
Gemeiner Samtfußrübling (Flammulina velutipes)
Der pensionierte Phytopathologe Dr. Thomas Cech (ehemals tätig am Bundesforschungszentrum für Wald in Wien) stellt uns in Steckbriefen wichtige Baumpilze vor, dieses Mal den Samtfußrübling – auch ein Speisepilz.
von Dr. Thomas Cech erschienen am 03.02.2025Erkennbarkeit – Symptome und Fruchtkörper
Der Samtfußrübling ist sowohl Saprophyt wie Wundparasit. Die Art findet sich auf Laubgehölzen, sehr häufig Weiden, Pappeln, Eschen, Ulmen, Holunder, hingegen sehr selten auf Nadelgehölzen, in Laubwäldern, Mischwäldern, Windschutzstreifen, Auen, sowie an urbanen Standorten (Solitärbäume: Gärten etc.).
Die einjährigen Fruchtkörper erscheinen vom Spätherbst bis zum zeitigen Frühjahr meist büschelweise auf stehenden und liegenden Stämmen, Stümpfen, abgestorbenen Ästen und manchmal auch über vergrabenem Holz. Sie entwickeln sich bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Die pilzförmigen Fruchtkörper sind im Durchmesser 20 bis 120 mm groß und zwischen 30 und 120 mm hoch. Die Hüte sind anfangs konvex, später abgeflacht, honiggelb bis rostgelb oder orangerot, dunkel rotbraun, manchmal auch weißlich bis blass gelb. Sie sind glatt bis schwach samtig, in feuchtem Zustand etwas schleimig und glänzend, weisen ein dunkleres Zentrum auf und sind gegen den Hutrand durchscheinend.
1Die weißlich bis blassgelben oder ockerfarbenen (nicht braunen!) Lamellen sind breit oder ausgebuchtet am Stiel angewachsen, stehen gedrängt, aber nicht dicht und sind unterschiedlich lang. Der typisch samtige Stiel ist zylindrisch oder geringfügig seitlich zusammengedrückt, oft gebogen, voll bis hohl, dünn, zäh, an der Spitze blassgelb bis rötlich, zur Basis hin dunkelbraun bis schwärzlich und an der Basis verzweigt wurzelförmig verlängert. Das Fleisch ist dünn, weißlich bis blassgelblich, anfangs weich, später zäh. Der Geruch ist schwach laugenartig, der Geschmack mild. Das Sporenpulver ist weiß (nicht braun!).
Der Gemeine Samtfußrübling ist essbar, wird oft kultiviert und als „Winterpilz“, „Enoki“ oder „Enokitake“ gehandelt. Der Substratru¨ckstand aus diesen Produktionen dient gelegentlich als Futtermittel fu¨r Rinder. Der Pilz wird auch in der popula¨ren Medizin verwendet. Er entha¨lt Antioxidantien (Berichten zufolge Ergothionein). Außerdem enthalten die Fruchtko¨rper das zytolytische und cardiotoxische Protein Flammutoxin, das regulierend auf das Immunsystem einwirkt.
Verwechslungsgefahr
Der Gemeine Samtfußrübling unterscheidet sich von anderen (ebenfalls essbaren) Arten derselben Gattung vorwiegend durch mikroskopische Merkmale. Andere a¨hnliche Pilze sind das Stockschwa¨mmchen (Kuehneromyces mutabilis) oder der tödlich giftige Gift-Ha¨ubling (Galerina marginata, Stiel beringt, bräunliche Lamellen, braunes Sporenpulver). Keiner dieser Pilze fruktifiziert im Winter.
Schadwirkung im Baum
Das Myzel breitet sich nach Infektion über verschiedene mechanische Verletzungen am Stamm im Holz aus. Die resultierende Weißfäule kann zu Stammbruch führen, was vor allem in Auwäldern, wenn die Bäume im Zuge von Überschwemmungen (Treibgut) oder Fraß durch Biber mechanisch vorgeschädigt wurden, häufig zu beobachten ist.
Herkunft und Verbreitung
Der Gemeine Samtfußrübling ist in der nördlichen Hemisphäre in Nordamerika, Europa und Ostasien weit verbreitet und möglicherweise ursprünglich nordamerikanischer Herkunft, in der südlichen Hemisphäre (gemäßigte Breiten Südamerikas, Neuseeland und Südaustralien) wurde die Art vermutlich eingeschleppt.
Vorbeugende Maßnahmen
Wunden aller Art sollten vermieden werden.
Behandelnde Maßnahmen
Keine möglich
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