
Eisenholzbaum (Parrotia persica)
Was können unsere Stadtbäume der Zukunft sein? In der Serie „Steckbrief Klimabaum“ stellt Dr. Philipp Schönfeld Baumarten vor, die im Rahmen des Projektes Stadtgrün 2021 auf ihre Tauglichkeit untersucht wurden. Dieses Mal ist es der Eisenholzbaum Parrotia persica.
von Dr. Philipp Schönfeld erschienen am 23.07.2025Deutscher Name: Der Name Eisenholzbaum leitet sich von der Tatsache ab, dass das Holz sehr schwer ist. Das spezifische Gewicht liegt über demjenigen von Wasser und schwimmt deshalb nicht.
Botanischer Name: Parrotia persica
Verbreitung: Nord-Iran, feuchtwarme Niederungswälder
Lebensbereichkennziffer: 2.3.2.4 Auen- und Ufergehölze
1. Ziffer (Lebensbereich): Gehölze der Weichholz- und Hartholzauen, potenzieller Überschwemmungsbereiche und Feuchtgebiete; meist wärmeliebend, nährstoffreiche Böden von schwach saurer bis alkalischer Reaktion bevorzugend
2. Ziffer (Bodenfaktoren): Gehölze gelegentlich mäßig trockener, sonst frischer bis feuchter Standorte, (Hartholzaue), kurzzeitig überschwemmt; schwach sauer oder neutral, gelegentlich auch schwach alkalisch, auf ± nährstoffreichem, sandigem oder sandig-humosem Lehm
3. Ziffer (Klimafaktoren): sonnig, gelegentlich hitzeverträglich, wärmeliebend; meist frosthart bis frosthart, spätfrostgefährdet
Klima-Arten Matrix: 2.2, wird in Bezug auf Trockentoleranz und Winterhärte als „geeignet“ eingestuft.
GALK Straßenbaumliste: Parrotia persica ist seit 2020 im Test und die Sorte 'Vanessa' seit 2022. Eine abschließende Bewertung liegt noch nicht vor. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass Bodenversiegelung oder Überpflasterung nicht vertragen werden.
1Wuchs: Wächst mehr strauchig als baumartig, in der Heimat erreicht er Höhen von bis zu 10 m. Bei uns wächst er meist als breiter Großstrauch, der im Alter bis 6 m Höhe und Breite erreicht oder als Baum mit tief angesetzter Krone. Die Zweige und Äste des Eisenholzbaums verwachsen oft untereinander und bilden ein dichtes Dickicht. Parrotien können über 150 Jahre alt werden. Junge Triebe sind sternhaarig, an älteren Ästen ist die Borke platanenartig abblätternd, ein dekoratives, mehrfarbiges Muster bildend.
2Blätter: wechselständig, verkehrt eiförmig bis elliptisch, 6–10 cm lang, im unteren Teil ganzrandig, im oberen Teil grobkerbig gezähnt, Basis abgerundet bis schwach herzförmig, im Austrieb gelegentlich rötlich getönt, später oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits heller, an den Nerven behaart, Stiel 2–6 mm lang, lang anhaltende Herbstfärbung, scharlachrot mit Orange und Goldgelb
3Blüten: bereits im März vor den Blättern, klein, Kelchblätter nur 5-7 mm lang, keine Kronblätter, Staubblätter hochrot
Früchte: Kapseln 1–1,5 cm lang, filzig, sich 2 bis 4-klappig öffnend
Hinweise zur Verwendung: Der Eisenholzbaum ist ein seit Jahrzehnten beliebter und oft verwendeter großer Strauch. Aufgrund seiner ausladenden Wuchsform wird er meist als Solitärgehölz verwendet, während er am Naturstandort oft in größeren Reinbeständen oder als dominante Art wächst. Dort ist auch eine große Variabilität in Bezug auf die Wuchsformen und die Herbstfärbung zu beobachten, die Ausgangspunkte für weitere Selektionen bilden könnten.
