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FM Standpunkt - Tjards Wendebourg

Entrostet das System

Viele unserer aktuellen Probleme erfordern eine effiziente öffentliche Hand. Doch jahrelange Fehlanreize lassen sich nicht einfach von einem auf den anderen Tag vom Tisch wischen, meint Tjards Wendebourg in seinem Standpunkt für FLÄCHENMANAGER. Gesucht werden Menschen, die den Umdenkprozess in Gang setzen.

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Redaktion
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Man kann den Menschen, die bei der öffentlichen Hand arbeiten, nicht vorwerfen, dass sie nicht die Träger der Innovationen sind. Das kommunale System stand immer für Sicherheit, Tradition und geregelte Abläufe. Für Menschen, die dort angeheuert haben, konnte als gesichert gelten, dass es klare Hierarchieebenen, keine Experimente und gesichertes, wenn auch selten üppiges Gehalt gibt.

Das hat lange leidlich gut funktioniert. Aber immer, wenn es abrupten Änderungsbedarf gibt, kommt ein solches System an seine Grenzen. Das hat gleich mehre Gründe: Zum einen hat in den letzten Jahren eine Risikoverlagerung stattgefunden. Wurde Eigeninitiative in der Vergangenheit oft zumindest von einer höheren Ebene abgesichert, stehen diejenigen, die sie heute zeigen, spätestens dann im Regen, wenn es schiefgeht; wobei „schiefgehen“ in diesem Zusammenhang schon bedeuten kann, dass es Kritik aus der Politik, der Presse oder der Bürgerschaft gibt; ja, jemand sich zur Meinungsführerschaft aufschwingt und unliebsame Entscheidungen oder die Menschen dahinter mit den heute üblichen Methoden malträtiert.

Die Tatsache, dass der Rückgang der Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme ein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist, das vor der kommunalen Arbeitswelt nicht Halt macht, wirkt da verstärkend. Zum anderen hat sich in vielen Arbeitsbiotopen ein negativer Leistungswettbewerb eingeschlichen. Wer Lust hat, Mehrleistung zu erbringen, lässt die Umgebung langsamer erscheinen. Geschwindigkeit ist ebenso relativ wie Innovationskraft. Man nimmt beides im Verhältnis zur Umgebung wahr. Ist jemand schneller, wirken die anderen langsam. Meist führt das dazu, dass der Schnellere von der Umgebung ausgebremst wird. Die Wirkung ist noch dramatischer, weil auch Arbeitsbelastung relativ ist.

Mir ist das als „Ein-Kind-Mutter-vier-Kind-Mutter-Phänomen“ aufgefallen; sprich: Eine Mutter von einem Kind scheint ebenso gestresst wie die Mutter von vier Kindern. Wir alle stehen vor der großen Aufgabe, uns den Veränderungen zu stellen, die eine gesättigte Volkswirtschaft, eine zunehmende Digitalisierung und sich verändernde Umweltbedingungen mit sich bringen. Gefordert sind die Dinge, die hier so schwierig geworden sind: Innovationskraft, Eigeninitiative, Flexibilität und die Bereitschaft, die Verantwortung für fallangepasste, individuelle Lösungen zu übernehmen.

Das gilt für die operativen Ebenen ebenso wie für die Ebenen, die die Deckung dafür gewährleisten müssen. Das ist schon deshalb notwendig, um in Zeiten des Fachkräftemangels für leistungsbereite Arbeitskräfte attraktiv zu bleiben.

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