Baumpfleger aus ganz Europa beraten über den Baumschutz
Die Jahreshauptversammlung des Europäischen Baumpflegerates (European Arboricultural Council – EAC) fand auf Einladung der kroatischen Mitgliedsverbände im Juni in Zadar statt. EAC-Präsidentin Stefania Gasperini aus Italien begrüßte rund 120 Baumpflegerinnen und -pfleger aus ganz Europa und den Vereinigten Staaten.
von EAC/Redaktion Quelle EAC erschienen am 19.07.2024Die enge Verbundenheit zum EAC brachte Nicolaas Verloop, Präsident der International Society of Arboriculture (ISA), zum Ausdruck. In seinem Grußwort betonte er das sehr gute Miteinander beider Baumpflegeverbände, das vor allem bei der Internationalen ISA-Konferenz in Malmö/Schweden und bei weiteren Treffen sichtbar wurde.
1Die Mitglieder haben einen neuen Präsidenten gewählt: Michal Zelenak aus der Slowakei löst die Italienerin Stefania Gasperini ab, die das Amt drei Jahre innehielt. Sie war die erste Frau an der Spitze des europäischen Baumpflegerates und setzte sich vor allem für Frauen in der Baumpflege ein.
Zelenak, Baumpfleger aus Bratislava, führt ein Baumpflegeunternehmen und arbeitet für die öffentliche Hand, aber auch für Privatkunden. Zudem ist er schon länger Mitglied des Vorstandes des EAC und für dessen Social-Media-Kanäle verantwortlich. Er möchte das EAC zum führenden europäischen Verband der Baumpflege weiterentwickeln, die Digitalisierung intensivieren und für die nächsten fünf bis zehn Jahre einen strategischen Plan entwickeln. Unterstützt wird er dabei von einem Vorstandsteam, das sich wie folgt zusammensetzt:

Neue Mitglieder
Einstimmig nahm der EAC zwei weitere Mitglieder auf: GECAO (Groupement des Experts Conseils en Arboriculture Ornamentale, Frankreich) und UAA (Ukrainische Baumpflegevereinigung). Somit zählt das EAC nun 35 Mitgliedsorganisationen aus 27 europäischen Ländern. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Bericht des Ukrainers Maksym Makukha über die Situation der Baumpflege in dem vom Angriffskrieg betroffenen Land. Die Ukraine interessiert sich für Fachwissen und die Aus- und Weiterbildung auf europäischem Niveau.
Neues zum Baumschutz aus den Ländern
- Stefania Vecchio und Francesco Besio (Italien) stellten in ihrem Vortrag die Erhaltungsstrategie für Altbäume in der Region Emilia Romagna, Norditalien, vor. Die Region hat 2023 dazu ein neues regionales Gesetz verabschiedet, um den Schutz monumentaler Bäume besser zu regeln und das Engagement für eine gute Bewirtschaftung sowie mehr Wissen und Bewusstsein für die Bedeutung ihres Schutzes zu erhöhen.
- Die Bretagne ist eine der Regionen Frankreichs mit der höchsten Dichte an alten Bäumen, die mehrere tausend Jahre alt sind. Mickaël Jézégou, Frankreich, zeigte auf, warum diese Bäume von mehreren Generationen erhalten wurden, warum sie nicht für materielle Zwecke verwendet wurden und was die kulturellen Gründe dafür sind, dass manche Bäume altern dürfen und andere nicht.
- Portugal schützt seine sogenannten monumentalen Bäume seit 1914 mit der ältesten Gesetzgebung in Europa. Dr. Raquel Pires Lopes aus Portugal gab Beispiele für Baumveteranen, auf die das Institut für Natur- und Forstwirtschaft besonderes Augenmerk legt.
- Der Hatfield Forest, Großbritannien, gilt mit 884 alten Bäumen als das vielleicht am besten erhaltene Beispiel für diese Art von Wald in der Welt und ist seit dem Mittelalter relativ unverändert geblieben. In den 1970er Jahren waren die Verantwortlichen besorgt, dass die Bäume brechen könnten, so dass eine Reihe von Bäumen neu beschnitten wurden. Das Wachstum von 200 Jahren wurde somit in einem Arbeitsgang beseitigt. Leider überlebten 90 % dieser Bäume den Schnitt nicht, so dass die Verwaltung vor einem Dilemma stand: Wie sollten sie sich um die verbleibenden ungeschnittenen Bäume kümmern? Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde ein neues, 30-jähriges, innovatives und experimentelles Schnittprogramm eingeführt, der „Kürzungsschnitt". Reg Harris, Ancient Tree Forum UK, erzählte die Geschichte, wie sich diese Art des Schnitts im Hatfield Forest entwickelt hat und welche Lehren daraus gezogen wurden.
- Goran Huljenic und Prof. Vinko Paulic, Kroatien, beleuchteten die Rolle und die bedeutenden Beiträge Kroatiens im Bereich der europäischen Baumpflege. Kroatien hat eine reiche Tradition in der Forstwirtschaft und engagiert sich für den Erhalt vielfältiger Ökosysteme. Darüber hinaus sind regionale und internationale Kooperationen wie zum Beispiel der Austausch von Best Practice, die Teilnahme an Forschungs- und Expertennetzwerken und an politischen Dialogen zur Förderung einer nachhaltigen Baumpflegekultur in ganz Europa sehr hilfreich.
- Prof. Fabio Salbitano, Italien, begann 1996 mit der Forschung und Lehre über städtische Wälder und Bäume. Er widmete den größten Teil seiner wissenschaftlichen Laufbahn den Themen Entwicklung der Natur in Städten und städtische sozio-ökologische Systeme. In seinem Vortrag ging er auf die nachhaltige Gestaltung und Bewirtschaftung von städtischen und stadtnahen Wäldern ein. Dabei fragte er kritisch: Werden städtische und periurbane Wälder unsere Städte retten bzw. können urbane und periurbane Wälder die Menschen und den Planeten retten? Anhand vieler internationaler Beispiele zeigte er grüne Lösungsansätze auf.
- Stadtwälder sind von entscheidender Bedeutung für die Bereitstellung von Ökosystemdienst-leistungen, die die Umwelt verbessern. Dazu gehören: die Verbesserung der Luftqualität, die Regulierung von Temperaturen, die Bindung von Kohlenstoff, die Verringerung von Überschwemmungen und die Unterstützung der biologischen Vielfalt. Jan Willem de Groot, Niederlande, konzentriert sich auf die Nutzung von I-Tree Eco, einem Tool zur Quantifizierung dieser Wohlfahrtswirkungen. Anhand von Fallstudien aus den Niederlanden zeigte er, wie I-Tree Eco im urbanen Baummanagement und den Planungsprozessen durch Baumbeauftragte angewendet wird, um nachhaltigere und widerstandsfähigere Städte zu fördern.
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