Die wesentlichen Schmuckaspekte sind die kleinen, aber früh erscheinenden Blüten, die Herbstfärbung und die abblätternde und mehrfarbige Rinde an den älteren Ästen. Von Natur aus wächst diese Art als großer Strauch, lässt sich in der Baumschule aber auch als Hochstamm mit einer breiten und tief angesetzten Krone erziehen.
Bisher wird der Eisenholzbaum meist als Solitärgehölz verwendet – aber es gibt weitere Verwendungsmöglichkeiten. Wenig bekannt ist die Schnittverträglichkeit von Parrotia. In den Baumschulkatalogen werden in der Rubrik „Formgehölze“ neben den üblichen Arten wie Hainbuche, Winterlinde, Feld-Ahorn und Rotbuche auch Eisenholzbäume in verschiedenen Formen angeboten: Kastenform mit und ohne Stamm, Heckenelemente, Spaliere, Dachform auf Stamm etc. Besonders ausdrucksstark sind aufgrund der natürlichen Wuchsform und der Rinde Schirmformen. Am entsprechenden Standort wäre Parrotia als Schnitt- und Sichtschutzhecke eine interessante Alternative zu den sonst üblichen Hainbuchen, Feld-Ahorn oder Liguster. Sofern für ein Projekt eine größere Anzahl von Parrotia-Jungpflanzen dafür benötigt werden, sollte man vorab Rücksprache mit der Baumschule nehmen.
4Parrotia persica taucht zunehmend in den Listen und Empfehlungen für „Klimabäume“ auf und die Sorte ‘Vanessa’ ist eine der Versuchsbaumarten im Projekt „Stadtgrün 2021“. In Bezug auf den Zuwachs waren bei dieser Art an allen drei Versuchsstandorten kaum Unterschiede zu erkennen – lediglich im niederschlagsreichen Kempten war der Zuwachs etwas größer. Am hitze- und trockenheitsbelasteten Standort Würzburg hingegen zeigten sich die Grenzen der Anpassungsfähigkeit dieser Art. In den extrem trockenen und heißen Sommern, wie im Jahr 2018, verfärbten sich die Blätter aufgrund der intensiven Strahlung zunächst rot, was auf die Bildung von Anthocyanen als Schutzmechanismus zurückzuführen war. Infolge der Trockenheit begannen die Blätter dann von den Rändern her auszutrocknen. Um die Bäume „über die Runden zu bringen“, erfolgte daraufhin eine Notbewässerung.
Die Stämme mit der dünnen Rinde erfordern unbedingt einen Stammschutz, sonst kommt es auch hier zu Verbrennungen und darauf folgenden Nekrosen. Diese Reaktion auf lang anhaltende Trockenphasen spiegelt sich in der Lebenbereichkennziffer gut wider und wird besser verständlich angesichts der Baumarten, die die gleiche Kennziffer aufweisen (Auszug): Liriodendron tulipifera, Acer rubrum (der am Versuchsstandort Würzburg auch „versagt“ hat), Liquidambar styraciflua (der ebenfalls 2018 eine Notbewässerung benötigte), Cercidiphyllum japonicum, Quercus palustris, Q. imbricaria. Andere Baumarten aus dem Lebensbereich 2 Auen- und Ufergehölze, die allerdings den Kennziffern 2.4 und 2.5 zugeordnet wurden, haben diese Trockenperioden ohne Zusatzbewässerung überstanden: Alnus × spaethii, Fraxinus pennsylvanica ‘Summit’, Gleditsia triacanthos ‘Skyline’.
Aufgrund seiner Standortansprüche wäre der Eisenholzbaum potenziell für die Bepflanzung von Schwammstadtsystemen geeignet. Aufgrund der eingeschränkten Trockenheitsverträglichkeit müsste allerdings bei länger anhaltenden Trockenperioden auch an diesen Standorten gewässert werden.
