Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
5 Fragen an Ayla Krekel

„Grünflächenämter müssen neue Ansätze finden“

Ayla Krekel aus Hamburg hat in Göttingen Arboristik studiert und arbeitet als Sachverständige bei Arbor revital. Ihre Aufgaben sind unter anderem Projekt- und Bauleitung, Standortanalysen und Sanierungskonzepte, Baumschutzfachliche Baubegleitung, Einbau von Bodenfeuchtesensorik und Auswertung der Daten.

von Redaktion Quelle Ayla Krekel erschienen am 30.10.2024
Ayla Krekel © Studio of Thoughts
Artikel teilen:
Wie entwickelte sich Ihr berufliches Interesse für Bäume, so dass Sie Arboristik in Göttingen studierten? Ayla Krekel: Das Interesse an Bäumen war eigentlich schon immer da. Meine Mutter hat im Garten- und Landschaftsbau gearbeitet und sich sehr für Bäume interessiert. Sie hat mir so viel sie wusste beigebracht und bei Wanderungen und Spaziergängen auch viel über Bäume und Natur gesprochen. Über einen Studiengang-Finder bin ich dann auf den Studiengang Arboristik in Göttingen gestoßen. Vorher habe ich jedoch Praktika gemacht, um zu wissen, was ich nachher mit dem Studium arbeiten kann. Ihre Schwerpunkte sind heute Sensorik/Bewässerung sowie baumschutzfachliche Baubegleitung. Nennen Sie uns jeweils gute und schlechte Erfahrungen in diesen Bereichen. Ayla Krekel: Das ist gar nicht so einfach, da jedes Projekt, welches ich bisher begleiten durfte, immer unterschiedlich war. Ein ganz großes Thema, was immer wieder aufgefallen ist, ist die unzureichende unterirdische Vorbereitung für die Baumpflanzung. Von zu kleinen Pflanzgruben über unpassendes Substrat, zu starke Verdichtung bis hin zu fehlender Wassereinleitung bzw. fehlenden Bewässerungsmöglichkeiten habe ich schon einiges gesehen. Neben der Sensorik und baumschutzfachlichen Baubegleitung habe ich auch einige eingehende Standortanalysen mit folgender Standortsanierung begleiten dürfen. Da sieht man schon einiges. Als positiv ist auf jeden Fall das Miteinander auf den Baustellen, mit den Kunden und mitwirkenden Firmen und Arbeitenden zu nennen. Solange alle auf demselben Nenner sind und sich für den Erhalt und die Förderung von städtischem Grün einsetzen, kann man viel bewegen. Wenn Sie auf Baustellen und als Sachverständige tätig sind, wie begegnet man Ihnen als Frau? Fühlen Sie sich akzeptiert? Wie reagieren Sie, wenn Sie jemand nicht ernstnehmen sollte (falls es das gibt)? Ayla Krekel: Bisher hatte ich sehr wenige negative Erfahrungen. Bis auf ein paar vereinzelte Kunden wurde ich immer ernstgenommen und respektiert. Da helfen immer ein selbstsicheres Auftreten, fundiertes Fachwissen und Durchsetzungskraft. Natürlich war mir schon im Studium klar, dass mein Beruf eher männerdominiert ist. Häufig war es so, dass ich erst einmal komisch beäugt werde, besonders wenn ich alleine als Sachverständige vor Ort war. Aber nach der ersten Besprechung und dem ersten Kaffee hat sich das meistens entspannt. Wie wird sich Ihrer Meinung nach Ihr Berufsbild im Zuge des Klimawandels und der Anpassung daran verändern? Ayla Krekel: Ein großes Thema wird auf jeden Fall der Erhalt von (alten) Baumbeständen sein. Etablierte Bäume, die jetzt „plötzlich“ neuen klimatischen Verhältnissen ausgesetzt sind, können einen Vitalitätsverlust zeigen. An der Stelle helfen eingehende Standortanalysen und Standortsanierungen, um dem Baumbestand zu helfen, resilienter und vitaler zu werden. Je nach Standortbedingungen ist auch eine Bewässerung von Altbäumen in sehr trockenen und heißen Zeiten nicht auszuschließen. Im Studium wurden der Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen sehr viel diskutiert, daher denke ich, dass fachkundige Personen schon darauf vorbereitet sind. Ein Umdenken muss jedoch in den tendenziell eingefahrenen Grünflächenämtern der Städte stattfinden - auch mal was ausprobieren, neue Ansätze finden und nicht beim „das haben wir schon immer so gemacht“ verharren. Ich würde mir wünschen, dass mein Beruf in Zukunft mehr an Bedeutung gewinnt und Arborist:innen vermehrt in Planungsprozessen für Grünflächen und Straßenbegleitgrün involviert werden, um einen vitalen Baumbestand zu erreichen. Dem städtischen Wärmeinseleffekt kann meiner Meinung nach nur mit einer flächendeckenden Begrünung entgegengewirkt werden – egal ob mit Parkanlagen, kleineren Grünflächen, Straßenbegleitgrün, Fassaden- und/oder Dachbegrünung. Wie sollte die Ausbildung diesbezüglich aussehen oder angepasst werden? Ayla Krekel: Wie oben genannt, wurden der Klimawandel und Möglichkeiten, städtische Baumbestände zu erhalten und zu fördern, gut im Studium behandelt. Es wäre wünschenswert, Seminare für Mitarbeitende in Grünflächenämtern und Unternehmen im grünen Bereich zu halten, um die vorhandenen Möglichkeiten aufzuzeigen und weiterzuentwickeln. Vor allem beim Thema Bodenfeuchtesensorik oder nachträgliche Sanierung von Baumstandorten bekam ich häufig eine ungläubige Reaktion darauf, was alles möglich ist. Neupflanzungen sind nicht immer notwendig oder die einzige Lösung für einen vitalschwachen Baum. Auch alte Baumbestände können und müssen erhalten werden.
Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren