
Zeit für das Wesentliche – die Arbeit im Baum
Viele Wege in die Selbstständigkeit starten mit kleinen Schritten – klassischerweise etwa mit einer Garage als erstem Betriebssitz. Heute ist Surmann Baumservice einer der wenigen Baumpflegebetriebe in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim in Niedersachsen.
von Carl Hesebeck erschienen am 23.07.2025

Als Michael Surmann 2015 sein Unternehmen Surmann Baumservice gründete, war seine Ausrüstung zunächst in einer Maschinenhalle auf dem landwirtschaftlichen Betrieb seines Bruders in Emsbüren untergebracht. Schon Vater und Großvater von Michael Surmann hatten in der Forstwirtschaft gearbeitet, die Verbindung zum Arbeitsumfeld „Baum“ liegt also nahe. „Ich habe allerdings zuerst eine Ausbildung zum Gärtner gemacht und mich für die Fachrichtung Zierpflanzenbau bei einer Gärtnerei in Lohne entschieden“, blickt Surmann zurück.
Dass die Arbeit im Holz gewissermaßen im Blut liegt, war rückblickend sicherlich ein wichtiger Grund für die eigene Unternehmensgründung. „Schon davor habe ich bei meinem Vater mitgeholfen, mein Bruder ist ebenfalls in der Forstwirtschaft gelandet und fährt Harvester“, ergänzt Surmann. Frühzeitig setzt der Niedersachse vor allem auf Seilklettertechnik und Akkugeräte, will vor allem kleinere Tagesbaustellen bedienen und so seine Nische finden. Die Nachfrage nach professioneller Baumpflege ist im Westen des Bundeslandes durchaus gegeben, auch im angrenzenden Münsterland ist das Unternehmen aktiv.

Wo die Arbeit mit Hubsteigern aus Platzgründen nicht möglich oder wegen des zu geringen Auftragsvolumens nicht wirtschaftlich ist, kann Michael Surmann die Vorteile der Seilklettertechnik (SKT) voll ausspielen. Die Kurse für SKT A und B hat der Baumpfleger bei der Nürnberger Schule (Expertenbrief-Partner) belegt, 2019 folgte dort auch die Weiterbildung zum European Tree Worker (ETW).
Büroarbeit gern abgegeben
Ein Jahr später kam die erste Vollzeitkraft ins Team, damals noch ein Quereinsteiger. Heute wird Michael Surmann von Bastian Voß unterstützt, der sich als gelernter Landschaftsgärtner zum Fachagrarwirt für Baumpflege weitergebildet hat. Hinzu kommen fünf Aushilfen für Baumpflege- und Forstarbeiten sowie zwei Aushilfen für die Büroarbeit. „Meine Stärke liegt in der praktischen Baumpflege, dort will ich so viel Zeit wie möglich verbringen. Deshalb habe ich auch kein Problem, Arbeiten im Büro abzugeben. Natürlich mache ich immer noch viel Büroarbeit, aber die beiden Minijobber sind schon eine starke Entlastung in diesem Bereich“, erklärt Michael Surmann. So bleibt dem Emsländer mehr Zeit für das Wesentliche – die Arbeit im Baum.
Artenschutz spielt bei Kommunen wachsende Rolle
Neben der klassischen Baumpflege bietet Surmann auch die Baumkontrolle nach FLL-Richtlinie an, neben Privatkunden zählt hier unter anderem auch die Stadt Nordhorn zum Kundenkreis. Zusätzlich zur eigentlichen Baumkontrolle hat sich Michael Surmann vor einiger Zeit auch zum Geprüften Sachkundigen für Baum-Habitatstrukturen weiterbilden lassen – natürlich wieder an der Nürnberger Schule. „Artenschutz spielt bei unseren Arbeiten eine immer größere Rolle, das ist auch richtig so. Gerade bei Kommunen werden solche Zusatzqualifikationen vermehrt nachgefragt“, erzählt Michael Surmann.
Ein hohes fachliches Niveau seiner Arbeiten ist dem 34-Jährigen ohnehin wichtig, aus seiner Sicht sind die Qualitätsstandards in der Baumpflege bei den ausführenden Unternehmen leider oftmals gering. Das liege insbesondere daran, dass es sich nur selten um Fachbetriebe handle. Vor allem Kappungen an Altbäumen sind es, die Surmann regelmäßig sauer aufstoßen. „Baumkronen vollständig zu kappen, stellt im Regelfall keine fachgerechte Baumpflege dar und prädispositioniert den Baum für einen späteren Pilzbefall und Astausbrüche. So kann man innerhalb weniger Stunden einen Altbaum zugrunde richten“, macht Surmann deutlich.
Technikausstattung: Vieles außer Hubsteiger
Weil der Betrieb primär auf SKT setzt, finden sich am 2023 neu errichteten und Ende des Jahres bezogenen Betriebshof kaum große Maschinen. Das heißt nun nicht, dass die Emsländer gänzlich ohne Hubsteiger arbeiten – nur ist es bislang wirtschaftlicher, bei Bedarf auf einen lokalen Mietshop zurückzugreifen.“ Bei einem durchaus vielfältigem Einsatzspektrum wären sonst drei Steiger mit unterschiedlichen Trägerfahrzeugen und Einsatzhöhen erforderlich – für den kleinen Betrieb kaum wirtschaftlich zu betreiben. Ein paar Maschinen finden sich dann aber doch in der Stahlhalle, bei der Michael Surmann passend zur Branche das umgebende Gelände mit vielen heimischen Sträuchern und Hochstämmen begrünt hat. Wohl wichtigster Alltagshelfer ist der rote Case IH Maxxum 5140, Baujahr 1991, und häufig in Kombination mit einer 6,5-t- Seilwinde von Tajfun. Der Schlepper mit seinen 110 PS kommt im Grunde überall zum Einsatz: Mit 16-t-Rückewagen von Palms und selbst gebauter Mulde bei der Baufeldräumung, bei der Baumpflege für den Abtransport von Holz und Kronenmaterial oder klassisch beim Holzeinschlag im Wald. „In der klassischen Forstwirtschaft sind wir zwar weniger unterwegs, im Winter allerdings immer mal wieder im motormanuellen Holzeinschlag. Natürlich ist das aber auch die Hauptsaison für die Baumpflege“, schränkt Michael Surmann ein.

