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5 Fragen an Jens Wehner

„Ich habe den Chamäleon-Blick“

Jens Wehner ist Stadtgärtnermeister in der Kurstadt Bad Saulgau in Oberschwaben – mit über 30 Jahren Erfahrung in Baumkontrolle und Baumpflege. Uns erklärt er unter anderem, welche Baumarten sich bewähren und welche eine Höchststrafe für Baumpfleger bedeuten.

von Claudia von Freyberg erschienen am 29.08.2024
Jens Wehner bei der Baumkontrolle © Thomas Schwall
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In welchem Zustand ist Euer Baumbestand zurzeit? Jens Wehner: Ich bin ganz begeistert, wie sich viele Bäume, die in den letzten zwei Jahren unter Trockenstress litten, erholt haben und sich noch Ende August in sattem Grün präsentieren. Nach dem regenreichen Herbst und Frühsommer ist eine signifikante Änderung zu erkennen. Wie häufig machst Du Baumkontrolle? Jens Wehner: Einmal im Jahr und nach jedem Unwetter. Eigentlich habe ich immer beim Fahren oder Laufen durch die Stadt – auch in anderen Städten – ein Auge auf die Bäume und eins auf die Straße. Ich habe also den Chamäleon-Blick ;-) Ist Euer Baumbestand in den letzten Jahren kleiner oder größer geworden? Und wie viel Personal kümmert sich darum? Jens Wehner: Viel größer – durch neue Gewerbegebiete, Wohngebiete, Renaturierungen, Ausgleichsmaßnahmen, die Anlage von Lehrpfaden. Die Baumkontrolle übernehme ich allein, für die Baumpflege habe ich noch zwei bis vier Kollegen zur Verfügung. Wir vergeben Aufträge nur, wenn wir mit dem Hubsteiger nicht mehr weiter kommen, an Baumkletterer. Welche Baumarten haben sich Deiner Erfahrung nach bewährt, welche nicht? Was pflanzt Ihr heute? Jens Wehner: In den letzten Jahren haben vor allem Birken und Buchen stark gelitten, Eschen ebenfalls durch das Eschentriebsterben. Wir liegen auf über 600 m und haben ein etwas raueres Klima als zum Beispiel in Karlsruhe. Deshalb gedeihen vor allem heimische Arten sehr gut. Wir verwenden gerne Acer campestre als Hochstamm, Malus, Pyrus, Sorbus aria, Sorbus torminalis und Sorbus domestica (wegen der Früchte aber nicht im Verkehrsraum), Ginkgo und Roteichen, Eichen überhaupt. Gleditschien sind robust, extrem trockenheits- und schnittverträglich. Aber für Baumpfleger sind sie die Höchststrafe. Hier besteht eine sehr hohe Verletzungsgefahr, und man sollte sie nur da pflanzen, wo man nicht oft schneiden muss – also nicht im Verkehrsraum. Bei uns stehen sie da, das hat der Planer damals so festgelegt. Ich kann nur an Planer appellieren, auch an die Baumpfleger zu denken. Was würdest Du Dir für die Baumpflege noch wünschen? Jens Wehner: Eine Berufsausbildung zum Baumpfleger, so wie sie in der Schweiz existiert. Baumpflege und das spezielle Wissen über Bäume werden in der Landschaftsgärtnerausbildung nur minimal behandelt. Dabei wird die Rolle von Bäumen in Städten und ihre Erhaltung immer wichtiger. Ich habe zum Glück durch meine frühere Arbeit in der Baumschule einiges Wissen mitbringen können. Die Abschlüsse FAW und ETT setzen erstmal eine grüne Berufsausbildung und Berufsjahre voraus. Wer hier Baumpfleger werden will, muss also sehr viel Eigeninitiative und Zeit mitbringen. Aber unabhängig vom Abschluss: Ein guter Baumpfleger und -kontrolleur wirst du vor allem durch Erfahrung.
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