Sorten:
Parrotia persica ‘Vanessa’ fiel 1956 zwischen den Mutterbäumen der „Koninklijke Boomkwekerij Alphons van der Bom” (Königliche Baumschule Alphons van der Bom) in Oudenbosch/NL auf. 35 Jahre später stellte sich heraus, dass sich der Sämling von 1932 so stark von der Hauptart unterschied, dass er als Parrotia persica ‘Select’ benannt wurde. Erst 1983 erhielt die Selektion den endgültigen Namen ‘Vanessa’ nach einer Schmetterlingsgattung. Das ist die derzeit bekannteste und wohl auch am häufigsten kultivierte Sorte. Sie ist langsamwüchsig mit geradem Stamm und erreicht eine maximale Höhe von circa 10 und eine Kronenbreite von bis zu 3 m. Mit ihrer besonderen Wuchsform eignet sie sich gut für mittlere oder größere Gärten, Parkanlagen, repräsentative Pflanzungen und als Straßenbaum an Nebenstraßen und in Wohngebieten.
Parrotia persica ‘Bella’ ist eine Selektion aus Sämlingen von Samen, die in der Wildnis des Nordkaukasus gesammelt wurden. Die Sorte wurde von Herman Geers selektiert und 2004 von der Baumschule Chris van der Wurff Junior in den Niederlanden eingeführt. Im Jahr 2007 wurde der Baum auf der Fachmesse „Groot Groen Plus“ in Zundert mit Gold ausgezeichnet. Die Sorte ‘Bella’ unterscheidet sich von der Art durch den durchgehenden Mittetrieb und ihre gleichmäßige Krone. Die Krone bleibt schmaler als bei der Art. Bereits im Februar beginnt die Blüte mit einzelnen, roten Blüten auf dem kahlen Holz. Die lederartigen, glänzenden Blätter treiben dunkelrot aus und verfärben sich später in ein dunkles Grün. Schon im Juli beginnt die spektakuläre Herbstfärbung von Dunkelrot bis Violettrot.
Ein Nachteil dieser Sorte ist das langsame Wachstum. Im Versuch „Anzucht neuer Straßenbaumarten und -sorten“ der LVG Bad Zwischenahn wies diese Sorte 2021 den geringsten Stammumfang von den 36 untersuchten Baumarten und -sorten auf. Im Jahr 2019 traten Hitzeschäden auf. Angesichts des sehr geringen Stammwachstums ist es m. E. unwahrscheinlich, dass diese Sorte eine weitere Verbreitung findet – zumindest nicht als Hochstamm.
Parrotia persica ‘Jodrell Bank’ ist eine Selektion des Jodrell Bank Arboretums bei Manchester/GB. Es ist ein eher kleiner Baum mit einer schmalen, ovalen, halboffenen Krone und aufsteigenden Ästen. ‘Jodrell Bank’ erreicht innerhalb von 20 bis 50 Jahren eine Breite von 2 bis 4 und eine Höhe von maximal 8 m und bleibt damit kleiner als die Art.
Sowohl die Sorte ‘Bella’ als auch ‘Jodrell Bank’ sind bisher selten im Sortiment der Baumschulen zu finden und werden wohl vor allem in den Niederlanden kultiviert.
Literatur
EHSEN, B. (2021): Anzucht neuer Straßenbaumarten und -sorten. Versuche im Garten- und Landschaftsbau 2021. Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn
EISELT, M.G. und SCHRÖDER, R. (1977): Laubgehölze. Verlag J. Neumann-Neudamm (Melsungen, Basel, Wien), 671 Seiten
Hrsg: WILHELM LEY BAUMSCHULEN (2016): Das grüne Sortenbuch. 4. Auflage
ROLOFF, A. (2021): Trockenstress bei Bäumen, Quelle und Meyer, 288 Seiten
Homepage Baumschule Ebben (18. Juni 2025)
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