
Innovative Bewässerungstechnik für Stadtbäume
Maik Brandt vom Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Friedhofswesen der Stadt Rostock hat zusammen mit einem lokalen Start-up ein neuartiges Bewässerungssystem entwickelt, das Regenwasser und Solarstrom nutzt und Baumwurzeln dazu anregt, in die Tiefe zu wachsen.
von Stadt Rostock/Redaktion Quelle Stadt Rostock erschienen am 29.10.2024„Als Stadt stehen wir in der Verantwortung, schnellstmöglich praktisch realisierbare Lösungen zu finden, um unseren Baumbestand nachhaltig zu schützen“, verdeutlicht Dr. Ute Fischer-Gäde, Senatorin für Stadtplanung, Bau, Klimaschutz und Mobilität in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Maik Brandt hat so eine Lösung. Sein Konzept für die autarke und automatische Bewässerung von Bäumen wurde inzwischen mehrfach auf dem Stadtgebiet umgesetzt. Zunächst wurden Prototypen für Jungbäume realisiert, zuletzt ein System für Altbäume im Stephan-Jantzen-Park in Warnemünde. Dort sind die Bäume zusätzlichen Extremsituationen aufgrund der direkten Küstennähe ausgesetzt. Salzeintrag, Winddruck, Sandschliff sind weitere Stressfaktoren. Zudem kann der örtliche Sand- und Torfboden schlecht Wasser halten.
Autark bedeutet, das System funktioniert eigenständig, ohne dass Personal gebunden werden muss. Es wird kein Trinkwasser verbraucht, weil Regenwasser abgefangen und in einer unterirdischen Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 15.000 l gelagert wird. Sensoren in 30, 60 und 90 cm Tiefe überprüfen permanent den Zustand der Bäume, indem sie die Bodenfeuchte messen. „Dabei wird im Gegensatz zur volumetrischen Messung, die den reinen Wassergehalt des Bodens erfasst, die Saugspannung ermittelt, das heißt, wie viel pflanzenverfügbares Wasser vorhanden ist“, erklärt uns Brandt. „Beim Jungbaum ist dann der obere Sensor relevant, nach fünf Jahren der mittlere und bei einem älteren Baum der unten liegende Sensor.“
Die Sensoren funken SOS, sobald ein Baum Wasser benötigt. Über ein Leitungssystem wird dem Baum dann entsprechend Wasser aus der Zisterne zugeführt. „Das alles funktioniert über eine Steuereinheit. Dort ist vorprogrammiert, wann ein Baum einen kritischen Trockenheitswert erreicht, wann er also eine externe Wasserzufuhr benötigt. Ist der Wert erreicht, springt die Tauchpumpe an und bringt Wasser auf das Leitungssystem – und zwar direkt zu dem Baum, der Alarm gesendet hat“, erklärt Maik Brandt.
Das Wasser fließt über Splittzylinder ein. Dadurch soll ein weiteres Problem gelöst werden: Aufgrund der veränderten Vegetation und dem damit verbundenen Überlebensdrang entwickeln zahlreiche Bäume auf der Suche nach Wasser Oberflächenwurzeln. Dort zerstören sie oftmals Straßen und Gehwege. Weil der Wassereintrag mittels Splittzylinder unterirdisch erfolgt, orientieren sich die Wurzeln wieder in die Tiefe. Das hat auch den Vorteil, dass sie dort wasserführende Schichten erreichen und robuster gegenüber Trockenheit werden.
Das Regenwasser wird von einem örtlichen Parkhaus entnommen. Weil sich dieses in Privatbesitz befindet, musste mit dem Eigentümer ein entsprechender Nutzungsvertrag geschlossen werden. Auf dem Dach wurde zusätzlich eine PV-Anlage installiert. Diese versorgt die Pumpentechnik im Untergrund mit Strom. 22 Altbäume werden aktuell auf diese Weise bei Bedarf mit Wasser versorgt.
Rund 65.000 € wurden in das Projekt investiert, das im August dieses Jahres zum Abschluss gebracht werden konnte. „Wir sind dabei, kostengünstigere Alternativen zu entwickeln“, sagt Maik Brandt. „Damit wir stadtweit weitere Bewässerungssysteme installieren können.“ Die Hanse- und Universitätsstadt Rostock strebt in diesem Zusammenhang eine Beteiligung am „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ an. Dieses soll dafür sorgen, dass Ökosysteme wiederhergestellt und bewahrt werden.
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