Ergebnisse sowohl für die grüne Branche als auch für die Wohnungswirtschaft von großem Interesse sein könnten. „Wir bewerten mit wissenschaftlicher Begleitung, welchen umwelttechnischen Beiträge verschiedene Bäume leisten – zum Beispiel zur Speicherung von Kohlenstoff“, erklärt Hollender. „Dazu erfassen wir alle relevanten Daten wie Größe, Kronendurchmesser, Vitalität und ermitteln anhand vorhandener Zahlen, wie viel Kohlenstoff ein Baum durchschnittlich speichert. Unser Ziel ist es, die Top 100 der ökologisch wichtigsten Bäume unserer Kunden zu ermitteln.“

Den ökologischen Wert sichtbar machen
Die transparente Quantifizierung der Bäume kann künftig in Nachhaltigkeitsberichte einfließen und neue Maßstäbe im Umgang mit Ersatzpflanzungen setzen. Statt allein den monetären Wert eines Baums zu bestimmen oder nach einer Fällung pauschal einen Jungbaum zu pflanzen, könnte künftig die gespeicherte Kohlenstoffmenge als Maßstab dienen. So würde der ökologische Beitrag eines Baumes sichtbar – und das Verständnis von Wert im urbanen Grün um eine entscheidende Dimension erweitert.
HVG Grünflächenmanagement GmbH
- Gründung: 1989
- Geschäftsführer: Christoph Krings
- Umsatz 2024: 74 Mio. €
- Mitarbeiter: circa 450
- Standorte: 5 Standorte in Nordrhein-Westfalen (Gelsenkirchen, Datteln-Ahsen, Moers, Alsdorf und Leichlingen)
- Tätigkeitsbereiche: Freiflächenmanagement, Verkehrssicherung, GaLaBau, Planung, Innenraumbegrünung (siehe Kasten).
HVG Grünflächenmanagement GmbH Bergmannsglückstraße 35 45896 Gelsenkirchen Telefon +49 (0)209 359/75 400 info@hvg-mbh.dewww.hvg-mbh.de




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