
Der Rasenflüsterer des DFB
Sebastian Breuing sorgt dafür, dass Deutschlands Topspielerinnen und -spieler auf bestmöglichem Rasen trainieren können. Im Gespräch mit FM erzählt der „Koordinator Greenkeeping“ beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), wie Leidenschaft Sprachbarrieren überwindet, warum Nachhaltigkeit auf dem Platz beginnt und was die Branche tun muss, um Nachwuchs zu gewinnen.
von Susanne Wannags erschienen am 13.12.2025Wir haben vor Ort viele Gespräche geführt und mit den slowakischen Greenkeepern ein Konzept erstellt, um die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen. Das Tolle war, dass die Verantwortlichen dort nicht nur genickt und dann nichts getan haben. Es war so, dass alle – vom Bürgermeister der Stadt über den Präsidenten des Vereins bis zum Pflegepersonal – sich dafür eingesetzt haben, dass aus der Wiese ein richtig schöner Sportplatz wird. Und das, obwohl dort niemand Deutsch oder Englisch spricht und wir der slowakischen Sprache nicht mächtig sind. Mit Google-Translator und der Liebe zum Rasen hat das funktioniert – das zeigt, wie die Leidenschaft für Greenkeeping auch Sprachbarrieren überwindet. Die U-21-Nationalspieler haben sich nach dem Training sogar dafür bedankt, dass man auf dem Platz so gut spielen konnte. 1 Hat sich der Platz in der Slowakei nach dem Turnier weiterentwickelt? Wird er inzwischen dauerhaft gepflegt? Ja, es gibt dort jetzt sogar einen Spindelmäher – nicht das neueste Modell, aber funktionsfähig. Es gibt ein Liniergerät, und die Kollegen wissen, was man mit der richtigen Beregnung erreichen kann. Das funktioniert aber nur, wenn man sich nicht als derjenige hinstellt, der alles besser weiß, sondern das gemeinsam mit dem Team erarbeitet. Das geht nicht per Mail mit einer Pflegeanleitung, sondern nur im persönlichen Kontakt. Das Beispiel zeigt, wie viel mit Engagement möglich ist und was sich auch ohne großes Budget erreichen lässt. Welche drei grundlegenden Tipps würden Sie jemandem geben, der in einer kleinen Gemeinde vielleicht sogar ehrenamtlich einen Platz pflegt? Zunächst einmal: zum richtigen Zeitpunkt beregnen – und zwar am Welkepunkt der Pflanzen. Also nicht nach einem festen Zeitplan, sondern nach dem tatsächlichen Bedarf. Dabei kann durchaus etwas weniger gewässert werden als eigentlich nötig, damit die Wurzeln gezwungen sind, in die tieferen Bodenschichten zu wachsen. Damit lassen sich beispielsweise die Belastungsstunden des Platzes erhöhen.
„Die Leidenschaft für Greenkeeping überwindet jede Sprachbarriere.“ Sebastian Breuing
Außerdem muss Rasen gedüngt werden. Ein Mindestmaß an Nährstoffversorgung ist wichtig, das muss auch gar nicht das teuerste Profiprodukt sein. Auf eine längere Wanderung nimmt man ja auch nicht nur einen Liter Wasser mit, sondern auch etwas zu essen. Zu guter Letzt ist der regelmäßige Schnitt wichtig, da sonst keine Bestockung erfolgt und die Grasnarbe nicht dicht wird – idealerweise natürlich mit scharfen Messern. An dieser Stelle möchte ich aber mal klarmachen, dass viele Greenkeeper und Platzwarte, egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich, einen großartigen Job machen. Das sollte man viel häufiger mal würdigen und nicht nur Defizite ansprechen. 2 Abseits der kommunalen Ebene: Der DFB hat vor allem organisatorische Aufgaben – Nationalmannschaften, Wettbewerbe wie den DFB-Pokal, Nachwuchsförderung. Welche Rolle spielte Greenkeeping im Verband, als Sie 2022 dort anfingen? Als ich anfing, hatte ich das Vergnügen, den Kolleginnen und Kollegen im Verband erste Einblicke in das Greenkeeping zu geben und den Mehrwert von professioneller Rasenpflege sowohl zu erklären als auch erlebbar zu machen. Ich denke, der eine oder die andere sieht heute einen Sportplatz mit anderen Augen. Aufzuzeigen, was Greenkeeping nicht nur für den Rasen, sondern auch für die Sicherheit und Attraktivität des Sports leistet, sehe ich als wichtigen Teil meiner Arbeit. Jeder Kreuzbandriss, der vermieden wird, weil der Platz eben und gut bespielbar ist, ist ein Erfolg. Nachhaltigkeit ist im Sport ein großes Thema. Was gehört aus Ihrer Sicht unbedingt zu einer ressourcenschonenden Rasenpflege dazu? Die richtige Bewässerung ist ein wichtiger Punkt – also wie oben schon angesprochen nicht nach einem Zeitplan, sondern am Welkepunkt der Pflanzen. Und lieber etwas zu wenig als zu viel. Dazu gehört beispielsweise auch, die Regner so einzustellen, dass tatsächlich nur das Spielfeld bewässert wird. Auch wenn eine Fachfirma das irgendwann einmal eingebaut hat, sollte man immer wieder prüfen, ob alles noch stimmt. Nachhaltig ist es auch, wenn man es schafft, die Mannschaften zu überzeugen, nicht unbedingt bei jeder Witterung zu trainieren, damit der Platz keinen Schaden nimmt. Damit macht man sich natürlich nicht nur Freunde. Aber ein gutes „Produkt“, also ein gesunder Rasen, erhöht letztlich den Spielspaß.
„Viele Greenkeeper und Platzwarte machen einen großartigen Job – das sollte man viel öfter würdigen.“ Sebastian Breuing

Wir müssen zeigen, wie elementar wichtig Greenkeeping ist. Und wir müssen Leute im Greenkeeping auch groß werden lassen. Das betrifft nicht nur den Nachwuchs, sondern ebenso ältere Mitarbeitende. Wie können wir es schaffen, dass sich beispielsweise Ehrenamtliche trauen, einen Platzarbeiter-Kurs zu machen und dann durchzustarten? Denn sicher ist: Es gibt in diesem Beruf jede Menge Möglichkeiten. Gute Leute werden immer gesucht. In Ihrer eigenen Berufslaufbahn gab es jede Menge Premieren: Sie waren beim VfL Bochum der jüngste Greenkeeper in der Bundesliga. Sie haben beim SV Werder Bremen die erste eigene Greenkeeping-Abteilung aufgebaut und sind nun der erste Koordinator Greenkeeping beim DFB. Woran erinnern Sie sich denn besonders gern? Mein schönstes Erlebnis war gleichzeitig auch mein traurigstes: der Abschied vom SV Werder Bremen. Dort gibt es ein Schiebetor, das das Stadion von der Außenwelt trennt. An meinem letzten Tag hatten wir alle Tränen in den Augen. Ich bin durch das Tor gegangen, habe mich nochmal umgedreht und gesehen, was wir alle gemeinsam in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Das war trotz allem Abschiedsschmerz ein wirklich schöner Augenblick.
„Wir müssen dem Greenkeeping mehr Sexappeal verleihen.“ Sebastian Breuing










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