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FM STANDPUNKT

Da hilft nur noch der Sheriff

Es ist kaum zu fassen, was in den Köpfen von Elke und Peter Mustermann sowie ihren Kindern Kevin und Lea-Sophie abgeht: Sie nutzen die Freiheit, mit gekauften To-Go-Artikeln in den Park zu gehen, und lassen die unverdaulichen Reste ihrer Mahlzeit, nämlich die üppige Verpackung, an ihrem Lagerplatz liegen, wie weiland die Neandertaler die Knochen vom Mammut.
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Tjards Wendebourg
Tjards WendebourgClaudia von Freyberg
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Doch während die Mammutknochen unter dem Einfluss der Verwitterung zerfallen, sind die Hinterlassenschaften des modernen - aber eher unwissenden - Homo sapiens mit ewiger Persistenz gesegnet. Burger-Verpackungen, Einweggabeln, Plastikschälchen und Folien vergehen nicht; bestenfalls zerfallen sie in Mikroplastik, beschleunigt durch die Mähwerke der Flächenmanager, die die Flächen pflegen müssen.
Der Gesetzgeber liefert sich einen verzweifelten Wettlauf mit der Gleichgültigkeit rücksichtsloser Konsumenten und dem Gewinnstreben am Wertschöpfungsprozess beteiligter Wirtschaftszweige. Und so wird es mit Sicherheit auch in der neuen Verbotsverordnung für Einwegprodukte ausreichend von Lobbyisten gegrabene Schlupflöcher geben, um dem Gesetzeswerk die Effizienz zu nehmen. Im Zweifelsfall wird die Vermüllung der Welt mit dem Verlust von Arbeitsplätzen oder der geringen Belastbarkeit des Bürgers begründet. Morgen? egal.
Garantiert findet sich auch wieder irgendein Jammerlappen, der die "Verbotskultur" beklagt und die grenzenlose Freiheit einfordert - wohl wissend, dass dies Mündigkeit und Gemeinsinn aller Beteiligten voraussetzt, die - und das beweisen die Müllberge im öffentlichen Raum - keinesfalls flächendeckend vorhanden sind, um es vorsichtig auszudrücken.
Wer Zweifel hat, dass dem so ist, darf gerne mal im ländlichen Raum vorbeischauen: Selbst in Regionen mit gut ausgerüsteten Wertstoffhöfen und großen Gärten finden sich noch ausreichend Menschen, denen es nicht zu blöd ist, mit einem Auto voller Grünabfälle an den Waldrand zu fahren, um Mähgut oder Strauchschnitt über den erstbesten Grabenrand zu entsorgen. Dummheit? Skrupellosigkeit? Gedankenlosigkeit? Man weiß es nicht. Im schlimmsten Falle alles im Verbund.
Die letzten Monate haben viel gezeigt. Ja, vielen Menschen sind Garten und Natur in der Pandemie wichtiger geworden. Viele benutzen den öffentlichen Raum aber auch weiter nur als Kulisse der Befriedigung ihrer persönlichen Bedürfnisse und scheren sich einen Teufel darum, ihn sorgsam zu behandeln. Und wenn der Gesetzgeber dann mit Ge- und Verboten um die Ecke kommt, wird laut gejammert.
2 Kommentare
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  • User_MTU4OTUyNA 11.06.2021 20:44
    Ich stimme dem Kommentar uneingeschränkt zu. Es ist unbegreiflich, dass einerseits in der breiten Bevölkerung und den Medien über Klimawandel und Umweltschutz berichtet und diskutiert wird und anderseits die Grünanlagen mit Müll überlaufen. Wie passt so was zusammen? Wie kann es Unternehmern egal sein, dass Ihre Pizzaschachteln den gegenüberliegenden Park seit Monaten verdrecken? Ist es Menschen im Jahr 2021 zu viel abverlangt, den nächsten halbwegs leeren Mülleimer anzusteuern und nicht krampfhaft den vollen noch zu befüllen? In Berlin versuchen wir jetzt zusammen mit der BSR durch übergroße Skulpturen in den Parks auf das Problem aufmerksam zu machen. Ich habe aber die Hoffnung leider fast verloren...
    • Claudia von Freyberg 14.06.2021 09:31
      Hallo Herr Flenker, genau so ist es! Das Problem ist in ganz Deutschland vorhanden und verschärft sich zusehends. Deshalb vermisse ich auch diesbezügliche Ansagen und Initiativen der Bundesregierung bzw. von den Grünen, die sich um die Regierung bewerben. Es ist ein akutes, greifbares Problem, das auch globale Auswirkungem hat (Mikroplastik in den Gewässern). Mit der gleichen Intensität, mit der die Mobilität und die Energiegewinnung verändert werden soll, wünsche ich mir eine Kampagne, die auf die Vermeidung dieser Umweltsauerei abzielt. Zudem wird in jeder Kommune Steuergeld in Millionenhöhe verbrannt, um für Sauberkeit zu sorgen. Dieses Geld steht nicht zur Verfügung für Schulen, Bäder, Bibliotheken usw. Wir bleiben jedenfalls dran ;-) Viele Grüße, Claudia von Freyberg
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