Für den Rückewagen verfügt der Betrieb neben einem Sortiergreifer auch über einen GMT-Fällgreifer, der immerhin 35 cm schafft. Damit lassen sich – ausreichend Platz vorausgesetzt – kleinere Fällarbeiten zügig umsetzen, ohne überhaupt zur Motorsäge greifen zu müssen. In kleinerem Umfang erntet Surmann damit auch gelegentlich Energieholz, ein weiteres kleines Standbein des Unternehmens und gleichzeitig Heizstoff für die eigene 29-kW-Hackschnitzelheizung für Bürotrakt und angrenzendes Wohnhaus.
Wo Bäume gefällt werden, sollen insbesondere in Privatgärten auch gleich die Wurzelstöcke verschwinden. Dafür kommt die Wurzelfräse STX38 von Toro zum Einsatz. Michael Surmann weiß vor allem die geringe Durchfahrtsbreite von nur 86 cm zu schätzen. „Das Teil passt durch nahezu jede Gartenpforte und hat viel Leistung“, bringt es der ETW auf den Punkt.


Allrounder-Fahrzeug als jüngste Anschaffung
Die jüngste Anschaffung kann im Hinblick auf die Alltagstauglichkeit durchaus als „eierlegende Wollmilchsau“ bezeichnet werden: Weil der alte Ford Ranger des Betriebes schon ein wenig in die Jahre gekommen war, hielt Michael schon 2024 aktiv nach einem Ersatzfahrzeug Ausschau – unter anderem auf den KWF-Thementagen im hessischen Schwarzenborn. Bei der Firma Gethöffer aus Uetersen bei Hamburg wurde man schließlich mit dem Umbau eines Isuzu DMAX zum Dreiseitenkipper fündig – für die Baumpfleger aus dem Emsland genau das passende Fahrzeug und definitiv kein Fabrikat von der Stange.
Der Viertürer mit seinen 160 PS und Allrad-Antrieb verfügt über eine große Ladefläche, die immerhin rund 3 m3 fasst. „Das klingt erstmal nach nicht viel, ist aber ideal für unsere kleineren Baustellen und das anfallende Hackgut, wenn unser Jensen A540 zum Zerkleinern von Ästen und Zweigen zum Einsatz kommt. Positiv wirkt sich auch die Rahmenverlängerung um 45 cm aus, das schafft Platz für eine zusätzliche Verstaubox“, ist Michael Surmann von seiner Neuanschaffung überzeugt, die er nun schon seit mehr als einem halben Jahr im Einsatz und natürlich auch entsprechend mit seinem Firmenlogo foliert hat. Neben dem Abtransport des Schnittguts bietet die Cab auch ausreichend Stauraum für Sägen, Kletterausrüstung und weitere Dinge für die Baustellen.
Einheitlicher Ausbildungsstandard erforderlich
Bleibt die Frage: Was treibt den jungen Unternehmer im Moment vor allem um? Die Frage ist aus Sicht von Surmann schnell beantwortet, denn sie betrifft viele Betriebe in der grünen Branche. „Personal ist und bleibt ein Thema, gerade auch hier im Emsland. Es gibt kaum Fachpersonal, das ist aus meiner Sicht eher im Süden zu finden. Wichtig wäre vor allem ein einheitlicher Ausbildungsstandard, am besten ein eigener Ausbildungsberuf für die Baumpflege“, betont Surmann.
Gerne würde der Emsbürener noch eine weitere Vollzeitkraft einstellen, bei einem Quereinsteiger auch in entsprechende Lehrgänge investieren. Allzu groß soll der Baumservice aber ohnehin nicht werden – dann wäre schließlich die Büroarbeit mehr im Fokus und die Praxis bliebe auf der Strecke. Das ist nicht im Sinne von Michael Surmann, der seiner Profession am liebsten gut gesichert in der Baumkrone nachgeht.
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